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29.09.2025 13:36 Alter: 18 days

Smart Meter in Niederösterreich als Schlüssel zur Energiewende

„Besonders hervorzuheben ist die hohe Datenqualität und -verfügbarkeit für die zeitnahe Kontrolle.”


Links: Christian Schirmer, Abteilungsleiter Netz, Netz Niederösterreich GmbH
Rechts: Lukas Kloibhofer, Abteilungsleiter Zählerwesen Netz, Niederösterreich GmbH

Die Energiewirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel, auch in Österreich. Der Übergang zu nachhaltiger, dezentraler und digitalisierter Energieversorgung erfordert neue Technologien – eine davon sind intelligente Stromzähler, sogenannte Smart Meter. Die Netz Niederösterreich GmbH aus der EVN Gruppe hat den Rollout bis auf einzelne Spezialfälle bereits abgeschlossen, wie Christian Schirmer und Lukas Kloibhofer in einem Gastbeitrag für THEMEN!magazin informieren.

In Österreich wurde die Einführung von Smart Meter durch die „Intelligente Messgeräte Einführungsverordnung“ (IME-VO) gesetzlich geregelt. Ziel war es, bis Ende 2024 mindestens 95 % der Zählpunkte kommunikativ zu schalten und damit eine moderne Infrastruktur für die Energiewende zu schaffen. Mit der „Intelligente Messgeräte-Anforderungs-Verordnung“ (IMA-VO) wurden in Österreich vom Regulator die Mindestanforderungen an die auszurollenden Smart Meter geregelt. Smart Meter sind nicht nur die Basis für innovative Anwendungen wie dynamische Tarife oder Energiegemeinschaften. Darüber hinaus ermöglichen sie eine transparente Nachverfolgung des Energieverbrauchs über ein Webportal und eine monatliche Abrechnung – ein wichtiger Schritt in Richtung Energieeffizienz und auch Klimaschutz.

Netz Niederösterreich: Ein Vorreiter im Rollout

Netz Niederösterreich (Netz NÖ) hat sich frühzeitig auf die Einführung der neuen Technologie vorbereitet und den Rollout mit hoher Professionalität umgesetzt. Bereits 2013 begannen erste Technologiefeldtests, und bis heute wurden über 833.000 Smart Meter installiert – das entspricht einer Rollout-Rate von 99,99 %. Davon sind 99,96 % kommunikativ geschalten, also in der Lage, Verbrauchsdaten automatisch zu übermitteln.

Technische und organisatorische Meisterleistung

Die Einführung der Smart Meter war nicht nur ein logistisches Großprojekt, sondern auch eine technische Herausforderung. Neben dem physischen Austausch der Geräte musste eine neue IT-Infrastruktur aufgebaut werden. Rund 200 Server wurden installiert, ein eigenes Netzwerk geschaffen und eine speziell entwickelte Sicherheitsarchitektur implementiert. Die Integration der Smart Meter in die bestehende Softwarelandschaft erforderte die Anpassung hunderter Prozesse und eine enge Abstimmung zwischen zahlreichen Unternehmensbereichen.

Besonders hervorzuheben ist die hohe Datenqualität und -verfügbarkeit: Über 800.000 Geräte werden regelmäßig ausgelesen, und mehr als 240.000 Kunden haben sich für eine Aufzeichnung im 15-Minuten-Takt entschieden. Diese Daten stehen über das Webportal der Netz NÖ zur Verfügung und ermöglichen eine zeitnahe Kontrolle des Stromverbrauchs – ein echter Mehrwert für Haushalte und Unternehmen. Mit einer täglichen Ausleserate von 99,8 % befindet sich Netz NÖ im europäischen Spitzenfeld in Sachen Datenverfügbarkeit.

Schulungen und Kommunikation als Erfolgsfaktoren

Ein Projekt dieser Größenordnung erfordert nicht nur technische Expertise, sondern auch umfassende Schulungsmaßnahmen. Mehr als 800 Mitarbeitende wurden in den vergangenen Jahren auf die neuen Anforderungen vorbereitet. Zusätzlich wurden externe Monteure eingebunden, um den Rollout effizient und kundenfreundlich zu gestalten.
Auch die Kommunikation mit den Kunden spielte eine zentrale Rolle. Durch transparente Informationskampagnen und persönliche Beratung konnte die anfängliche Skepsis gegenüber der neuen Technologie weitgehend abgebaut werden. Heute ist die Akzeptanz hoch, und viele Kunden nutzen aktiv die neuen Möglichkeiten zur Verbrauchsoptimierung oder sind Teil einer Energiegemeinschaft.

Spannungsdaten werden erfolgreich genutzt

Die Dynamik der Energiewirtschaft verlangt nach leistungsstarken Datennetzen, flexiblen IT-Lösungen und einer agilen Organisation. Die nächsten Schritte umfassen unter anderem die Anpassung an neue gesetzliche Vorgaben, die Integration weiterer Funktionalitäten in die IT-Systeme und die Entwicklung neuer Services für Kunden und Marktteilnehmer. - Foto: Raimo Rudi Rumpler

Das von Netz NÖ entwickelte System PQsmart ist ein innovativer und erfolgreicher Anwendungsfall zur Nutzung von Smart-Meter-Spannungsdaten zur Sicherstellung und Optimierung der Netzqualität. Im Rahmen des Projekts wurde ein Analysewerkzeug entwickelt, das Spannungsgrenzverletzungen visualisiert, Fehler durch KI Algorithmen frühzeitig und vollautomatisiert erkennt und defekte Komponenten identifiziert. Durch die Integration in die täglichen Arbeitsabläufe können Netztechniker bereits aus der Ferne Diagnosen stellen und gezielte Maßnahmen einleiten. Die Kombination von Smart-Meter-Daten mit Zusatzinformationen aus dem Assetmanagement ermöglicht eine detaillierte Analyse der Netztopologie als auch eine geografische Zuordnung der Smart Meter anhand ihrer Spannungssignaturen.

Innerhalb von zwei Jahren wurde PQsmart zu einem festen Bestandteil der Netzbetriebsführung. Es wurden über 220 Milliarden Datenpunkte verarbeitet, 3.100 Spannungsabweichungen behoben, 600 Transformatorstufen angepasst und 200 lokale Netzoptimierungen durchgeführt. Bei Fehlererkennung erfolgt die automatische Benachrichtigung der zuständigen Techniker – ganz ohne manuelles Eingreifen.
Der Datenschutz spielt dabei eine wesentliche Rolle und ist ein zentraler Punkt in der Verarbeitung von Smart Meter Daten. In Österreich gibt es Verhaltensregeln im Umgang mit Smart Meter Daten nach Art 40 DSGVO, welche für die Netz Niederösterreich eine maßgebliche Vorgabe sind und dessen Einhaltung in regelmäßigen Audits überprüft wird.

Ausblick: Weiterentwicklung statt Stillstand

Obwohl der Rollout bis auf einzelne Spezialfälle abgeschlossen ist, ruht sich Netz NÖ nicht auf seinen Erfolgen aus. Der Fokus liegt nun auf der Weiterentwicklung der Systeme und Prozesse. Ziel ist, die tägliche zentrale Datenverfügbarkeit weiter hoch zu halten sowie die kontinuierliche Optimierung der Betriebsführung des Smart Meter Systems.
Im Rahmen der Weiterentwicklung der Smart Meter-Infrastruktur setzt Netz NÖ gemeinsam mit weiteren österreichischen Netzbetreibern einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft: Die Definition eines Companion Standards für den Smart Meter 2.0. Dieser Standard soll die technischen und funktionalen Anforderungen für die nächste Generation intelligenter Messsysteme festlegen und eine einheitliche Grundlage für den Smart Meter der Zukunft in ganz Österreich setzen. Ziel ist es, die Interoperabilität, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit der Systeme zu gewährleisten und gleichzeitig neue Möglichkeiten für Netzbetrieb, Kundenservices und Energiewende zu eröffnen.

Fazit

Die Einführung von Smart Metern in Österreich – und insbesondere bei Netz Niederösterreich – zeigt eindrucksvoll, wie Digitalisierung und Teamarbeit die Energiewende vorantreiben können. Mit einer nahezu vollständigen Ausrollung, hoher Datenqualität und einer stabilen Infrastruktur ist Netz NÖ bestens gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft. Smart Meter sind dabei nicht nur ein technisches Instrument, sondern ein zentraler Baustein für ein intelligentes, nachhaltiges und kundenorientiertes Energiesystem.

www.netz-noe.at