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< Sektorenkopplung – die Lösung für die Zukunft?
09.05.2017 16:49 Alter: 7 yrs

Was wäre, wenn die Blockchain-Technologie…

Die Diskussion um alternative Geschäftsmodelle treibt auch die Energiewirtschaft. In der Finanzbranche ist das IT-Konzept der Blockchain bereits keine Vision mehr. Was wäre, wenn die Blockchain-Technologie Einzug in die Energiewirtschaft hielte? Diese Frage wirft eine Vielzahl von Antworten auf. Es ist unbestritten, die Energiewirtschaft muss sich dieser Entwicklung stellen.


Marcel Malcher, Partner bei Becker Büttner Held Consulting AG eröffnet die Diskussion zu „Blockchain in der Energiewirtschaft“.

Foto: Enno Kapitza

Herr Malcher, einfach gefragt, was bedeutet Blockchain für die Energiewirtschaft?

Die Blockchaintechnologie kann das Potential bieten, verschiedenste Geschäftsprozesse zu automatisieren. Hier wird aus meiner Sicht entscheidend sein, ob mit der Blockchain­technologie diese Prozesse langfristig günstiger abgebildet werden können als mit „konventionellen“ IT-Systemen. Zum anderen ist eine große Hoffnung, die auf die Technologie projiziert wird, einen automatisierten Peer-to-Peer Handel zwischen Prosumern, Consu­mern und Lieferanten herzustellen.

In verschiedenen Pilotprojekten wird der Handel von Stromkleinstmengen erprobt, bei dem Zwischenhändler in der Zukunft nicht mehr oder nur sehr begrenzt benötigt werden könn­ten. Grundlage dafür sind automatische Datenübertragungen in Echtzeit. Um die Zahl der tatsächlichen An­wendungen ansteigen zu lassen müsste aber der regulatorische Rahmen angepasst werden.

Wo sehen Sie die Potentiale dieser Technologie?

Die Blockchaintechnologie hat bewiesen, dass sie durch die Dezentralität eine extrem hohe Verfügbarkeit (im Falle der Kryptowährung Bitcoin nämlich exakt 100 % seit 2008) bei dafür im Vergleich zu konventionellen IT-Sys­temen extrem niedrigen Kosten sicherstellen kann. Im Falle einer Handelsplattform wie einer Börse könnte somit der Zugang zum Handel deutlich günstiger und damit auch für kleinere Akteure erschwinglich werden.

Weitergedacht, könnte die Technologie in der Zukunft tatsächlich zu einem „echten“ dezentralen und lokalen Handel beitragen, was bei einer intelligenten Anpassung des regulatorischen Rahmens sicher auch große Vorteile für die Netzstabilität mit sich bringen kann. Die Kompatibilität der Blockchain lässt ebenfalls verschiedene Anwendungen verknüpft und automatisiert zu, so von dezentralem Handel über Ladevorgänge von Elektroautos bis hin zum Bilanzkreismanagement.

Welche Ansätze ergeben sich durch Blockchain für neue Geschäftsmodelle?

Unser Energiesystem befindet sich im kompletten Umbau. Die in der Stadt lebenden Menschen sind vernetzt und in ständiger Kommunikation. Energie, Gebäude, Sicherheit und Mobilität wachsen auf dezentraler Ebene zusammen. Wir werden die Vernetzung künftig nach den Aspekten „einfach, interaktiv und effizient“ nutzen. Auch werden die Kunden­bedürfnisse im nächsten Jahrzehnt weit auseinandergehen. 

Aus heutiger Sicht wird der Erfolg der Energiewirtschaft in dieser vernetzten Welt sein, die Kundenschnittstelle zu behalten. Deswegen sollte man sich heute mit digitalen, dezentralen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen. Dafür kann eine Plattform auf Basis der BC-Technologie die Grundlage sein. Der Innovationsprozess bei den Energieversorgern sollte frühzeitig angestoßen werden, um den Kunden in den nächsten Jahren zu behalten.