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17.07.2017 03:00 Alter: 7 yrs

Sind subventionsfreie Erneuerbare die Zukunft?

Energiemärkte verändern sich durch neue Technologien und ein volatiles politisches Umfeld immer schneller. Durch datengetriebene, unabhängige Marktanalyse hilft Aurora Energy Research, die Implikationen dieser Entwicklungen zu verstehen.


Dr. Manuel Köhler, Managing Director von Aurora Energy Research Deutschland, beschreibt in seiner Wortmeldung die Auswirkungen von subventionsfreien Erneuerbaren auf den Strommarkt.

Foto: Aurora Energy Research

Erneuerbare ohne Subventionen - ist das realistisch?

Die Ergebnisse der ersten Runde der Offshore-Wind-Ausschreibungen sind eine Zäsur: erneuerbare Energieträger sollen ausschließlich durch den Strommarkt finanziert werden. Auch bei Onshore-Wind und Solar sorgen fallende Kosten und steigende Strompreise für einen vergleichbaren Trend. Nichtsdestotrotz wäre kurzfristiger Jubel verfrüht: Die besag­ten Offshore-Windparks müssen erst 2024/25 ans Netz und die erfolgreichen Bieter können zu geringen Kosten von ihrer Verpflichtung zurücktreten. Dennoch erwarten wir auch für Onshore-Wind- und Solarenergie in den nächsten zehn Jahren den Beginn des unsubventionierten Ausbaus.

Energiespeicher sind entscheidend

Wenn die Sonne nicht scheint, müssen an­dere Energiequellen und Speicher her. Doch kommt der Zeitpunkt des unsubventionierten Aus­baus von Erneuerbaren, werden erneuerbare Technologien im direkten Wettbewerb stehen, ihre Erlöse rasch selbst kannibalisieren. In Zeiten hoher Solar- oder Windstromproduk­tion sinken die Großmarktpreise, weil die Erneuerbaren thermische Stromerzeugung verdrängen, und damit Kraftwerke mit geringeren Grenzkosten den Preis setzen. 

Energiespeicher können diese Dynamik durch­­­brechen: Sie erhöhen in Stunden hoher Strom­produktion aus Erneuerbaren die Nach­frage und damit die Profitabilität der Er­zeu­gung. Aktuelle Batterien, deren Speicher­ka­pazität für maximal wenige Stun­den Produk­tion bei Volllast reicht, passen besonders gut zu Solar­anlagen, die in regelmäßigen und häufigen Zyklen produzieren (täglich eine Erzeu­gungs­spitze, also ein Lade-/Entlade­vor­gang). Die Stromerzeugung aus Windkraft­anlagen ist dagegen volatiler und unterliegt unregelmäßigeren Zyklen. Und es müssten sehr viel größere Strommengen über einen längeren Zeitraum gespeichert werden. Die derzeitige Lithium-Ionen-Batterie­techno­logie ist hierzu wenig geeignet. 

Das Ende der Grundlast

Alle in den nächsten zwei Jahrzehnten vorstellbaren Szenarien eint jedoch, dass thermische Erzeugung weiterhin eine Rolle spielen wird: Die Strompreise werden im Tages- und Jah­res­verlauf über viele Stunden nahe bei null liegen, aber insbesondere im Winter noch deutlich positiv sein. Ein Abgesang auf konventionelle Erzeugung – speziell flexible Gas­kraftwerke – wäre also verfrüht.

Tatsächlich überholt ist jedoch das Grund­last-Kon­zept: Der durchschnittliche Strom­­preis ver­­­liert zunehmend an Bedeutung, während die Frage, wer wann erzeugt und verbraucht, im­mer wichtiger wird. Ins­be­­son­dere für dar­gebotsabhängige Erneuerbare und unflexible Grund­last­kraftwerke wird das zur Heraus­forder­ung.

Die Dynamik dieser „Neuen Energiewelt“ soll­ten Unternehmen deshalb schon heute in ihre Strate­gie- und Investitionsentscheidungen einbeziehen.

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