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26.07.2013 16:40 Alter: 11 yrs
Kategorie: Nachhaltigkeit

Revolutionäre Stromspeicher aus Mecklenburg

Der Schweriner Ökostromversorger WEMAG will den europaweit ersten kommerziellen Batteriepark zum Ausgleich kurzfristiger Netzschwankungen in West-Mecklenburg errichten. Lieferant des vollautomatisierten Batterieparks ist das auf die Netzintegration Erneuerbarer Energien spezialisierte Unternehmen Younicos. Von Zellhersteller Samsung SDI gibt es eine 20-jährige Leistungsgarantie. Über das innovative Projekt informiert Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG in Schwerin.


Der Schweriner Ökostromversorger WEMAG will den europaweit ersten kommerziellen Batteriepark zum Ausgleich kurzfristiger Netzschwankungen in West-Mecklenburg errichten. Lieferant des vollautomatisierten Batterieparks ist das auf die Netzintegration Erneuerbarer Energien spezialisierte Unternehmen Younicos. Von Zellhersteller Samsung SDI gibt es eine 20-jährige Leistungsgarantie. Über das innovative Projekt informiert Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG in Schwerin.Das Projekt der WEMAG AG, den ersten kommerziellen 5 MW-Lithium-Ionen-Batteriepark zur Sicherung der Netzstabilität in Europa zu errichten, ist ambitioniert. Es entspricht jedoch unserer Strategie, auf Innovation und neue Geschäftsfelder zu setzen. Bereits2010 haben wir als WEMAG einen Strategiewandel vollzogen und das Unternehmen konsequent ökologisch ausgerichtet.  Auslöser waren seinerzeit das Ausscheiden von Vattenfall und die Übernahme der Aktienmehrheit durch rund 250 Gemeinden in Westmecklenburg und der Prignitz. Die Energiewende hat die Richtigkeit unseres Strategiewechsels bestätigt. Im Kerngeschäft hat sich die WEMAG in Mecklenburg-Vorpommern aber auch bundesweit als Ökostromanbieter positioniert und den Netzausbau auf den Anschluss der vielen neuen EEG-Anlagen ausgerichtet.

Öko-Strategie wird ausgebaut

Daneben besetzen wir Zukunftsfelder: beispielsweise Investitionen in eigene Ökokraftwerke, Energieeffizienz, Energiespeicher und Elektromobilität. Besondere Bedeutung für die Öko-Strategie der WEMAG hat der Aufbau einer eigenen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. So haben wir seit 2010 immerhin 18,8 Mio. Euro in die Errichtung von 9,6 MWp regenerativer Erzeugung investiert. Allein im abgelaufenen Jahr 2012 erzeugten die im Netzgebiet der WEMAG installierten Erneuerbaren Energien 1.463 Mio kWh Ökostrom. Dies entspricht am Verbrauch gemessen einer Ökostromquote von 80 Prozent. Spätestens für das kommende Jahr rechnen wir mit einer Quote von mehr als 100 Prozent. Die dafür notwendigen Investitionen in den Netzausbau werden aber gegenwärtig allein von den Stromnetzkunden vor Ort getragen. Deshalb ist eine Änderung bei der Weiterverteilung der Investitionskosten angemahnt. Wir wollen den Netzausbau. Aber es geht nicht, dass die Kosten alleine von den Bürgern in unserem Netzgebiet getragen werden. Hier muss eine bundesweite Ausgleichsregelung her.

Batteriekraftwerk in Schwerin

Als ein Leuchtturm-Projekt sehen wir als WEMAG das gemeinsam mit Younicos geplante Batteriekraftwerk in Schwerin. Das Berliner Start-up Younicos hat den vollautomatisierten Batteriepark in den letzten Jahren technisch und wirtschaftlich entwickelt und wird ihn in Schwerin ab Juli 2013 schlüsselfertig errichten. Die erforderliche Präqualifizierung des Batterieparks für die Erbringung von Primärregelleistung ist durch Younicos beim Netzbetreiber 50 Hertz Transmission beantragt. Seit Dezember 2012 nimmt Younicos bereits mit den Batterien seines Technologiezentrums Berlin-Adlershof am Markt für Primärregelleistung teil. Mit einer Kapazität von 5 Megawattstunden ist es das bislang größte Projekt seiner Art in Europa. Der Batteriespeicher hilft, besonders die Schwankungen aus der volatilen Einspeisung Erneuerbarer Energien auszugleichen. Über das Batterie-Management-System sind wir in der Lage, innerhalb von Sekunden auf Schwankungen zu reagieren und können so das Stromnetz stabilisieren. Heute eine wichtige Anforderung an die Netzbetreiber. Die Netzstabilisierung wird in verschiedenen Spannungsebenen wirken. Das Batteriespeicherwerk soll am 110-/20-kV-Umspannwerk Schwerin-Lankow errichtet werden. So ist die Integration in das regionale Verteilnetz und eine Anbindung an das nahegelegene 380-kV-Höchstpannungsnetz sichergestellt. Die gespeicherte Energiemenge wird zuerst in unser Mittelspannungsnetz gespeist. Wird mehr Energie zugeführt als verbraucht, geht der Überschuss in das Höchstspannungsnetz von 50Hertz, der als Übertragungsnetzbetreiber dieses Netz (380/220kV) in Mecklenburg-Vorpommern baut und betreibt. Da im Netzgebiet der WEMAG knapp 800 Megawatt Anschlussleistung aus regenerativen Quellen installiert sind und hier etwa 80 Prozent der verbrauchten Strommengen aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden, können wir von einem optimalen Standort sprechen. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes waren zum einen die hohe Quote Erneuerbarer Energien und die indirekte Anbindung an das 380-kVÜbertragungsnetz. Finanzieren soll sich der Batteriepark über die Teilnahme am sogenannten Regelenergiemarkt, bei dem die kurzfristige Bereitstellung von Energiereserven vergütet wird. Zur Abdeckung von Erstprojektrisiken erhält die WEMAG eine Förderung durch das Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums in Höhe von 20 Prozent der förderfähigen Ausgaben.

Ab Mitte 2014 soll der Großspeicher mit einer Kapazität von 5 Megawattstunden in Betrieb gehen. Die installierte Leistung von 5 Megawatt wird helfen, die Netzfrequenz auf der Übertragungsnetzebene zu stabilisieren und Wind- und Sonnenstrom sicher in das bestehende Netz zu integrieren. Das koreanische Unternehmen Samsung SDI garantiert die Leistung der verwendeten Lithium-Ionen-Zellen 20 Jahre lang.  Clemens Triebel, Gründer und Vorstand von Younicos: „Wenn wir den Umstieg auf Erneuerbare ernst nehmen, müssen wir in der Lage sein, fossile Kraftwerke ganz abzuschalten, wenn genug Wind- und Sonnenstrom da sind. Leistungsfähige Speicher, die kurzzeitige Schwankungen ausgleichen, sind dafür der Schlüssel und gleichzeitig ein wichtiger Hebel für mehr Erneuerbare: Jedes Megawatt an installierter Batterie ersetzt das Zehnfache an sonst für die stabile Stromversorgung benötigter konventioneller Kraftwerksleistung. So schaffen wir schnell mehr Platz für Wind- und Sonnenenergie in unseren Netzen. Gemeinsam mit der WEMAG werden wir beweisen, dass sich das - gerade für innovative Stromversorger - schon heute rechnet.“