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Österreichs Wasserkraft für eine nachhaltige Energiezukunft
„Mit der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck erfüllt VERBUND bereits heute eine der wesentlichen Anforderungen an ein klimaneutrales Energiesystem.”
Im Mölltal in Oberkärnten konnte die VERBUND AG kürzlich den Abschluss umfangreicher Modernisierungs- und Erweiterungsprojekte vermelden. Die Wasserkraftwerksgruppe Malta-Reißeck in Kärnten kann jetzt die Stromerzeugung von hunderten Windkraftanlagen speichern. Dr. Helfried Schmidt, unser Partner und Energieexperte informiert für THEMEN!magazin über das Projekt zur Nutzung des Energieträgers Wasser durch den österreichischen Energieversorger.
Die Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck ist durch ihr großes Speicherpotenzial und ihre besondere Flexibilität ein zentrales Element der Stromversorgungssicherheit in Österreich. Mit der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe erfüllt die VERBUND AG bereits heute eine der wesentlichen Anforderungen an ein klimaneutrales Energiesystem. Für den Energieversorger ist die Wasserkraft mit ihren leistungsstarken Pumpspeichern von zentraler Bedeutung, denn diese Kraftwerke können die wetterabhängig schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne ausgleichen. Die Pumpspeicher sind grüne Batterien, und die größte dieser Batterien betreibt VERBUND mit der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck.
Zentrales Element für die Versorgungssicherheit in Österreich
Österreich ist mit einem Anteil von rund 60 Prozent an der gesamten Stromerzeugung ein Wasserkraftland. Bei VERBUND ist der Anteil noch viel größer. Über 90 Prozent der Erzeugung stammten im Vorjahr aus Wasserkraft. Für einen stabilen Netzbetrieb müssen Erzeugung und Verbrauch ständig übereinstimmen und dieser Ausgleich wird hier mit den hocheffizienten Pumpturbinen sichergestellt - und zwar rund um die Uhr.
In den vergangenen fünf Jahren wurden mehr als 200 Millionen Euro in die Modernisierung der bestehenden Kraftwerke Malta Haupt- und Oberstufe sowie in die Errichtung des Pumpspeichers Reißeck II+ und des neuen Pumpwerks Kolbnitz investiert. Nach umfangreicher Modernisierung und Erweiterung verfügen die Pumpspeicherkraftwerke Werksgruppe Malta-Reißeck rund um den Kölnbreinspeicher nun über eine Turbinenleistung von mehr als 1.500 Megawatt und können damit auf Knopfdruck die Leistung von sechs Donaukraftwerken ins Netz speisen.
Wichtige Impulse für die heimische Wirtschaft
- Baufortschritt Kraftwerk Reisseck II, Foto: Johannes Wiedl
Die Investition von mehr als 200 Mio. Euro in die Modernisierung und Erweiterung der Anlagen in der Werksgruppe Malta-Reißeck sind auch ein wichtiger Impuls für die Wirtschaft in Kärnten und Österreich. Untersuchungen zeigen, dass Investitionen in die Energie-Infrastruktur ein Konjunkturmotor sind und dabei eine hohe regionale und nationale Wertschöpfung aufweisen, deren Anteil bei diesem Projekt für Österreich bei fast 90 % und für Kärnten bei gut 25 % liegt. Darüber hinaus werden maßgebliche Anschlussinvestitionen generiert. Aktuell hat VERBUND 14 Modernisierungs- und Neubauprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 1,4 Milliarden Euro in Umsetzung.
In der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck hat VERBUND in den vergangenen fünf Jahren mehrere Projekte parallel umgesetzt. Zum einen wurden bei den bestehenden Kraftwerken Malta Haupt- und Oberstufe umfangreiche Modernisierungen durchgeführt und die Turbinenleistung um rund 40 MW, die Pumpenleistung um rund 155 MW und die Erzeugung um rund 20 GWh gesteigert. In Ergänzung zum Kraftwerk Reißeck II wurden seit Herbst 2021 auf dem Reißecker Seenplateau auf 2.400 Meter Seehöhe das Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II+ mit einer Leistung von 45 MW und dem Pumpwerk Kolbnit mit einer Pumpleistung von 60 MW errichtet und damit zwei neue Flexibilitätsbooster geschaffen.
Am Schauplatz der Energiezukunft
Mit der Inbetriebnahme des vollständig im Berg errichteten Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II wurden die beiden Kraftwerkssysteme Malta und Reißeck hydraulisch verbunden und es entstand eine der größten Speicherkraftwerksgruppen in Europa. Die Anlagen wurden durch den Einsatz innovativer Techniken bestmöglich auf den zukünftigen Flexibilitätsbedarf eingestellt. So sind die drehzahlgeregelten Maschinensätze in der vorliegenden Dimension die weltweit flexibelste Pumpturbine, und das Made in Austria. Die Pumpenleistung wurde um 260 MW und die Turbinenleistung um 85 MW gesteigert und damit verfügt die Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck nun über eine Turbinenleistung von insgesamt rund 1.540 Megawatt sowie eine Pumpleistung von rund 1.100 Megawatt. In Kombination mit den großen Speichern können damit die Stromüberschüsse von mehreren hundert Windkraftanlagen zwischengespeichert werden.
Bereits vor 70 Jahren ein Weltrekord
- Kölnbreinsperre – Grundablass geöffnet, Foto: © VERBUND
Der Grundstein für die heute leistungsstärkste Wasserkraftwerksgruppe Österreichs wurde bereits in den 1950erJahren mit der Errichtung des Kraftwerks Reißeck gelegt. Das Speicherkraftwerk wurde aus Mitteln des Marshallplans sowie des ersten von der Weltbank an die Republik Österreich vergebenen Kredits finanziert. Mit den hochgelegenen Speichern am Reißecker Seenplateau hielt das Kraftwerk Reißeck für mehr als drei Jahrzehnte den Weltrekord für das Wasserkraftwerk mit der größten Fallhöhe. Der Höhenunterschied zwischen Speichersee und Krafthaus beträgt immerhin 1.770 Meter.
In den 1970er-Jahren wurden die Malta-Kraftwerke und mit der 200 Meter hohen Kölnbreinsperre die bis heute höchste Staumauer Österreichs errichtet. Die Leistung des Kraftwerks Malta-Hauptstufe entsprach mit 730 MW jener des damals in Bau befindlichen Kernkraftwerks Zwentendorf. Im Zuge der Modernisierung erfolgte zwischen 2019 und 2024 im Kraftwerk Malta Hauptstufe die Erneuerung der beiden Großpumpen sowie von vier Turbinen. Im Kraftwerk Malta Oberstufe wurden die beiden Maschinensätze komplett umgebaut. Nach Abschluss dieser Maßnahmen verfügt die Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck nunmehr über insgesamt 11 Kraftwerke und ein Pumpwerk und ist damit die leistungsstärkste Kraftwerksgruppe in Österreich.
„Mit der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck ist ein Projekt gelungen, das beispielhaft für den Weg ist, den wir in Kärnten gehen: Es verbindet Innovation mit regionaler Verantwortung. Vorhaben wie diese leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Unabhängigkeit unseres Bundeslandes und sind entscheidend für die Entwicklung der Regionen und unseres Standorts. Die Fertigstellung ist ein Meilenstein auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft Kärntens. Für Projekte wie der Werksgruppe Malta-Reißeck ist es essenziell, dass Innovation, ökologische Verantwortung und regionale Wertschöpfung Hand in Hand gehen. Ich danke allen die an Planung, Umsetzung und Bau beteiligt waren. Gemeinsam ist es uns gelungen, einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit Österreichs zu leisten und ein starkes Signal für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes zu setzen. Denn mit einer gesicherten, nachhaltigen Stromversorgung ist auch der Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Kärnten verbunden.“
- Peter Kaiser, Landeshauptmann Kärnten