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17.10.2019 10:03 Alter: 5 yrs
Kategorie: Digitalisierung

Quo vadis Smart Cities?

Die Digitalisierung wird unser Leben weiter beeinflussen und auch in der Stadt der Zukunft eine zentrale Rolle haben. Smart Energy – die Entwicklung intelligenter Energieinfrastruktur und von Quartierskonzepten nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein. Kommunale Energieversorger sind gefragt.


Dr. Andreas Lied, Foto: Nana Heitmann

Ein Gastbeitrag von Dr. Andreas Lied, Vorstand Becker Büttner Held Consulting AG zu Potenzialen für EVUs bei der Etablierung von Smart Cities.

Digitalisierung heißt eines der Modewörter in der Energiebranche. Digitalisierung ist in vielen Sektoren und Industriebereichen bereits in vollem Gange und wird unsere Gesellschaft, Wirtschaft und Politik weiterhin grundlegend verändern. Viele kommunale Unternehmen fragen sich aber wofür und wie? Was bringt es uns wirklich und was können wir umsetzen? Sprich, auf Basis welcher Technologie und für welche Geschäftsmodelle?

Nach Smart Meter und Smart Grid geht das Vorurteil um: Welches Thema wird als nächstes vorangetrieben? Die Unsicherheit ist groß, weil keine gesicherten Erkenntnisse über erfolgversprechende Geschäftsmodelle vorliegen. Es ist wie bei dem Kaninchen und der Schlange: Wer zu lange wartet wird verdrängt, wer voreilig den Kopf in den Sand steckt vergibt sehr oft sicher geglaubtes Kundenpotenzial.

Trotz alledem sehen wir im kommunalen Umfeld enorme Potenziale für Automatisierung und Effizienzsteigerung: Intern wie Extern. Während bei der Digitalisierung interner Prozesse immer stärker auf Robotic Process Automation (RPA) gesetzt wird, sind es im externen Umfeld eher die Geschäftsmodelle, die gesucht werden. Hier bieten sich in den Bereichen Mobilität, Lokalisierung oder Geotagging, im abstrahierten Sinn, in unterschiedlichsten Bereichen, Facility Management inklusive Messwertverarbeitung sowie Mehrwertdienste zur Energieeffizienz rund um intelligente Messsysteme Opportunitäten für Energieversorger.

Dies spiegelte bereits unsere BBH-Studie zur Digitalisierung der Energiewirtschaft im Mai 2017 wider. Die beteiligten 68 Unternehmen der Energieversorgung äußerten sich zur Digitalisierung insbesondere in den folgenden zwei Dimensionen:
1. Digitalisierung als Chance – Verbesserung der internen Prozessabläufe
2. Digitalisierung als Risiko und Chance zugleich – Disruption bestehender Geschäfts- und Vertriebsmodelle.
Ersteres bedeutet, die Digitalisierung als Chance zur Optimierung von internen betrieblichen Abläufen zu nutzen und somit eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zu erzielen. Ferner konnten wir in unserer Studie zeigen, dass Digitalisierung disruptive Effekte auf bestehende Geschäftsmodelle bewirkt. Es besteht das Risiko und die berechtigte Sorge seitens der EVUs, dass digitale Innovationen neuer Marktteilnehmer die etablierten Geschäftsmodelle verdrängen.

Aufgrund dessen müssen die Unternehmen die Potenziale der Digitalisierung als Chance begreifen und zur Entwicklung von digitalen Produkten und Dienstleistungen nutzen.
Hierdurch können sie den Kunden digitale Mehrwerte anbieten und langfristig binden.

Wo ist das Geschäftsmodell?

Der Markteintritt neuer Wettbewerber sowie ein verändertes Kundenverhalten erhöhen zukünftig den Effizienzdruck auf EVUs. Aufgrund dessen ist es für sie entscheidend, unternehmensinterne Prozesse zu analysieren und sodann durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel zu optimieren. Basis für diese Analyse bildet eine prozessorientierte Betrachtung sämtlicher betrieblicher Abläufe sowie der zugrundeliegenden IT-Infrastruktur. In einer weiteren Studie „Verteilnetzbetreiber 2030: Aufgaben - Herausforderungen - Strategien“ vom Mai 2018 konnten wir aufzeigen, dass durch die Digitalisierung bestehende interne Geschäfts-, Produktions-, Entwicklungs- und Wartungsprozesse effizienter gestaltet werden können. Die massive Zunahme an Daten, ihre intelligente Vernetzung und die Möglichkeit einer zeitnahen Verarbeitung und Auswertung hilft dabei, künftig Prozesse anders zu verstehen, zu analysieren und darauf aufbauend Optimierungspotenziale zu realisieren. Eine Kernfrage bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien lautet allerdings weiterhin: „Wo ist das Geschäftsmodell“?

Kommunen sind die Treiber digitaler Geschäftsmodelle

Kommunen orientieren sich bei der Vergabe von Konzessionen mittlerweile vermehrt an zukunftsorientierten Bewerbern, die eine preisgünstige und effiziente Versorgung von Strom und Gas, beruhend auf erneuerbaren Energien, vor allem mit Hilfe dezentraler Steuerung und digitaler Intelligenz umsetzen. Teilweise fordern sie sogar aktive Gestaltung von digitalen Modellen zur Daseinsvorsorge. Es gilt also, mit vertretbarem Aufwand notwendige Infrastrukturen zu schaffen ohne letztlich Gewissheit über den Erfolg damit verbundener Geschäftsmodelle zu haben.

Diesen Spagat können kommunale Versorger am besten bewerkstelligen, indem sie in eine resiliente und kostengünstige Infrastruktur investieren und gleichzeitig mit den kommunalen Institutionen versuchen, bürgernahe sinnvolle Anwendungsfälle auf die Beine zu stellen. Die Abbildung versucht, einige plakative Beispiele dafür darzustellen, die es EVUs mit wenig Aufwand ermöglichen, erste Geschäftsmodelle zu pilotieren. Denn wer bereits Infrastrukturen erstellt und betreibt, sei es für Strom, Gas oder Wasser, hat prinzipiell die Expertise, dies auch für weitere Medien erfolgreich zu bewerkstelligen.

Ausgereifte, günstige Technologien erleichtern das Start-Up

Insbesondere Kommunikationsinfrastrukturen sei es terrestrisch oder in Form von elektromagnetischen Wellen eignen sich heute schon dafür, spartenübergreifend Synergien sowohl im Betrieb wie auch bei den darauf basierenden Applikationen zu erzeugen. Auch sind die Anforderungen an regulatorische Vorgaben, wie z. B. Datenschutz, das Tagesgeschäft für deutsche Energieversorgungsunternehmen und grundsätzlich nicht unbekannt.

In diesen Kontext haben wir unsere diesjährige 13. Regulierungskonferenz gesetzt. Mit zahlreichen Experten aus Stadtwerken und Kommunen haben wir die Erwartungen der Bürger und ihrer Städte sowie die Antworten der Stadtwerke bzw. Verteilnetzbetreiber diskutiert.

Unserem Ziel, praxisgerechte Beispiele, die zugleich dem regulatorischen Umfeld von Infrastrukturbetreibern entsprechen, vorzustellen und einen Ausblick für die zukünftige Geschäftsentwicklung kommunaler Unternehmen zu geben, konnten wir gerecht werden. Auszüge sind nebenstehend dargestellt. Die dafür notwendigen Technologien sind verfügbar und nicht zwingend kostenintensiv. Auch die Erwartungshaltung der Bürger spricht für eine höhere Automatisierung im öffentlichen Bereich. Die Zeichen stehen in Richtung „smart cities“.

Weitere Information unter: Opens external link in new windowwww.bbh-beratung.de

Grafik: BBH