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Mehr Kosteneffizienz im Netzausbau – nur wie?
„Der Umbau der Netzinfrastruktur bleibt dauerhaft eine Herkulesaufgabe. Nicht nur aus Kostengründen ist eine Steigerung der Effizienz in Projekten unverzichtbar.”
Der netzbezogene Anteil an den Gesamtkosten der Energiewende ist gewaltig. Deshalb rückt die Diskussion um erhöhte Kosteneffizienz und Einsparpotenziale stärker in den Fokus. Henrik Töpelt, Head of Energy bei DREES & SOMMER, äußert sich zur Frage, ob es Möglichkeiten gibt die ambitionierten Terminziele beim Umbau der Netzinfrastruktur zu erreichen und dabei gleichzeitig die Kosteneffizienz zu steigern.
Herr Töpelt, wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen im deutschen Netzausbau?
An der Notwendigkeit des Netzausbaus gibt es grundsätzlich keinen Zweifel. Wenn wir unser Energiesystem umbauen, muss auch die Transportinfrastruktur angepasst werden - sowohl in den verschiedenen Stromnetzen, als auch beim Gas- und Wasserstofftransport. Nur führt die hohe Anzahl und vor allem die Parallelität der Vorhaben zu einer extrem angespannten Marktlage. Es gibt zu wenig qualifizierte Fachkräfte für Planung und Bau neuer Trassen oder Umspannwerke. Zudem werden die Engpässe bei den Lieferanten – z.B. für Erdkabel oder Transformatoren – immer offensichtlicher. Im Ergebnis stehen steigende Preise für Schlüsselkomponenten und längere Lieferzeiten. Das steht den Gesamtzielen einer kostengünstigen sowie schnellen Energiewende natürlich entgegen.
Wie kann diesen Herausforderungen wirksam begegnet werden?
Der Mangel an Fachkräften und die Schwierigkeiten auf Lieferantenseite werden nicht kurzfristig verschwinden. Wahrscheinlich bleiben sie ein Dauerzustand. Es geht darum, bestmöglich mit den Engpässen umzugehen. Das betrifft zum Beispiel auch die Netzbetreiber selbst mit ihrem eigenen Personal oder die zuständigen Genehmigungsbehörden. Es gilt Ansätze neu zu denken und ständig nach Optimierungspotential zu suchen.
Hier kann man verschiedene Leitfragen stellen: Wo bietet Digitalisierung echtes Potential für Entlastung und mehr Effizienz im Projektalltag? Wie kann das Thema Vertragsgestaltung im Rahmen der Beschaffung so aufgesetzt werden, dass kommerzielle Risiken dauerhaft unter Kontrolle sind? Gibt es Möglichkeiten partnerschaftliche Abwicklungsmodelle einzusetzen?
Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht für die Ziele „Kosten- und Terminsicherheit“ besonders relevant?
Ohne Frage bildet das Vertragskonstrukt die Basis für eine langjährige Zusammenarbeit. Sind hier Dinge „falsch“ oder unklar angelegt, wird das schnell ein Hindernis. Denn die operativen Projektteams müssen sich auf ihre fachlich-inhaltlichen Fragen konzentrieren können. Für die verbesserte und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten schlagen wir häufig die Anwendung von Lean-Ansätzen vor. Also die Suche nach dem „Optimum in der Zusammenarbeit“, um vorhandene Ressourcen bestmöglich zu nutzen. So können durch Lean Construction Management Abläufe in der Bauphase stabilisiert und terminliche Verzüge begrenzt werden.
Im Kern sollte es stets darum gehen, ein langfristig stabiles Miteinander zu finden. Die Druckmittel der Auftraggeber sind in der angespannten Marktlage begrenzt. Die Lieferanten können aufgrund voller Auftragsbücher kaum flexibel agieren. Für erfolgreiche Projekte ist es daher unverzichtbar, ausreichend Anreize zu setzen, um die Projektziele des Vorhabens aus Sicht aller Vertragsparteien dauerhaft hoch zu priorisieren.
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