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21.12.2022 14:07 Alter: 1 year

Resilienzvorsorge und Kostenreduktion mit Hilfe meteorologischer Daten

Eine globale Krise jagt die andere. Erst Corona und die Klimakrise. Dann der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise – inkl. Preisexplosion und potentieller Gasmangellage. Über allem schwebt die Frage, wie man diese unterschiedlichen Risiken in den Griff bekommt und stößt hierbei automatisch auch auf das Thema Meteorologie. Hierüber sprachen wir mit Alexander Lehmann, Geschäftsführer der deutschen UBIMETNiederlassungen.


Alexander Lehmann, Geschäftsführer der deutschen UBIMET-Niederlassungen Foto: UBIMET

Als international agierendes Unternehmen bietet UBIMET qualitativ hochwertige meteorologische Daten, Vorhersagen und Warnungen, die es wetterabhängigen Branchen weltweit erlauben, Sicherheit und Effizienz von Geschäftsprozessen zu erhöhen. Zu den Kunden zählen im Bereich der Energiewirtschaft alle Übertragungsnetzbetreiber, große und viele kleine Verteilnetzbetreiber, Stadtwerke sowie Direktvermarkter. Hinter UBIMET steht ein internationales Team aus mehr als 25 Nationen, das sich zum Ziel gesetzt hat, neue Standards in der Meteorologie zu setzen.

Herr Lehmann, immer mehr Netzbetreiber nutzen Wetterprognosen für Ihre Resilienzvorsorge. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

In anderen Infrastrukturbereichen - wie z. B. bei den Bahnen - ist dies schon länger Standard. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Netzbetreiber in relevanter Zahl diesem Thema widmen würden. Vor 2021 war es nur ein Nischenthema, dann kamen das extreme Ahrtalhochwasser, die ungewöhnliche Orkanserie Anfang 2022 und im Sommer die außergewöhnliche Hitze – alles netzrelevante Themen. Extreme Wettersituationen werden zur neuen Normalität. Womit sich auch der Handlungsdruck im Kontext der eigenen Resilienzvorsorgestrategie erhöht.

Einerseits geht es im Akutfall um die wichtigen Themen Arbeits- und Versorgungssicherheit. Betrieb und Krisenmanagement haben zum Ziel, im Extremwetterfall in Bezug auf Personal und Betriebsmittel besser vorbereitet zu sein. Im Asset-Management blickt man hingegen eher weiter nach vorne – auch hier stehen im Zusammenhang mit der Betriebsmittel- und Netzplanung die sich verändernden Klimabedingungen im Fokus.

Entscheidend ist die Qualität von Wetterprognosen, welche Auswirkungen haben Prognosefehler?

Auswirkungen sind divers wie die Anwendungszwecke von Prognosedaten bei Netzbetreibern. Die Wetterabhängigkeit betrifft nahezu alle Bereiche. Beim Gas z. B. geht es vorwiegend um eine hohe Allokationsgüte. Abweichungen werden finanziell bestraft. Ähnlich ist es im Zusammenhang mit Redispatch 2.0 bei Stromnetzbetreibern – Prognosefehler stellen ein finanzielles Risiko dar. Wieder ein anderes Thema ist die Arbeitssicherheit. Hier sollten für sichere Tätigkeiten im Freien ebenfalls hochpräzise Prognosen zur Verfügung stehen. Denn Prognosefehler können Lebensgefahr bedeuten.

Warum sind Investitionen in Prognosemodelle trotz Problemen im Finanzhaushalt vieler Stadtwerke auch strategisch richtig?

Die aktuellen Resilienzbemühungen vieler Stadtwerke haben natürlich auch Einfluss auf ihre Beschaffungsstrategien. Der Hebel, den man im Kurzfristbereich mit Hilfe von Prognosedaten hat, wird meist unterschätzt. Auch kann sich die Qualität der Prognosen von Anbieter zu Anbieter erheblich unterscheiden.

Beispielgebend stehen die Erzeugungsprognosen von Wind und Solar - hier lassen sich durch eine geeignete Anbieterwahl Prognosefehler teilweise halbieren. Wenn man zusätzlich mehrere Prognosen intelligent kombiniert, dann kann man den Fehler um weitere mehr als 10% reduzieren. Auch deshalb lohnt es sich, das Thema genauer unter die Lupe zu nehmen.