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SIQENS revolutioniert die Wasserstofftechnologie
„Interessant ist der Einsatz unserer EHS-Technologie bei Energieversorgern und Stadtwerken, die über das bestehende Gasnetz eine dezentrale Wasserstoffversorgung realisieren wollen.“
Seit 2012 entwickelt das Münchener Unternehmen SIQENS umweltfreundliche Energie- und Wasserstofflösungen. Kürzlich präsentierte SIQENS seine innovative elektrochemische Wasserstofftechnologie EHS (Electrochemical Hydrogen Separation) in der CSIRO-Demonstrationsanlage in Victoria, Australien und bei Stadtwerk Haßfurt in Bayern. THEMEN!magazin sprach mit Dr. Thomas Klaue, CEO von SIQENS, über die EHS-Technologie, die das Potenzial hat, die Wasserstoffwirtschaft grundlegend zu verändern.
Herr Dr. Klaue, was gab den Anstoß für die Entwicklung der EHSTechnologie?
Wir sehen, dass die Wasserstoffwirtschaft zunehmend durch fehlende Infrastruktur und steigende Strompreise ausgebremst wird. Die Wasserstoffwirtschaft wird nur dann wachsen, wenn Wasserstoff auch auf der sogenannten letzten Meile kostengünstig und flexibel verfügbar ist. Unsere Ingenieure entwickelten die EHS-Technologie, um Wasserstoff dezentral, flexibel und wirtschaftlich zu gewinnen und bereitzustellen. Ein entscheidender Vorteil der EHS-Technologie liegt in ihrer Fähigkeit, Wasserstoff energieeffizient aus vorhandenen Gasgemischen zu extrahieren. Das können natürliche Gase oder industrielle Prozessgase sein. Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren wie Druckwechseladsorption oder Membrantrennung benötigt EHS deutlich weniger Energie und erreicht eine hohe Reinheit für Wasserstoff.
Wie liefen die Demonstrationsversuche in Australien und Haßfurt ab?
In Zusammenarbeit mit der CSIRO wurde ein Praxistest in Victoria mit Wasserstoff-Helium-Gemischen durchgeführt. Dabei kam eine innovative Membrantechnologie zum Einsatz, die Wasserstoff effizient und energiearm vom Helium separiert. Am Ende geht es bei dieser Anwendung darum, das Edelgas Helium vom Wasserstoff zu „reinigen“. Dabei haben wir täglich bis zu 4,7 Kilogramm hochreinen Wasserstoff gewonnen – in diesem Fall als Zusatzgewinn. In Haßfurt haben wir in Zusammenarbeit mit Helmholtz, Forschungszentrum Jülich und IFE mit einer rund dreimal größeren Anlage an das Gasnetz angeschlossen und Wasserstoff erfolgreich direkt aus dem Erdgas separiert. Und kürzlich haben wir ein zehnmal größeres Modul an einen Kunden ausgeliefert. Die Ergebnisse belegen, dass das System energieeffizient arbeitet. Wir brauchen nur 3 – 5 kWh Strom je gewonnenem Kilogramm Wasserstoff, also ein Zehntel dessen, was bei der Elektrolyse verbraucht wird. Damit werden Kosten in Höhe von unter 2 EUR/kg realisierbar.
Welches Potenzial sehen Sie in der EHSTechnologie?
Die EHS-Technologie, die modular bis zu mehreren Tonnen Kapazität ausgebaut werden kann, lässt sich problemlos an unterschiedliche Gasvolumen und Zusammensetzungen anpassen und eignet sich sowohl für die Rückgewinnung aus industriellen Prozessen als auch für die direkte Aufbereitung von Erdgas- oder Biogasströmen. Auch der natürlich vorkommende geologische – weiße oder goldene - Wasserstoff wird mittels EHS-Technologie als attraktive Quelle erschlossen: Der aktuelle Preis für geologischen Wasserstoff liegt bei etwa 2,30 US-Dollar pro Kilogramm, während konventionell hergestellter Wasserstoff je nach Verfahren 6 – 8 US-Dollar kostet. Weißer Wasserstoff ist eine weltweit verbreitete natürliche Ressource in unterirdischen Lagerstätten. Die EHS-Technologie bietet eine skalierbare und wirtschaftliche Lösung zur Abtrennung und gleichzeitiger Reinigung dieses Wasserstoffs und eröffnet so neue Perspektiven für zukünftige Lieferketten und die Energieversorgung.