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GenAI – (k)ein Thema nur für die IT
„Gerade in der Energiewirtschaft mit ihren komplexen Aufgaben und hohen Innovationsanforderungen kann KI ein Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit sein. Wer heute in die richtige Richtung investiert, schafft die Grundlagen für nachhaltigen Erfolg – nicht trotz, sondern dank intelligenter Systeme.”
Der Hype um generative KI ist ungebrochen – doch wie wird aus Faszination konkrete Wertschöpfung? Wie ein strukturiertes Vorgehensmodell hilft, eine nachhaltige KI-Strategie in der Energiewirtschaft zu verankern und den Unternehmenserfolg zu sichern, zeigen in einem Gastbeitrag Jan Arens, Senior Account Manager und Stephen Lorenzen, Managing Consultant Utilities bei adesso SE mit einem „Bericht aus der Praxis“ auf.
Für viele Unternehmen der Energiewirtschaft bleibt die Umsetzung von KI-Vorhaben eine große Herausforderung. Es fehlt nicht an Tools oder Inspiration, sondern an einem strategischen Kompass.
Welche Rolle soll KI in unserem Unternehmen spielen? Wo liegen echte Mehrwerte? Und wie lässt sich das Ganze organisatorisch verankern? Ein strukturiertes Vorgehensmodell liefert Antworten. Die IT-Beratung adesso hat mit ihrem KI-Strategie-Framework ein methodisches Vorgehen etabliert, das Unternehmen befähigt, eine realistische und belastbare KI-Roadmap zu entwickeln. Dabei wird Künstliche Intelligenz nicht als Einzellösung gedacht, sondern als integraler Bestandteil einer digitalen Unternehmensstrategie. Mit Innovation als Leitprinzip gestalten Unternehmen ihre IT so, dass sie zum Motor für nachhaltiges Wachstum wird. Ziel ist es, mit Innovation nachhaltiges Wachstum zu schaffen, sich mit den richtigen Schlüsseltechnologien zukunftssicher aufzustellen und durch kontinuierliche Innovation langfristig erfolgreich zu bleiben.
Wie wirkungsvoll dieser Ansatz sein kann, zeigt das Beispiel der Energieversorgung Mittelrhein (evm): In nur sechs Monaten entstand dort eine KI-Strategie, die Menschen, Prozesse und Technologien gleichermaßen adressiert – samt Roadmap, Leuchtturmprojekt und klaren Umsetzungspfaden.
Die vier Dimensionen der KI-Reife
Ein zentrales Element des Vorgehens ist der AI Maturity Check – ein strukturierter Bewertungsrahmen, der den Status quo eines Unternehmens in Bezug auf KI systematisch analysiert. Dabei werden vier essenzielle Handlungsfelder betrachtet:
- Treiber: Hier geht es um die strategische Verankerung von KI – also um Zielbilder, Leuchtturmvisionen und die Definition relevanter Use Cases. Ohne ein klares „Warum“ bleibt jede Initiative isoliert.
- Enablement: Diese Dimension bezieht sich auf die technologischen, organisatorischen und kulturellen Voraussetzungen. Verfügbare Daten, Qualifikationen der Mitarbeitenden, technologische Infrastruktur und die Offenheit gegenüber KI sind zentrale Erfolgsfaktoren.
- Operationalisierung: Die Fähigkeit, KI-Projekte vom Proof of Concept (PoC) in den produktiven Einsatz zu überführen, entscheidet über den tatsächlichen Nutzen. Dabei spielen Themen wie Skalierbarkeit, MLOps und Projektmanagement eine Rolle.
- Governance: Damit KI verantwortungsvoll eingesetzt werden kann, müssen klare Regeln und Strukturen etabliert werden – von Datenschutz über ethische Leitlinien bis zur internen Qualitätssicherung.
Diese vier Dimensionen helfen nicht nur bei der Standortbestimmung, sondern geben auch Orientierung für gezielte Maßnahmen. Das Besondere: Sie berücksichtigen sowohl technische als auch organisatorische Aspekte – und ermöglichen so eine realistische, ganzheitliche Einschätzung.
Von der Analyse zur Roadmap
Das Vorgehensmodell von adesso übersetzt diese Reifegradbewertung in konkrete Handlungsschritte. Es basiert auf einem iterativen und modular aufgebauten Prozess, der sich in vier Phasen gliedert:
- Kick-off & Commitment: In dieser Einstiegsphase werden das Projektziel geschärft, Stakeholder identifiziert und eingebunden sowie organisatorische Rahmenbedingungen abgestimmt. Ein gemeinsames Verständnis ist entscheidend für den späteren Erfolg.
- Analyse & Reifegradbewertung: In Interviews, Workshops und Assessments wird die Ist-Situation umfassend erhoben – sowohl technisch als auch kulturell. Auf dieser Basis werden die Zielfähigkeiten definiert und mögliche Handlungsfelder identifiziert.
- Use-Case-Übersicht: In speziell konzipierten Kreativformaten wie dem „Interaction Room“ werden potenzielle Anwendungsfälle gesammelt, strukturiert bewertet und priorisiert. Dabei kommen standardisierte Templates zum Einsatz, die eine einheitliche und vergleichbare Beschreibung der Use Cases ermöglichen.
- Finalisierung & Roadmap: Abschließend werden alle Erkenntnisse in eine umsetzbare Strategie überführt. Dazu gehört die Erstellung eines Maßnahmen-Backlogs, einer zeitlich priorisierten Roadmap, sowie die Ableitung erster Pilotprojekte. Ziel ist es, keine abstrakte Vision zu formulieren, sondern einen klaren Umsetzungsplan, der im Unternehmen verankert werden kann.
Der modulare Aufbau des Vorgehens erlaubt es, individuell auf den Reifegrad und die spezifischen Herausforderungen eines Unternehmens einzugehen – und so passgenaue Lösungen zu entwickeln, die nicht im Theoretischen verharren, sondern konkret wirken.
Die KI-Reise der evm – warum eine KI-Strategie alternativlos ist
- Grafik: adesso
Als größtes kommunales Energie- und Dienstleistungsunternehmen in Rheinland-Pfalz stand die evmGruppe vor der Frage, wie sie KI gezielt und verantwortungsvoll nutzen kann. Gemeinsam mit adesso entwickelte das Unternehmen eine umfassende KI-Strategie, die nicht nur technologische Aspekte, sondern auch kulturelle und organisatorische Faktoren berücksichtigte. Ein zentrales Anliegen war die Einbindung der Mitarbeitenden. Mit Formaten wie dem „KI-Café“ wurde ein geschützter Raum für Austausch und Aufklärung geschaffen – mit dem Ziel, Akzeptanz zu fördern und Ängste abzubauen. Gleichzeitig wurden über sogenannte Interaction Rooms relevante Use Cases identifiziert – darunter der „Anschreiben-Checker“, eine GPT-basierte Web-App.
Innerhalb von nur sechs Monaten entstand eine tragfähige KI-Strategie samt Roadmap, Backlog und ersten Leuchtturmprojekten. Für Christian Laus, Projektleiter bei evm, war vor allem der strukturierte und menschenzentrierte Ansatz ausschlaggebend: „Die Kombination aus methodischer Tiefe und Praxisnähe hat uns überzeugt – wir konnten greifbare Resultate schaffen.“
Erfolgsfaktoren für die strategische Verankerung von KI
Die Energiewirtschaft steht unter starkem Transformationsdruck – von Regulierung über Digitalisierung bis zum Fachkräftemangel. Studien von BDEW, Fraunhofer ISE und internationalen Beratungshäusern bestätigen: Nur wer Künstliche Intelligenz strategisch verankert, wird langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
- Klarer Business-Fokus: Use Cases müssen echte Probleme adressieren – nicht nur technische Machbarkeit
- Einbindung der Fachbereiche: KI ist kein IT-Projekt, sondern ein Change-Projekt.
- Skalierbare Architekturen: Cloud-Readiness, Datenverfügbarkeit und Schnittstellen sind entscheidend.
- Gelebte Governance: Von Ethik über Verantwortung bis zur Nachvollziehbarkeit der Modelle.
Diese Punkte wurden ergänzt mit einem praxiserprobten Beratungsansatz, der Unternehmen ganzheitlich begleitet – von der strategischen Zielbildentwicklung über die Technologiebewertung bis hin zur Pilotierung und Skalierung.
Fazit: Vom Potenzial zur Wirkung
Generative KI ist keine Zukunftsmusik – sondern längst Teil der Gegenwart. Damit daraus echte Wirkung entsteht, braucht es Struktur, Klarheit und Beteiligung. Vorgehensmodelle wie das von adesso helfen Unternehmen der Energiewirtschaft, den Hype in handfeste Strategien zu übersetzen – und dabei den Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren.