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13.11.2020 10:27 Alter: 3 yrs

KI ist keine Zukunftsmusik

Künstliche Intelligenz (KI) erhält aktuell eine hohe Aufmerksamkeit. Der Einsatz von KI-Anwendungen wird auch die Energiewirtschaft prägend verändern, die Nutzung der Potenziale und die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. KI ist keine Zukunftsmusik. Dies unterstreicht Prof. Dr. Markus Kraft, Direktor von CARES ltd., the Singapore-Cambridge CREATE Research Centre und Professor im Department of Chemical Engineering and Biotechnology an der Universität Cambridge in einem Gastinterview für themen!magazin.


Prof. Dr. Markus Kraft, CMCL Innovations (Cambridge University) Foto: CARES ltd.

„Auch die Regierung von Singapur hat erkannt, dass die Reduzierung der Kohlendioxid- Emissionen aus fossilen Brennstoffen eine über den Energiesektor hinausgehende Planung erfordert. Die Lösung dieses Planungsproblems erfordert die Interoperabilität zwischen verschiedenen stark miteinander verbundenen Bereichen. Wir glauben, dass die Technologie der Wissensgraphen ein wichtiges Element bei der Lösung dieses Problems darstellt, ähnlich wie es Marvin Minsky vor fast vier Jahrzehnten vorgeschlagen hat.“

Prof. Markus Kraft

Herr Prof. Dr. Kraft, was gab Ihnen den Impuls, sich mit der KI-Technologie zu beschäftigen?

Mein Interesse an der KI geht auf die neunziger Jahre zurück, als ich als Doktorand im Fachbereich Chemie der Universität Kaiserslautern an der numerischen Modellierung turbulenter Flammen arbeitete. Freunde, die an Expertensystemen arbeiteten, machten mich mit fallbasiertem Schließen, neuronalen Netzen und anderen KITechniken vertraut, die zu dieser Zeit in Mode waren.

 

Sie brachten mich auch dazu, Marvin Minskys Buch „The Society of Mind“ (deutsch: Mentopolis) zu lesen, in dem er in einem systematischen Prozess ein umfassendes Modell der menschlichen Intelligenz entwickelt und versucht, es auf das Gebiet der künstlichen Intelligenz zu übertragen. Dieses Buch behandelt viele Probleme auf einer sehr abstrakten Ebene, die für Probleme im Energiesektor relevant sind, nämlich: Interoperabilität und Steuerung komplexer Netzwerke.

 

Muss sich die Energiebranche bereits heute für dieses Thema öffnen?

Meiner Ansicht nach ist der Energiesektor bereits offen für KI. So umfassen die neuesten Gebäudemanagementsysteme die KI für vorbeugende Fehlererkennung und Wartung. Die Einführung von Elektroautos und erneuerbaren Energiequellen wie Windkraft und Solarzellen erfordert eine Verbesserung des Stromnetzes. Für den effizienten Betrieb solcher gemischten Energiesysteme sind genaue Vorhersagen der Fluktuation erneuerbarer Energien in verschiedenen Zeithorizonten (z. B. innerhalb einer Stunde, innerhalb eines Tages, Day-ahead, Weekahead) von entscheidender Bedeutung. Sie können zu einem effizienten Management beitragen, indem sie u.a. den Einsatz der Einheiten, den wirtschaftlichen Versand und die Wartungsplanung optimieren. Ich denke, dass die Einführung intelligenter Netze kurz bevorsteht und die gesamte Bandbreite der Technologien nutzen wird, die KI derzeit zu bieten hat.

Wie schätzen Sie den aktuellen Entwicklungsstand der Forschung ein?

Die schnelle und erfolgreiche Entwicklung des maschinellen Lernens, insbesondere des „Deep Learning“, führte zu einer Vielzahl interessanter Anwendungen, die auch für den Energiesektor relevant sind. Vorausschauende Wartung, Lastprognose und modellgestützte vorausschauende Steuerung sind gute Beispiele dafür. Singapur, wo ich ein Forschungslabor für die Universität Cambridge leite, finanziert eine Reihe von Forschungsinitiativen, die darauf abzielen, groß angelegte Demonstratoren von intelligenten Netzen mit erneuerbaren Energiequellen für das industrielle und kommunale Energiemanagement aufzubauen.

Herr Prof. Kraft, wir danken für das Gespräch.

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