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< Keine Energiewende ohne Versorgungssicherheit
06.07.2018 10:36 Alter: 6 yrs

Ohne Braunkohle keine sichere Energieversorgung

Für die Energieversorgungssicherheit leistet die Braunkohle als heimische Energieressource, die in großen Mengen und wirtschaftlich gewinnbar ist, hierzu einen unverzichtbaren Beitrag. Die deutsche Braunkohlenindustrie betreibt effiziente und flexible Kraftwerke für eine subventionsfreie Strom- und Wärmeproduktion, sie steht für eine international vorbildliche Rekultivierung und qualifizierte Arbeit. Die Gewinnung von Braunkohle hat in Deutschland eine lange Tradition. Bereits 1885 wurde in Halle (Saale) der Deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV) gegründet.


Auf dem kürzlich durchgeführten Braunkohlentag wurde Dr. Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG), zum neuen Vorsitzenden gewählt. In einem Gastbeitrag unterstreicht Dr. Rendez, dass der heimische Rohstoff Braunkohle noch auf Jahrzehnte für eine sichere Energieversorgung benötigt wird.
Foto: Andreas Friese

Für die Energieversorgungssicherheit leistet die Braunkohle als heimische Energieressource, die in großen Mengen und wirtschaftlich gewinnbar ist, hierzu einen unverzichtbaren Beitrag. Die deutsche Braunkohlenindustrie betreibt effiziente und flexible Kraftwerke für eine subventionsfreie Strom- und Wärmeproduktion, sie steht für eine international vorbildliche Rekultivierung und qualifizierte Arbeit.

Die heimische Braunkohle ist aus der Energieversorgung unseres Landes noch für Jahrzehnte nicht wegzudenken. Sie stellt bei der Strom-Grundlastversorgung sicher, dass wir 365 Tage im Jahr Tag und Nacht Strom haben, ganz egal ob der Wind weht und die Sonne scheint oder nicht. Um ein Fußball-Bild zu benutzen: Die Braunkohlenindustrie kann sich durchaus als „Innenverteidigung der Stromversorgung“ betrachten. Denn die Kohle stellt sicher, dass „Ballverluste“ aufgrund fehlenden Windes oder schlechten Wetters ohne Sonne nicht zu gravierenden Schäden führen. Darum wird die heimische Kohle noch Jahrzehnte für eine sichere und zuverlässige Energieversorgung benötigt werden.

Energiewende vs. Versorgungssicherheit

Die Große Koalition betont in ihrem Koalitionsvertrag das energiepolitische Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz und betont dabei auch, dass Strukturbrüche vermieden werden sollen. So weit so gut.

Die Bundespolitik hat aber auch ein sehr anspruchsvolles nationales Treibhausgas-Minderungsziel für das Jahr 2030 vereinbart. Sie will gegenüber 1990 eine Reduzierung um 55 % erreichen. Zugleich soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf 65 % erhöht werden. Bislang ist jedoch völlig unklar, wie diese Ziele mit den Anforderungen einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung in Einklang zu bringen sind.

Kommission als Problemlöser?

Woher soll hier eine Lösung kommen? Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht deshalb gleich mehrere Kommissionen vor, die prüfen sollen, wie Deutschland seine Klimaschutzziele einhalten kann. Dabei geht es um die Sektoren Energie, Gebäude und Verkehr. Natürlich beschäftigt uns hierbei die Kommission zum Sektor Energie mit dem Namen „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ am meisten. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es sich hier nicht, wie oft verbreitet, um eine Kohleausstiegskommission handelt, auch wenn sich die Kommission unter anderem mit der schrittweisen Reduzierung und Beendigung der Kohlenverstromung befassen soll.

Bevor diese Strukturwandel-Kommission Entscheidungen treffen will, sollte sie zu allererst eine einheitliche Datenbasis finden und sich über einige Fragen und Grundlinien der Energiepolitik verständigen. Dazu ist eine vollständige und ehrliche Bestandsaufnahme vonnöten - beispielsweise zum Thema Versorgungssicherheit. Denn, so hat es der BDEW errechnet: 2023 – also nach Abschalten der Kernenergie – wird der Jahreshöchstlast von 81,8 GW eine gesicherte Leistung von nur noch ca. 75 GW gegenüberstehen. Die Erneuerbaren haben in Deutschland die Stromerzeugungskapazitäten nämlich zwar deutlich erhöht, doch die gesicherte Leistung ist weiterhin verschwindend gering.

Kurzum: Wir brauchen beide Systeme, die Konventionellen wie die Erneuerbaren, und können bei derzeitiger Sachlage keine weiteren Braunkohle-Kapazitäten aus dem Markt nehmen. Es ist nämlich die Braunkohle, die auch in angespannten Situationen, beispielsweise bei einer sogenannten Dunkelflaute, zuverlässig Strom bzw. Wärme liefert. Wir brauchen die Braukohle als Innenverteidigung der deutschen Energieversorgung auf jeden Fall noch so lange, bis die erneuerbaren Energien mit Hilfe von ausreichenden und wirtschaftlich zu betreibenden Speichertechnologien sowie ausgebauten Netzen in der Lage sein werden, die Industrie wie auch die privaten Verbraucher jederzeit sicher mit Strom zu versorgen.

Enger Verbund von Tagebauen und Kraftwerken

In der aktuellen Debatte wird oft übersehen, dass Braunkohlenkraftwerke eng mit der Kohle aus einem bestimmten Tagebau verbunden sind. Wird ein Braunkohlenkraftwerk stillgelegt, folgt in aller Regel ein Dominoeffekt Richtung Tagebaue bzw. in Richtung des ganzen Reviers. Die Kohle würde nicht mehr abgenommen, aber die Infrastruktur des Tagebaus muss weiter gepflegt und die Entwässerung durch Pumpen müsste fortgeführt werden.

Deutlich weniger Kohle-Absatz würde zudem zahlreiche andere Parameter in den Tagebauen ändern und könnte Änderungen von Braunkohlenplänen und Betriebsplänen erforderlich machen. Dies wäre ein schwerer Eingriff in die Planungen der Gemeinden, der Regionen und nicht zuletzt auch der Unternehmen und ihrer Beschäftigten. Denn ein veränderter Brennstoffbedarf der Kraftwerke verändert den Tagebaubetrieb und hat Auswirkungen auf die Planungs- und Genehmigungsbedingungen in den Revieren mit weitreichenden Folgen für Kommunen und Regionen.

Das Lausitzer Revierkonzept

Nach der Übertragung der Braunkohlentagebaue und -kraftwerke in der Lausitz von Vattenfall an EPH im Oktober 2016 wurde für die Lausitzer Kohlenindustrie der neue Name „LEAG“ - also Lausitz Energie Bergbau AG bzw. Lausitz Energie Kraftwerke AG eingeführt. Dieser Name drückt treffend die Verbundenheit des Bergbaus und der Energiewirtschaft mit der Region Lausitz aus.

Mit dem „Lausitzer Revierkonzept“ hat die LEAG bereits im März 2017 wesentliche Entscheidungen zur weiteren Entwicklung des Lausitzer Reviers getroffen - mit dem Ziel, den Kommunen und den Menschen in der Lausitz sowie natürlich auch unseren Mitarbeitern und ihren Familien eine Perspektive geben. So werden wir den Tagebau Jänschwalde bis voraussichtlich 2023 planmäßig zu Ende führen. Das Kraftwerk Jänschwalde soll anschließend noch für einen Zeitraum von rund 10 Jahren Kohle aus dem Süden des Reviers erhalten. Das Feld Jänschwalde-Nord wird nicht in Anspruch genommen.

Wir sehen weiterhin die energiewirtschaftliche Notwendigkeit zur Kohlegewinnung aus dem Teilabschnitt II des Tagebaus Welzow- Süd. Aus Sicht der Tagebauführung muss hier eine Investitionsentscheidung bis spätestens 2020 getroffen werden. Im Tagebau Nochten wird zunächst das Abbaugebiet 1 zu Ende geführt. Aus dem Teilfeld Mühlrose möchte die LEAG anschließend rund 150 Mio. Tonnen Braunkohle gewinnen, um langfristig eine bedarfsgerechte Versorgung des Kraftwerks Boxberg zu sichern. Der Tagebau Reichwalde wird entsprechend der genehmigten Planungen weitergeführt.

Mit diesem „Lausitzer Revierkonzept“ hat die LEAG der Region und ihren Menschen Planungssicherheit über einen langfristigen Zeitraum gegeben, in welchem die durch die Landesplanung in Brandenburg und Sachsen genehmigten Kohlevorräte von insgesamt 1,2 Milliarden Tonnen gefördert und genutzt werden. Die Umsetzung des Konzeptes trägt zum Erhalt der Wertschöpfung aus der Braunkohle für die Lausitzer Wirtschaft bei. Darüber hinaus steht sie im Einklang mit den international verbindlichen deutschen CO2-Minderungszielen.

Erwartungen an die Bundesregierung

Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Ein politisch festgelegtes Enddatum für die Kohlenutzung in Kraftwerken ist weder klimapolitisch erforderlich noch wirtschaftlich verantwortbar. Deshalb ist für uns klar: Die Tagebaue und Kraftwerke müssen, wie von den betroffenen Bundesländern und den Unternehmen geplant, zu Ende geführt werden können.

Braunkohle im Energiemix erlaubt es, Optionen offen zu halten und Versorgungsrisiken zu vermeiden. Ohne die subventionsfreie Braunkohle würden gerade die Industriestrompreise merklich anziehen. Braunkohle ist zudem zu 100 % kompatibel mit den Klimaziel- Verpflichtungen, die Deutschland international eingegangen ist.

Deshalb erwarten wir als Braunkohlenindustrie von der Strukturkommission und erst recht von der Bundesregierung eine ehrliche Bestandsaufnahme sowie eine Bestätigung der genehmigten Revierplanung, damit die Braunkohle ihren mittel- und langfristigen Beitrag für die Gesellschaft weiterhin einbringen kann. Zu beachten ist außerdem, dass der politisch gewollte Strukturwandel in den Revieren in Zusammenarbeit mit den Braunkohlenunternehmen definitiv verlässlichere Chancen hat, als ohne eine Beteiligung der Menschen und Unternehmen, die hier seit Jahrzehnten wohnen und in der Braunkohle arbeiten. Dies ist unser Argument, dem sich weder die Politik noch die Gesellschaft verschließen können und dürfen.

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