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18.04.2023 14:43 Alter: 1 year

Wasserstoff für das Saarland und Rheinland-Pfalz

„Wir wollen zukünftig eine sichere Infrastruktur für den möglichen Wasserstoffbedarf unserer Kunden im Saarland und in Rheinland-Pfalz bereitstellen. So machen wir ihre Energieversorgung und unsere eigene Infrastruktur fit für eine klimaneutrale Zukunft.“


Jens Apelt (li) und Frank Gawantka, Geschäftsführer der Creos Deutschland GmbH Foto: Creos Deutschland

Wasserstoff wird eine entscheidende Rolle spielen, wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will, denn in vielen Bereichen und Sektoren ist eine reine Elektrifizierung nicht möglich. Deshalb bereitet die Creos Deutschland in Teilen ihres Netzsystems den Umstieg von Erdgas auf Wasserstoff vor, wie Jens Apelt und Frank Gawantka, Geschäftsführer der Creos Deutschland GmbH, in einem Gastbeitrag für THEMEN!magazin informieren.

Wasserstoffhochlauf im Saarland und in RheinlandPfalz? Ja, das geht. Die Creos Deutschland steht dafür als Netzbetreiber für Gase und Strom bereit. Denn Wasserstoff wird in Zukunft ein bedeutender Energieträger für Industrie, Verkehr und für die Wärmewende sein. Die Vorbereitungen für eine Wasserstoffversorgung sind deshalb mehr als dringlich.

Wasserstoffnetz mosaHYc macht saarländischen Stahl grün

Mit dem europäischen und grenzübergreifenden Infrastrukturprojekt mosaHYc (moselle-saar-Hydrogen conversion) entwickelt die Creos Deutschland mit Partnern aus Frankreich (GRTgaz) und Luxemburg (Encevo) ein grenzüberschreitendes und bedarfsgerechtes Wasserstoffnetz. Damit stellt mosaHYc das wesentliche Bindeglied dar, um Wasserstoff-Produzenten und -Nutzer in dieser Region zusammenzubringen: Durch mosaHYc können potenzielle Wasserstoff-Produzenten ihre Mengen sicher einspeisen und Wasserstoff-Nutzer sicher die Mengen an Wasserstoff erhalten, die sie für ihre Prozesse benötigen.

Im Rahmen des Projektes sollen rund 70 Kilometer bestehende Gas-Leitungen in Wasserstoff-Leitungen umgewandelt werden. Durch den zusätzlichen Neubau von rund 30 Kilometern Wasserstoff-Leitungen soll so ein rund 100 Kilometer langes erstes Wasserstoff-Inselnetz in der Grande Région entstehen. Das Inselnetz wird eine vom maximalen Betriebsdruck abhängige Kapazität von bis zu 120.000 m3 /h bereithalten. Die Inbetriebnahme des Leitungsnetzes soll 2027 erfolgen. In 2030 wird der Transport von rund 60.000 t Wasserstoff pro Jahr erwartet. Dieses Inselnetz soll ab 2027 zunächst vor allem die saarländische Stahlindustrie mit klimaneutralem Wasserstoff versorgen. Längerfristig ebnet das Projekt den Weg, um so die Entwicklung eines interregionalen Marktes für Wasserstoff zu beschleunigen. Der Ausbau von mosaHYc kann auch die Wasserstoffversorgung in Rheinland-Pfalz ermöglichen.

Innovationsprojekt der SHS – Stahl-Holding-Saar

mosaHYc ermöglicht der Stahlindustrie als Ankerkunde und anderen Branchen im Saarland die Wasserstoffversorgung für ihre Energiewende. Mit den Unternehmen Dillinger und Saarstahl nimmt die Stahlindustrie als industrieller Abnehmer eine Schlüsselrolle im strategischen Aufbau einer regionalen grenzüberschreitenden Wasserstoffwertschöpfungskette ein: Zur Reduzierung von Prozessemissionen in der Stahlindustrie ist der Einsatz von Wasserstoff erforderlich. Bereits 2020 haben Dillinger und Saarstahl eine wasserstoffbasierte Stahlproduktionsanlage, das sogenannte Koksgasinjektionssystem, in Betrieb genommen. Das aktuelle Projekt „Power4Steel“ sieht eine erhebliche Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis spätestens 2045 vor. Ziel ist eine kohlenstoffneutrale Produktion durch die Inbetriebnahme einer Direktreduktionsanlage.

Idee eines Wasserstoffnetzes der Creos Deutschland im Saarland und Rheinland-Pfalz Grafik: Creos Deutschland

MosaHYc für die Energietransformation

MosaHYc hat das Potenzial, die Energietransformation wirklich voranzubringen. Nicht nur für die Creos selbst, sondern für das Saarland und darüber hinaus in der gesamten Großregion. Es ist die Chance für den Einsatz von Wasserstoff in Produktionsprozessen, für klimaneutralen, grünen Stahl im Saarland, für Wasserstoffproduzenten in der Großregion und für die zukünftige Anbindung an das europäische Wasserstoffverbundnetz „European Hydrogen Backbone“. Mit Anbindung der Infrastruktur von mosaHYc an das europäische Wasserstoff-Verbundsystem werden Voraussetzungen geschaffen, große Wasserstoffmengen aus ganz Europa und der Welt in das Saarland und nach Rheinland-Pfalz zu transportieren. So kann ein liquider und internationaler Wasserstoffmarkt entstehen.

Kooperation mit WasserstoffNetzwerk „flow – making hydrogen happen“

Mit dem Projekt flow – making hydrogen happen wollen GASCADE Gastransport GmbH, ONTRAS Gastransport GmbH und terranets bw GmbH ein Pipelinesystem für klimaneutralen Wasserstoff schaffen, das in drei Schritten von der Ostsee bis in den Südwesten Deutschlands verläuft. Perspektivisch soll dieser Korridor fünf europäische Nachbarländer verbinden. Bereits jetzt sind zahlreiche assoziierte Projektpartner an Bord.

Als Creos Deutschland gehen wir davon aus, dass die rein innerdeutsche Wasserstoffproduktion den zukünftigen Bedarf nicht decken kann. Deshalb ist die Creos Deutschland eine Partnerschaft mit dem Wasserstoff-Netzwerk „flow -making hydrogen happen“ eingegangen. Durch flow ergibt sich für die Creos Deutschland eine konkrete Perspektive, die Wasserstoffinfrastruktur über mosaHYc hinaus weiter mitzuentwickeln. Mit der Umstellung weiterer Gasleitungen im Saarland und in Rheinland-Pfalz verbindet die Creos Deutschland die Vision, in den 2030er Jahren die Verbindung beider Wasserstoffinselnetze und damit die Verbindung von flow und dem französischen Wasserstoffnetz zu realisieren.

Grundvoraussetzung hierfür ist, dass die Letztverbraucher, die heute Erdgas zur Wärmeerzeugung einsetzen, bereit sind, von Erdgas auf Wasserstoff oder andere Energieträger umzusteigen. Deshalb ist die kommunale Wärmeplanung ein wichtiger Baustein für die Umstellung von bestehender Gasinfrastruktur auf Wasserstoff. Mit der Beteiligung an flow wollen wir zukünftig den Wasserstoffbedarf für unsere Kunden im Saarland und in Rheinland-Pfalz und zugleich unsere eigene Infrastruktur fit für eine klimaneutrale Zukunft machen. Flow verläuft ausgehend von MecklenburgVorpommern über Thüringen bis nach Hessen und Baden-Württemberg. Langfristiges Ziel ist es, die großen Erzeugungs- und Importkapazitäten von klimaneutralem Wasserstoff im Norden mit den Verbrauchern im Südwesten Deutschlands zu verbinden. Die Anbindung von mosaHYc an andere Wasserstoffnetze wird so die Versorgung mit Wasserstoff aus der Ost- und Nordsee ermöglichen und dem bis dahin gestiegenen Wasserstoffbedarf Rechnung tragen.

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Molekulare Energieträger müssen gemeinsam gedacht werden

Die Creos Deutschland kennt ihr Netz, ihre Kunden, ihre Region. Sie kann Bedarfe ermitteln und ihre Infra- [Creos] Die Vorbereitungen für die Umsetzung von mosaHYc laufen auf Hochtouren, damit ab 2027 klimaneutraler Wasserstoff für grünen Stahl im Saarland zur Verfügung steht; Ende der 2030er Jahre soll die flächendeckende Wasserstoff-Versorgung in der Kernregion ermöglicht werden. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, die die Creos Deutschland jetzt in ihrem Wasserstoff-Positionspapier klar formuliert hat: struktur sukzessive so umstellen, dass die Versorgung mit energiereichen Gasen, sei es nun Erdgas, Biomethan oder Wasserstoff, auch während der Transformation gesichert ist. Diese Energieträger müssen gemeinsam gedacht werden.

Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene müssen gesetzliche Regelungen festgelegt werden, die es Unternehmen ermöglichen, Gas- und Wasserstoffnetze zu betreiben. Deshalb darf es keine strengen Entflechungsvorgaben für Wasserstoff geben.

Die Vorbereitungen für die Umsetzung von mosaHYc laufen auf Hochtouren, damit ab 2027 klimaneutraler Wasserstoff für grünen Stahl im Saarland zur Verfügung steht; Ende der 2030er Jahre soll die flächendeckende Wasserstoff-Versorgung in der Kernregion ermöglicht werden. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, die die Creos Deutschland jetzt in ihrem Wasserstoff-Positionspapier klar formuliert hat:

1. IPCEI-Projekte jetzt fördern

mosaHYc wurde von der Europäischen Kommission als IPCEI-Projekt pränotifiziert. Die Investition und der Aufwand für ein derartiges Projekt sind erheblich und können nicht ohne externe Förderung erfolgen. Für den zügigen Start und die ambitionierte Umsetzung bis in die späten 2020er Jahre müssen die verbindlichen Förderzusagen jetzt erfolgen.

2. Refinanzierung durch geeignete Rahmenbedingungen sichern

Aktuell gelten die finanziellen Rahmenbedingungen für Wasserstoffprojekte lediglich bis zum 31.12.2027. Die überwiegende Anzahl an Wasserstoffprojekten wird jedoch erst 2026/2027 in Betrieb genommen werden. Nur verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen zur Refinanzierung werden einen Anreiz für Investitionsentscheidungen in Wasserstoffinfrastruktur schaffen.

3. Creos Deutschland und Ankerkunden zeitgleich fördern

Als Netzbetreiberin ist die Creos Deutschland in einer dienenden Rolle und kommt dem Bedarf ihrer Kunden nach. Erst wenn bedeutende Ankerkunden einen Wasserstoffbedarf verbindlich formulieren, wird die Creos Deutschland mit dem Bau eines Wasserstoffnetzes beginnen können. Die saarländische Stahlindustrie ist für die Creos Deutschland ein solcher bedeutender Ankerkunde. Deshalb braucht nicht nur die Creos Deutschland, sondern auch die saarländische Stahlindustrie für ihre Förderung klare Rahmenbedingungen, in denen Investitions- und Betriebskosten gleichermaßen berücksichtigt sind – zeitgleich zur Förderung der Creos Deutschland.

4. Bestehende Gasnetzinfrastruktur für die Transformation nutzen: keine Ressourcen, Zeit oder Grünflächen verschwenden

Die Umstellung vorhandener Gasleitungen spart Material und Zeit, da die Umstellung der bestehenden Infrastruktur finanziell günstiger ist als ein kompletter Neubau. Sie erlaubt einen fließenden Wechsel: Infrastruktur für Gas kann Stück für Stück bedarfsgerecht für Wasserstoff und Grüne Gase umgestellt, bzw. durch neue Leitungen ergänzt werden.                                             Trassen sind bereits vorhanden. Die Nutzung dieser bestehenden Trassen schont nicht nur die Umwelt, weil zum Beispiel keine neuen Baumfällungen notwendig sind. Sie verkürzt vor allem das Zeitfenster für den Wasserstoffhochlauf, weil auf zeitlich aufwändige Genehmigungsverfahren für neue Trassen verzichtet werden kann und auch die entsprechenden Leitungs- und Wegerechte bereits vorhanden sind.

5. Creos Deutschland den Aufbau und Betrieb eines regionalen Wasserstoffnetzes erlauben

Die Gasnetzbetreiber verfügen über das Personal und Wissen zum Aufbau und sicheren Betrieb von Wasserstoff- und Gasnetzen. Der aktuelle Fachkräftemangel macht es auch auf längere Sicht schlichtweg unmöglich, eine Parallelstruktur für Gas und Wasserstoff mit jeweils eigenem Personal zu unterhalten.