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13.08.2025 13:51 Alter: 6 days

Zweistellige Renditen auf Kosten der Stromkunden?

„Wenn Netzbetreiber derartige Renditen erzielen können, dann läuft im Regulierungsrahmen etwas grundsätzlich schief.“


Robert Busch, Geschäftsführer Bundesverband, Neue Energiewirtschaft e. V., Foto: bne

Nach einer Analyse des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) erzielen einige der größten Verteilnetzbetreiber, die rund die Hälfte aller Stromkunden beliefern, zweistellige Renditen auf Kosten von Millionen Stromkunden.THEMEN!magazin übernimmt zur Analyse eine Wortmeldung von Robert Busch, Geschäftsführer Bundesverband Neue Energiewirtschaft e. V.

Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital bei 20,2 %. Auffällig dabei: Einzelne Netzbetreiber wie EWE Netze (50 %), Pfalzwerke Netz (39 %) oder Westnetz (27 %) verzeichnen teils außerordentlich hohe Gewinnmargen trotz ihres monopolistischen und damit risikoarmem Geschäftsmodells, das eigentlich strenger Regulierung unterliegt.

Grund für die Gewinne einzelner Netzbetreiber sind offensichtlich zu hohe Netzentgelte. Die Anreizregulierung sieht kalkulatorische Renditen zwischen 5 % und 7 % vor. Doch die VNB erwirtschaften regelmäßig weit höhere Renditen. Indem sie z. B. die Kosten bereits im Basisjahr künstlich erhöhen, von zweifacher Inflationsanpassung profitieren oder Millionen Euro an Gewerbesteuer in die Netzentgelte einpreisen, obwohl sie diese tatsächlich gar nicht zahlen.

Hilft der NEST-Prozess?

Aktuell arbeitet die Bundesnetzagentur (BNetzA) im NEST-Prozess an einer umfassenden Reform der Netzregulierung, die Finanzierung und Effizienz der Stromnetze künftig neu ordnen soll. Aber anders als man erwarten könnte, wird sogar eine weitere Erhöhung der zugeteilten Mittel an die VNBs etwa durch die Einführung eines Zinsbonus auf Baukosten- und Investitionszuschüsse diskutiert.

Angesichts der unstreitig anstehenden Investitionen in Netzausbau und Netzdigitalisierung und der politischen Diskussion um den Anstieg der Netzentgelte, kann es nicht sein, dass solche Renditen erzielt werden. Die BNetzA sollte risikolose Monopolrenditen auf ein angemessenes Maß zurückstutzen. Die dann immer noch auskömmlichen Einnahmen sollten für die notwendigen Investitionen genutzt werden.

bne fordert Reform der Netzregulierung

Im Rahmen des NEST-Verfahrens ist eine umfassende Reform der Netzregulierung erforderlich. Ziel muss sein, die tatsächliche Leistung gegenüber Netzkunden zum Maßstab für zulässige Renditen zu machen. Die zentralen Vorschläge:

  1. Transparenz und Prüfung: Es braucht eine transparente und strenge Kostenprüfung bei den Netzbetreibern. Nur solche Kosten dürfen anerkannt werden, die auch im Wettbewerb anfallen würden. Zudem sollten die Netzbetreiber künftig ihre realen Eigenkapitalrenditen veröffentlichen. Hierzu sollte die BNetzA eine Transparenzseite einrichten.
  2. Regulierungsreform: Viele renditesteigernde Praktiken sind gesetzlich erlaubt z. B. doppelter Inflationsausgleich. Die BnetzA muss hier stärker im Sinne der Verbraucher agieren und übermäßige Gewinne unterbinden.
  3. Leistungsabhängige Rendite: Künftige Renditen müssen an konkrete Leistung gekoppelt werden – etwa effiziente gemeinschaftliche Netzführung und Digitalisierung, kundenfreundliche Prozesse und einheitliche technische Vorgaben.

Werden diese Punkte nicht adressiert, droht Deutschland dauerhaft mit überhöhten Netzentgelten und mangelnder Leistungsfähigkeit konfrontiert zu sein.

www.bne-online.de