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13.08.2025 15:42 Alter: 3 days

Im Dialog Sicherheit schaffen

„Ziel der BIL eG ist es, die Leitungsauskunft als direkten, rechtssicheren Dialog zwischen Bautätigen und Infrastrukturbetreibern nahtlos in digitale Planungsprozesse zu integrieren.“


Nikolaus Frank, Leiter Marketing/Strategische

Der Ausbau erneuerbarer Energien nimmt Fahrt auf – sichtbar am Anstieg der Anfragen an die BIL-Leitungsauskunft im Rahmen von Planung oder Bau neuer Solar- und Windparks allein in 2024. Doch die zunehmende Vernetzung bringt Herausforderungen: Ohne präzise Planauskunft steigt das Risiko für Schäden an bestehender Infrastruktur. Wie lässt sich das vermeiden? Ein Gastbeitrag von Nikolaus Frank, Leiter Marketing/ Strategische Kommunikation der BIL eG.

Die Statistik des Portals der BIL-Leitungsauskunft zeichnet ein klares Bild: Im Jahr 2024 ist die Zahl der Planungs- und Bauanfragen für neue Solar- und Windkraftprojekte um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Insgesamt wurden 15.661 Anfragen gestellt.
Bis 2022 waren diese Projekte regional stark konzentriert: Photovoltaik-Anlagen fanden sich überwiegend im Süden Deutschlands, während Windkraftprojekte hauptsächlich in anderen Teilen des Landes realisiert wurden. Seit 2023 ist jedoch eine deutliche Veränderung zu beobachten. Photovoltaik-Projekte entstehen nun zunehmend flächendeckend im gesamten Bundesgebiet.
Noch interessanter als die Information selbst ist deren Datenquelle, das BIL-Portal: Sämtliche Daten dokumentieren Planungs- und Bauaktivitäten zur Errichtung von Energieinfrastruktur innerhalb der Zuständigkeitsbereiche bestehender Infrastruktur. Infrastrukturausbau trifft auf bestehende Infrastruktur. Jede Anfrage zur Planauskunft im BIL-Portal markiert eine Interessensüberschneidung – selbst kurzfristig, etwa durch einen Schwerlasttransport für Materialien – und wird als sicherheitsrelevant eingestuft. Dadurch steigt der Abstimmungsbedarf unter allen Beteiligten erheblich.

Risikominimierung in komplexen Zuständigkeitsbereichen

Der Ausbau von Wind- und Solarparks benötigt Platz, aber auch die entsprechende Netzinfrastruktur – von neuen Stromtrassen über Umspannwerke bis hin zu weiteren Netzelementen zur Integration dieser Energiequellen.
Ein Blick in den VHV Bauschadenbericht Tiefbau 2022/2023 zeigt, dass Leitungsschäden im Bauprozess mit rund 88 Prozent weit oben in der Skala rangieren. Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass diese Schäden hauptsächlich durch fehlende Planauskünfte entstehen. Tatsächlich sind es jedoch oft die Bauarbeiten selbst, die zu Beschädigungen führen. Es liegt daher im eigenen Interesse von Infrastrukturbetreibern, genau zu wissen, welche Projekte in ihrem Umfeld entstehen. So können frühzeitig Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen werden.
Dass dieses Thema bislang nicht stärker in den Fokus gerückt ist, könnte daran liegen, dass die Schadensfälle aktuell noch nicht in großem Ausmaß auftreten. Doch mit zunehmender Vernetzung und einem wachsenden Marktumfeld dürfte die Komplexität der Zuständigkeiten weiter steigen.

Neue Marktstrukturen, unbekannte Regionen

Warum ist eine präzise Planauskunft so entscheidend? Die Marktsituation verändert sich rasant: Immer mehr kleine und überregionale Unternehmen beteiligen sich an der Entwicklung erneuerbarer Energieprojekte. 56 Prozent der Anfragen zur Planauskunft im BIL-Portal befinden sich 30 km um den Sitz des Planers oder Bautätigen. In diesen Fällen profitieren diese von regionaler Ortskenntnis und gewachsenen Beziehungen zu Netzbetreibern.
Die restlichen 44 Prozent der Anfragen verteilen sich auf Vorhaben über größere Entfernungen und Regionen hinweg. Das führt dazu, dass Planer bzw. Bautätige zunehmend in Gebieten tätig sind, in denen sie die bestehende Infrastruktur womöglich nicht genau kennen. Hier fehlt den Akteuren oft die lokale Verankerung. Daher ist es erforderlich, Informationsqualität durch entsprechende Systeme unterstützend zu gewährleisten.
Ein zusätzlicher Aspekt erschwert den Informationsfluss: Infrastrukturen der erneuerbaren Energien zählen per Definition nicht zu den Trägern öffentlicher Belange (TÖB) . Daher sind sie, von Ausnahmen abgesehen, nicht in den offiziellen TÖB-Listen der Kommunen erfasst. Das kann dazu führen, dass relevante Informationen nicht rechtzeitig oder nur unzureichend weitergegeben werden.

Digitale Sicherheitszone für die Infrastruktur

Eine zentrale Erkenntnis dieser Entwicklung ist, dass mit dem Entstehen neuer Infrastruktur auch der Informationsbedarf rund um bestehende Anlagen wächst. Im Sinne der Verkehrssicherungspflicht sind Infrastrukturbetreiber dazu verpflichtet, über Lage und Art ihrer Anlagen Auskunft zu geben.
Die digitale Sicherheitszone des BIL-Portals legt sich wie ein Band um die Infrastruktur. Planungs- oder Bauanfragen in diesem Bereich werden direkt an den zuständigen Betreiber weitergeleitet. Rechtssicherheit entsteht durch den direkten Kontakt zwischen Betreiber und Anfragenden. Jede Anfrage wird im Dashboard dokumentiert und revisionssicher archiviert. Betreiber bleiben über die Aktivitäten im Bereich ihrer Infrastruktur informiert und können möglichen Fremdeinwirkungen wirksam begegnen. Zeitaufwendiges Recherchieren entfällt.

Vergrößerung der BIL-Community durch neues Beitragsmodell

Die BIL-Community auf dem Infrastruktur. Betreiber. Forum 2025 entwickelt mit der Methode Lego® Serious Play® innovative Lösungsmodelle, Foto: BIL eG

Neue Infrastrukturbetreiber, die sich dem BIL-Portal anschließen, erhalten künftig ein kostenfreies erstes Beitragsjahr – eine echte Testphase. Mit dieser Initiative möchte die Genossenschaft neuen Betreibern den Einstieg erleichtern, ihnen die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu sammeln und sich frühzeitig mit den komplexen Anforderungen an den Betrieb einer versorgungsrelevanten Infrastruktur vertraut zu machen. Das Angebot ist ab sofort über die Website buchbar

Mehr Kooperation und aktiver Informationsaustausch

Die Energiewende ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Akteure – von Projektentwicklern über Netzbetreiber bis hin zu Bauunternehmen. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, Planungen und bestehende Infrastrukturen miteinander zu verknüpfen, um Risiken zu minimieren und die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Die Lösung liegt in einer besseren Selbstorganisation der Beteiligten und einem aktiven Informationsaustausch.
Dass dies für die BIL eG nicht nur Schlagworte, sondern gelebte Kultur sind, wurde beim Infrastruktur. Betreiber. Forum 2025 deutlich spürbar: 72 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Unternehmen der Infrastrukturbetreiberbranche, Softwareentwicklung, dem Marketing, der Bauwirtschaft sowie der Bauplanung und -überwachung kamen zusammen. Im Mittelpunkt stand der Dialog zwischen Bautätigen und Infrastrukturbetreibern: Wie können Interessenkonflikte aufgelöst und Kooperationen verstärkt werden? Mit innovativen WorkshopMethoden entwickelten die Teilnehmenden ein vielschichtiges Maßnahmenspektrum, das nun in Expertenkreisen weiter ausgearbeitet wird. Die Ergebnisse fließen als greifbare Mehrwerte in das BIL-System ein.

bil-leitungsauskunft.de