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< Beim Klimaschutz die Wärme nicht ausblenden
28.09.2018 10:20 Alter: 6 yrs

KWK und Klimaschutz - ein unzertennliches Paar

Mit dem Kurztitel „100-Tage-Gesetz“ wollte die Regierungskoalition die Eilbedürftigkeit des „Entwurfes eines Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, des Kraft-Wärme- Kopplungsgesetzes und weiterer Bestimmungen des Energierechts“ verdeutlichen. Inzwischen gibt es aber massive Kritik, weil das „100-Tage-Gesetz“ noch immer nicht in Kraft getreten ist.


Dies unterstreicht auch der Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK), Berthold Müller-Urlaub in seiner Wortmeldung.

Foto: Fabian Nerstheimer

Klimaschutz – Versorgungssicherheit – Wirtschaftlichkeit, diese Aspekte bilden das Zieldreieck der künftigen Klimapolitik. Die Kraft-Wärme- Kopplung (KWK) hat das Potenzial die treibende Kraft in diesem Prozess zu sein.

Im Zuge der Energiewende und der politisch geforderten Sektorkopplung wird das heutige Energiesystem weitreichende Veränderungen durchleben müssen. Die KWK hat das Potenzial, eine treibende Kraft in diesem Prozess zu werden, denn sie trägt bereits heute zum Klimaschutz, der Versorgungssicherheit und der Wirtschaftlichkeit bei.

KWK-Strom hat in Deutschland derzeit einen Anteil an der gesamten Stromerzeugung von ca. 19 %. Im Vergleich der europäischen Länder liegen wir damit etwa im Durchschnitt, Allerdings zeigen Länder wie Dänemark, die Niederlande und Finnland mit Anteilen zwischen 35 und über 50 %, dass viel mehr möglich ist. Dabei sind auch dort große Potenziale in Industrie und Wohnungsbau noch bei weitem nicht vollständig für die KWK erschlossen. Auch in Deutschland weisen manche Städte bereits heute KWK-Anteile von mehr als 50 % auf. Beispiele sind Flensburg und Schwäbisch Hall.

Was macht die Kraft-Wärme-Kopplung aus? Diese hocheffiziente und umweltschonende Technologie zeichnet sich durch Flexibilität und Vielfalt aus. Bereits heute versorgen KWK-Anlagen aller Leistungsklassen ganze Städte und Stadtteile, Wohnhäuser und Industriestandorte, Gewerbe und Einfamilienhäuser mit Strom und Wärme. Die KWK verbirgt sich hinter vielem mehr, als die öffentliche Wahrnehmung bisher erfasst hat.

KWK als Partnerin der erneuerbaren Energien etablieren

Das Klima und Wetter keine identischen Begriffe sind - das ist auch uns klar. Wenn aber das Klima in der Großen Koalition derart angespannt ist, dass wir zunehmende Investitionsunsicherheit in der effizienten Energieversorgung verspüren und keine konsequente Politik zur Einhaltung selbst gesteckter CO2- Minderungsziele zu erkennen ist – ist das aus unserer Sicht ein fatales Signal. Umso mehr ist es für die Akteure in Kommunen, Wohnungswirtschaft und Industrie Anlass genug, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Konsequenter Klimaschutz fängt bei rationeller Strom- und Wärmebereitstellung mit Kraft-Wärme-Kopplung an und hört bei Energieeinsparung noch lange nicht auf. Gerade in den heißen Sommertagen 2018, in denen bestehende Großkraftwerke wegen hoher Außentemperaturen ihre Leistung drosseln und reihenweise abgeschaltet werden mussten, wurde erneut deutlich: KWK als Partnerin der erneuerbaren Energien zu etablieren, ist das Gebot der Stunde.

Wir fordern deshalb stabile politische Rahmenbedingungen und eine schnelle Lösung im Streit um das sogenannte 100-Tage-Gesetz wegen Uneinigkeit um Sonderausschreibungen Wind/PV. Im Gesetz geht es vor allem um die Umsetzung der beihilferechtlichen Vereinbarung von Bundesregierung und Europäischer Kommission in Sachen (Teil-)befreiung von KWK-Eigenstrom von der EEGUmlage.

Die Bundesregierung muss nun ins Handeln kommen und die KWK „weiterentwickeln und umfassend modernisieren“, wie sie es im Koalitionsvertrag versprochen hat. Um die Möglichkeiten der KWK zu entfalten, braucht es dringend stabile politische Rahmenbedingungen. Zügig nach der Sommerpause“ soll nun das „100-Tage-Gesetz“ verabschiedet werden, soweit eine erste Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP- Bundestagsfraktion.

KWK für Klimaschutz und Versorgungssicherheit

Die Kraft-Wärme-Kopplung wird für Klimaschutz und Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle spielen. Dabei leisten vor allem flexibel betriebene KWK-Anlagen einen nachhaltigen und effizienten Beitrag zur Versorgungssicherheit, indem sie den Ausgleich zu den fluktuierend einspeisenden erneuerbaren Energien Wind und Sonne schaffen.

Als Effizienztechnologie leistet die KWK schon heute einen unverzichtbaren Beitrag in verschiedensten Anwendungsgebieten von der „kleinen“ KWK in der Objektversorgung über Industrieanwendungen bis zur Fernwärmeversorgung. Dabei senkt sie CO2-Emissionen und gewährleistet Versorgungssicherheit von Strom und Wärme – gerade in Zeiten von Dunkelflauten. Der B.KWK hat deshalb dem KWK-Strom und der KWKWärme ein Gesicht gegeben mit seinen verbandseigenen geschützten Marken Blauer Strom® und Blaue Wärme®.

Die Umsetzung einer wie vom B.KWK geforderten Ausbaustrategie, um die hochflexible KWK in der Residuallast flächendeckend als ideale Partnerin der PV- und Windstromerzeugung zu etablieren, ist - das aktuelle Geschehen am Strommarkt beweist es – lange überfällig. Kommunen und kommunale Werke können damit ihre Pflicht zur Daseinsvorsorge erfüllen, die Wohnungswirtschaft erfüllt die Anforderungen an die Energieversorgung ihrer Gebäude im Rahmen des nachhaltigen Bauens, Gewerbe und Industrie vermindern ihren CO2-Fußabdruck und stellen obendrein netzdienliche Leistungen zur Verfügung.

Die Vision

Maßstab für die künftige Entwicklung in Deutschland dürfen nicht länger die einseitig am Status Quo orientierten Vorstellungen über die Struktur der Energieversorgung sein, nach denen der KWK mit einem Anteil an der Stromerzeugung von 19 % eher eine Nischenrolle beigemessen wird. Richtungweisend sind vielmehr die Erfahrungen der Niederlande, Finnland und Dänemark, wo die KWK einen Anteil an der Stromerzeugung von 35 - 50 % einnimmt. Die Zukunft gehört den Erneuerbaren gemeinsam mit flexibler KWK in Verbindung mit Großwärmepumpen und Power to Gas (s. Gutachten von Fraunhofer IFAM, 2018, i.A. B.KWK).

Die jetzt noch bestehenden Widerstände gegen dezentrale Stromerzeugung als Voraussetzung für eine möglichst vollständige Nutzung der KWK-Potenziale werden über kurz oder lang Vergangenheit sein. In einigen Jahren wird es zunächst für Energieversorger, -planer und –berater, dann auch für Industrie, Gewerbe, Verwaltungen, Wohnungswirtschaft und schließlich für die breite Öffentlichkeit eine Selbstverständlichkeit sein, dass dann bei der Planung der Wärmeversorgung neuer Gebäude und Produktionsprozesse immer auch die Möglichkeit der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung geprüft wird.

Ebenso selbstverständlich werden bestehende Wärmeversorgungsanlagen auf ihre Eignung auf Einbindung einer KWK-Anlage hin überprüft. Durch Mobilisierung kommerzieller Interessen im Bereich Planung, Bau und Betrieb von KWK-Anlagen sowie den Abbau von administrativen Hemmnissen und Informationsdefiziten wird so ein bisher in Deutschland kaum für möglich gehaltenes KWK-Potenzial erschlossen. 

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