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23.11.2017 15:01 Alter: 6 yrs

Stadtwerke Schweinfurt gewinnen STADTWERKE AWARD 2017

Die Stadtwerke Schweinfurt haben den STADTWERKE AWARD 2017 gewonnen. Im Rahmen des VKU-Stadtwerkekongresses konnte Geschäftsführer Thomas Kästner die Auszeichnung in Mainz entgegennehmen. Neben der übergreifenden Zusammenarbeit zwischen der Stadt und ihren Stadtwerken wurde das Engagement zur Entwicklung der Konversionsfläche „Askren Manor“ hinsichtlich Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit als preiswürdig eingeschätzt. Das Beispiel Schweinfurt zeigt, wie man die Herausforderungen bei der Entwicklung von Konversionsflächen meistert und schon heute Sektorkopplung erfolgreich umsetzt.


In seinem Gastbeitrag gibt Thomas Kästner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt GmbH, Einblicke in das Projekt.

Foto: Jens Schwinn

Die Stadt Schweinfurt, ein Oberzentrum in Unterfranken, gilt seit über 100 Jahren als Welthauptstadt der energieintensiven Kugel- und Wälzlagerindustrie. Die Stadtwerke Schweinfurt sind 100 %ige städtische Tochter und versorgen Stadt und Umland mit Strom, Erdgas, Trinkwasser und Fernwärme. Eine Glasfaserinfrastruktur für Internet, Telefonie und Fernsehen, ein Freizeitbad, der öffentliche Personennahverkehr und ein Mainhafen zählen ebenfalls zu den Assets der Stadtwerke.

Die Strategie des Unternehmens basiert auf den drei Säulen regionale Wertschöpfung, Kundennähe und Zukunftsorientierung. Wir suchen in Schweinfurt innovative Antworten auf die Herausforderungen der modernen Versorgungswirtschaft und legen dabei den Fokus auf die Wachstumsfelder energetische Stadtentwicklung, Digitalisierung und den Ausbau von Dienstleistungen. In diesem Kontext unserer kommunalen Einbindung und Verantwortung unterstützen wir die Stadt bei der Entwicklung der Konversionsgebiete, die insgesamt rund 75 Hektar umfassen.


Zukunft „Askren Manor“

In Schweinfurt entsteht auf der Konversionsfläche der früheren US-Militärbasis „Askren Manor“ ein neuer Stadtteil mit rund 650 Wohneinheiten. Hier geht es um mehr als die energetische Sanierung von alten Kasernengebäuden. Neben einer sozial und demografisch ausgewogenen Sanierung werden auf der Konversionsfläche eine moderne Glasfaserversorgung aufgebaut, intelligente Messsysteme implementiert sowie eine öffentliche und private Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge geschaffen. Abgerundet wird das Konzept durch eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, WLAN-Hotspots sowie eine energieeffiziente Beleuchtung. In enger Kooperation mit der Stadt Schweinfurt wird so in „Askren Manor“ ein demografisch und energetisch ausgeglichener Stadtteil entstehen.

Das Fünfsäulenkonzept

Das Projekt umfasst den Teilerhalt der Altbausubstanz sowie die Errichtung zahlreicher Neubauten. Damit bietet sich für Stadt und Stadtwerke die Chance, ein realisierbares und erfolgreiches „Masdar City light“ in Form eines fränkischen „Askren Manor“ auf der sprichwörtlich grünen Wiese zu entwickeln. Zusammen mit der Stadt Schweinfurt wurden die Zielsetzungen des Projekts erarbeitet, wobei Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit im Mittelpunkt standen.

Für das Projekt wurden fünf Säulen konzipiert, die einen ganzheitlichen Ansatz tragen:
• Wärmeversorgung: Nutzung bestehender Fernwärmeversorgungsinfrastruktur und Aufbau eines Nahwärmeversorgungsnetzes; Schaufenster für Nullenergiehäuser
• Plug and Supply: Multispartenanschluss für alle Einheiten im Areal
• Digitalisierung: Flächendeckende Glasfaserversorgung und intelligente Messsysteme
• Mobilität: Ladeinfrastrukturangebote (öffentlich, nichtöffentlich), Parkbevorrechtigungen E-Fahrzeuge, Einbindung des ÖPNV
• Öffentlicher Raum: Erhalt und Erweiterung des Baumbestandes, Schaffung von Grünachsen, kostenfreie WLAN-Nutzung, Schaffung eines Schulstandorts und Nahversorgung, energieeffiziente Beleuchtung.

Ist das Vorhaben wirtschaftlich?

Diese Frage können wir auf Grundlage des Fünfsäulenkonzeptes durchaus positiv beantworten. Durch die kurzfristige Realisierung des Aufbaus einer neuen „Kleinstadt“ können wir Umsatzsteigerungen in den Sparten Strom, Fernwärme, Trinkwasser und Telekommunikation erwarten. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Betrachtung wurde ein besonderes Augenmerk auf die Wärmeversorgung und deren Einbindung in die aktuelle Wärmestrategie gelegt. So haben wir für das Areal verschiedene Wärmeversorgungskonzepte geprüft, die von einer Erschließung des gesamten Areals mit Fernwärme bis hin zu individuellen Versorgungslösungen über Wärmepumpen, Pelletheizungen und Hackschnitzelanlagen reichen.

Die Prüfung der Wärmeversorgungskonzepte erfolgte zusätzlich über ein Punktesystem mit den Bewertungsparametern a) Ökologie: Primärenergiefaktor, Netzverluste, Vermeidung von Entsiegelung, Schutz bestehender Grünzüge, Baumschutz b) Wirtschaftlichkeit: Weiternutzung bestehender Infrastruktur, Reduzierung des Investitionsvolumens, Verhinderung des Aufbaus einer Parallelinfrastruktur, Auslastung bestehender Erzeugungsanlagen und Akzeptanz bei Investoren sowie c) Versorgungssicherheit.

Das Ergebnis war sehr eindeutig: Es werden Nahwärmenetze errichtet, die wiederum an das primäre Fernwärmenetz angeschlossen werden. An Regelstationen werden Druck und Temperatur aus dem Primärnetz verringert. Durch diese Absenkung kann auf kostenintensive Stahlrohre verzichtet und die Investitionskosten deutlich reduziert werden. Für uns ist besonders wichtig, dass durch eine intelligente Einbindung von Bestandsinfrastruktur und erhaltenswerter Bestandsanlagen in die Planung ca. 50 % der Netzanpassungskosten bzw. Netzerweiterungsinvestitionen eingespart werden konnten.

„Unsere Stadtwerke haben gemeinsam mit den städtischen Vertretern in den vergangenen Monaten erstklassige Arbeit geleistet. Wir freuen uns, dass dieses Engagement deutschlandweit mit dem Stadtwerke Award gewürdigt wird.“ Oberbürgermeister Sebastian Remelé


Übertragbar auf andere Stadtwerke

Sieht man den aktuell in Deutschland herrschenden Bau- und Sanierungsboom, ist das Projekt auf eine Vielzahl von Neubau-, Sanierungs- und Konversionsgebiete und damit auf andere Stadtwerke übertragbar. Beispielhaft an unserem Projekt ist, dass bereits in der sehr frühen Planungsphase die Stadt Schweinfurt (u. a. Stadtentwicklung und Hochbau, Stadtentwässerung, Stadtgrün, Amt für öffentliche Ordnung, Tiefbauamt) und die Stadtwerke sehr eng miteinander kooperiert haben. Eine wesentliche Voraussetzung, um die städtebauliche und energetische Zukunft des Projekts gemeinsam erfolgreich zu entwickeln.

Im Vergleich zu „Masdar City“ soll mit „Askren Manor“ nicht aufgezeigt werden, was technisch möglich ist, sondern der zukunftsorientierte Ansatz hin zu einer nachhaltigen Stadt beispielhaft erlebbar werden. Mit der gesamtheitlichen Transformation eines von Altbauten geprägten Areals hin zu einem modernen und sozial wie demographisch ausgewogenen Stadtteil belegen wir unser Bekenntnis zu einer energie- und umweltschonenden Lebensweise. Und wir entwickeln ein urbanes Gebiet, in dem der „grüne Charakter“ im Vordergrund steht, welches überdies bezahlbaren Wohnraum bietet und an die digitale Autobahn angeschlossen ist.

Wir meinen, „Askren Manor“ kann durchaus anderen Stadtwerken als Inspiration dienen und Grundlage einer Projektidee sein. So wie auch einzelne Bausteine des Projekts als Blaupause übertragen werden können.

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