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Visionen einfach Wirklichkeit werden lassen
„Wenn wir uns von den Bedürfnissen der Kunden leiten lassen, haben wir es in der Hand, die Vision für ein erfolgreiches Energie- versorgungs unternehmen 2040 umzusetzen.“
Die Handelsblatt Jahrestagung „Stadtwerke“ war auch 2025 Treffpunkt für die Stadtwerke-Community. Mit praxisnahen Erfahrungsberichten, innovativen Formaten und Handlungsempfehlungen für das Stadtwerke-Business erfolgte ein intensiver Austausch mit allen wichtigen Playern der Branche. Zu den prominenten Rednern zählte Dr. Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG. Für unsere Leser übernimmt THEMEN!magazin wesentliche Passagen seines Wortbeitrages.
Die Zeiten sind für die Stadtwerke unübersichtlich. Und trotzdem können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen. Ich will dafür drei Gründe nennen: Der erste Grund ist eigentlich ein schöner: Wir dürfen uns gemeinsam den übergeordneten Zielen der Energiebranche wieder zunehmend freier, ohne festgelegte Lösungswege nähern. Und wir können wieder guten Gewissens das energiewirtschaftliche Zieldreieck mit den gleichwertig auszutarierenden Zielen Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Bezahlbarkeit von Energie in die Hand nehmen. Und dabei die volkswirtschaftliche Rationale im Fokus behalten. Dazu gehört, dass es Möglichkeiten gibt, vorhandene Infrastruktur zu nutzen und nur das tatsächlich Benötigte zuzubauen.
Zweitens werden wir auch mehr Zeit bekommen. Und das ist gut. Denn je länger wir Zeit haben, die Transformation zu steuern, desto geringer ist die Gefahr eines Irrweges. Mehr Zeit heißt auch, wir können unsere Innenfinanzierungskraft besser nutzen. Das ist ein kluger Weg. Und drittens sind wir aufgefordert, gemeinsam etwas dazuzulernen. Die alte Energieversorgung, in der wir mit großen Kraftwerken die Lasten „nachgefahren“ haben, ist Teil unserer Realität und Teil unseres Erfolgsrezeptes. Jetzt müssen wir lernen, ein volatiles System auszusteuern. Und wenn wir dieses volatile System verstanden haben, wird uns das ermöglichen, den Infrastrukturausbau etwas zu reduzieren.
Eine Vision für die Zukunft
Schauen wir mit Zuversicht in die Zukunft. Was wird einen erfolgreichen Energieversorger in 2040 ausmachen? Für mich sind es drei Punkte: Wir sind weiterhin erster Ansprechpartner in Sachen Energie für alle unsere Kunden. Das heißt, wir haben weiterhin die Lösungen im Strom, im Gasbereich, in der Wärme, die unsere Kunden nachfragen.
Zweitens haben wir 2040 den passgenauen Ausbau der Infrastruktur hinbekommen. Wir betreiben weiter kosteneffizient und zuverlässig Infrastruktur – unsere Kernkompetenz. Wir haben es auch lokal vor Ort geschafft, eine ideale Kombination aus Fern und Nahwärme und anderen Wärmeversorgungslösungen auszugestalten.
Und drittens haben wir gelernt, dieses zunehmend komplexe Energiesystem wirklich zu managen. Wir haben gelernt, in der Stromversorgung ein volatiles System zu beherrschen, Lastverschiebungen auszusteuern. Natürlich nicht mehr mit dem Telefon oder dem Faxgerät, sondern tatsächlich intelligent mit einem System, basierend auf Prozessen, auf Automatisierung mit der eigenen ITKompetenz. Damit können wir auch nachweisen, dass der Sonderweg in Deutschland, auf Basis von volatilen Einspeisungen ein Energiesystem stabil zu betreiben, dass dieser Sonderweg ein weltweites Vorbild für eine dekarbonisierte Energieversorgung sein kann.
Wird diese Vision Wirklichkeit? Ich bin Optimist. Denn wenn wir die nächsten Schritte einmal weiterdenken und in die uns anvertrauten Unternehmen blicken: Da gibt es viele lohnenswerte Perspektiven, die man ausleuchten kann. Hierzu will ich vier Perspektivansätze benennen.
Die Kundenperspektive
Die Kundenperspektive stelle ich bewusst an den Anfang, denn ohne diese geht nichts. Der Kunde muss das, was wir machen, akzeptieren und er muss es am Ende auch bezahlen. Ob als Kunde oder als Steuerzahler ist dabei vielleicht noch ergebnisoffen, aber halten wir ihn mal auf unserer Rechnung. Also muss der Preis fair und tragbar sein.
Für den Umbau unserer Energieversorgung ist Akzeptanz entscheidend. Und da steht für den Kunden Klimaschutz weiterhin ganz oben auf der Rechnung. Die liefern wir. Wir kommen gleichzeitig nicht umhin, dem Kunden auch die Rechnung zu präsentieren. Und wir nerven ihn auch damit, dass überall Baustellen entstehen, weil der Ausbau und Umbau der Energieinfrastruktur das die nächsten Jahrzehnte mit sich bringen wird. Deshalb muss Effizienz beim Umbau weiterhin unsere Maxime sein.
Ein Blick auf die Kunden zeigt auch, dass diejenigen, die ihre Energieversorgung im Sinne einer partizipativen Energiewirtschaft individuell mit ihrem Handy steuern wollen eine Minderheit sind. Wir sind groß geworden in der Energieversorgung, indem wir den Kunden ein sehr komfortables System gegeben haben. So zuverlässig, dass keiner über Versorgungssicherheit mehr nachdenkt, sie ist einfach gegeben. Im Ausland, im Urlaub ist das anders, aber in Deutschland klappt das. Und alles, was wir vom Kunden wollen, ist, dass wir einmal im Monat den Abschlag einziehen dürfen. Das ist Convenience par excellence – und die sollten wir weiter bedienen.

- Foto: Handelsblatt
Stabilität des Gesamtsystems
Zweitens will ich den Blick auf die Stabilität des Gesamtsystems lenken. Die Systemstabilität, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hat uns erfolgreich gemacht und ist der Kern unserer Reputation. Jetzt leitet sich daraus aber ein Führungsanspruch aller EVU ab. Wir müssen das aus eigener Kraft sicherstellen, wir können und wollen das nicht outsourcen. Es ist der Moment, wo wir alle unsere Unternehmensgrenzen verlassen und im Gesamtsystem miteinander denken müssen.
Und hier gilt: die Aufgabe der Systemstabilität können wir nicht in die Hände der Kunden legen. Und bei allem guten Zusammenspiel mit der Politik, auch sie kann die Systemstabilität nicht sicherstellen. Das können nur wir, denn wir haben alles, um zu definieren, wie es jetzt weitergehen muss, um das System effizient und zuverlässig zu betreiben. Also kurz gesprochen: Systemstabilität, das ist unsere Aufgabe und Verantwortung.
Mehr Aufmerksamkeit auf die Flexibilitäten
Weil dies so ist, müssen wir den Flexibilitäten mehr Aufmerksamkeit schenken und lernen, dieses System zu verstehen. Dabei sollten wir unseren überlieferten Erfolgsrezepten vielleicht auch etwas entkommen und uns trauen, die Komfortzone zu verlassen und Neues auszuprobieren. Etwas Neues – das Managen der Flexibilitäten –, das heute vielleicht andere übernehmen wollen.
Dem Wettbewerb stellen
Und eine vierte Perspektive dürfen wir auch nicht ausblenden: den Wettbewerb. Wir sind nicht allein. Und manchmal gibt es noch ein Gefühl, dass die Energiewende etwas ist, was uns aufgezwungen wird.
Verändert werden ist ein anderes Gefühl als Veränderung zu betreiben. Für Mainova kann ich sagen: Wir haben uns entschieden, diese Veränderung zu betreiben und aktiv zu gestalten. Aber es gibt eben auch andere, die erkennen, in der Energiewende sind Transformationsprozesse die Chancen. Es gibt diese Unternehmen, die uns eines zeigen: Da draußen sind Geschäftsmodelle, für die gibt es Wagniskapital, für die gibt es Geschäftspotenzial. Und die sind mitten in unserem Kerngeschäft, also sollten wir uns darauf fokussieren und selbst diese Chancen ergreifen.
Ein Abschluss
ir haben es in der Hand, die Vision für ein erfolgreiches Energieversorgungsunternehmen 2040 umzusetzen. Wenn wir uns leiten lassen von den Bedürfnissen unserer Kunden. Wenn wir uns weiter der Systemstabilität übergreifend verpflichtet fühlen. Wenn wir auch die Flexibilitäten managen und wenn wir Wettbewerb verstehen. Keine einfache Aufgabe. Und auch wir als Branche sind insgesamt gefordert. Wir müssen uns die Karten legen, wie ein Energieversorgungssystem in der Zukunft aussehen kann. Wir müssen sagen, was braucht es an Erzeugung, an Erneuerbaren, was braucht es an grünen Molekülen, was braucht es an CCU/CCS? Wir müssen uns die Karten legen und wir müssen miteinander streiten, bevor wir sagen, wir werden uns nicht einig, Politik, entscheide Du mal. Wir als Branche müssen das schaffen. Und dabei bleibe ich Optimist.
www.mainova.de/es-geht-voran

- Aktuell baut die Mainova AG am Heizkraftwerk West ein wasserstofffähiges Vorbildkraftwerk, welches 2026 in Betrieb geht. Es löst die Kohleblöcke ab und versorgt zukünftig das Stadtgebiet Frankfurt mit umweltschonender Fernwärme.
Foto: Mainova AG
Die Mainova AG ist der führende Energiedienstleister in Frankfurt am Main und Energiepartner für Privat- und Firmenkunden in ganz Deutschland. Das Unternehmen beliefert mehr als eine Million Menschen mit Strom, Gas, Wärme und Wasser und erzielte mit seinen rund 3.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2024 einen bereinigten Umsatz von knapp 4,5 Milliarden Euro.
Mainova erzeugt in großem Maßstab selbst Energie und bietet neben klassischen Versorgungsinfrastrukturen auch Produkte und Dienstleistungen rund um Erneuerbare Energien, Elektromobilität, Car-Sharing, Energieeffizienz und digitale Infrastrukturen. Die Mainova-Tochter NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH stellt mit ihrem rund 14.500 Kilometer umfassenden Energie- und Wassernetz die zuverlässige Versorgung in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet sicher. Die SRM Straßenbeleuchtung Rhein-Main GmbH sorgt mit über 70.000 Straßenleuchten sowie innovativen Dienstleistungen für die Beleuchtung im öffentlichen Raum. Die Aufgaben der Mainova Servicedienste GmbH erstrecken sich auf das Messwesen, die Abrechnung der Lieferungen und Leistungen sowie das Forderungsmanagement. Größte Anteilseigner der Mainova AG sind zu rund 75 Prozent die Stadt Frankfurt am Main sowie zu rund einem Viertel die Thüga. Darüber hinaus befindet sich ein kleiner Anteil in Streubesitz.



