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20.06.2019 14:14 Alter: 5 yrs

Gas – ein Schlüssel für das Energiesystem der Zukunft

Die Gaswirtschaft hat Verantwortung für das Energiesystem der Zukunft übernommen. Gemeinsam mit den Erneuerbaren treibt man den Transformationsprozess in der Energieversorgung voran.


Ein wichtiger Player in diesem Prozess ist die Leipziger VNG AG. Das Unternehmen befindet sich in einem strategischen Transformationsprozess und hat sich eine neue Konzernstrategie gegeben. Wir sprachen darüber mit Hans-Joachim Polk, VNG-Vorstandsmitglied für Infrastruktur/Technik.

Foto: VNG / Torsten Pross

Herr Polk, VNG hat kürzlich die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2018 vorgelegt. Welche Einschätzung konnte der Vorstand geben?

Wir haben unsere positive Geschäfts- und Ergebnisentwicklung fortsetzen können. Im Geschäftsjahr 2018 hat VNG auf Konzernebene ein adjusted EBIT von 159 Mio. Euro (Anm. d. Red. – 2017: 129 Mio. Euro) erwirtschaftet. Es ist uns gelungen, in allen Geschäftsbereichen gute operative Resultate zu erzielen und wichtige Schritte unserer Strategie „VNG 2030+“ umzusetzen. Und die Transformation der alten Verbundnetz Gas AG in die neue VNG wird äußerlich durch unseren neuen Markenauftritt sichtbar.

Das Geschäftsjahr 2018 war für VNG auch durch wichtige organisatorische Veränderungen geprägt. VNG AG hat ihr Großhandelsgeschäft aufgrund regulatorischer Anforderungen in eine neue Gesellschaft ausgegliedert. Seit April 2018 verantwortet die VNG Handel & Vertrieb GmbH das gesamte Großhandels- und Vertriebsgeschäft der VNG. Zudem hat sich VNG 2018 aus strategischen Gründen aus dem E&P-Geschäft in Norwegen und Dänemark zurückgezogen. Auf der anderen Seite konnten wir erfreulicherweise im Anlagenbereich unseres Biogasbereiches deutlich wachsen.

Was steht hinter der Konzernstrategie „VNG 2030+“?

Neben den operativen und strategischen Fragen im klassischen VNG-Geschäft geht es unter dem Strich darum, Gas und die Gasinfrastruktur als die idealen Partner der erneuerbaren Energien zu etablieren. Wir wollen unser bisheriges Kernprodukt Erdgas nach und nach vergrünen. Gerade in Form von Biogas, von synthetisch erzeugten Gasen oder Wasserstoff können wir weitere CO2-Einsparungen erzielen. Das zahlt wiederum auf das große Projekt der Energiewende ein. Hier will VNG aktiv mitgestalten. Daneben wollen wir vom Nukleus Gas aus kompetenzbasiert neue Geschäftsfelder erschließen und unser Geschäftsportfolio verbreitern. Dazu zählen u. a. die Geschäftsfelder grüne Gase, digitale Infrastruktur und Quartierslösungen. Unser Zielbild lautet dabei, VNG grün, digital und gasbasiert aufzustellen.

Welche Rolle können Gasnetz und Gasspeicher hierbei spielen?

Auf dem Weg in ein dekarbonisiertes Energiesystem ist die Gasinfrastruktur ein wichtiger Partner für das Gelingen der Energiewende. Gasnetz und Gasspeicher sind bestens geeignet, erneuerbare Energien zu transportieren, zu speichern und sektorenübergreifend nutzbar zu machen.

Technisch ist es schon heute kein Problem, Strom aus erneuerbaren Energien in Gas oder Wasserstoff umzuwandeln. Auch deshalb investieren wir in innovative Gasspeicher, für die wir beispielsweise mit der Speicherung von CO2-freiem Wasserstoff eine Langzeitperspektive sehen. Innerhalb des VNG-Konzerns betreibt und vermarktet die VNG Gasspeicher GmbH (VGS) als drittgrößter Speicher betreiber in Deutschland Untergrund speicher (UGS) in Mittel- und Norddeutschland.

Auch die ONTRAS Gastransport GmbH (ONTRAS) ist als unabhängiger Fernleitungsnetzbetreiber nicht nur ein Garant für die Versorgungssicherheit in Deutschland, sondern ist auch ein Vorreiter für grüne Energie im deutschen Gasnetz. ONTRAS arbeitet an Zukunftsoptionen für eine nachhaltige, grüne Nutzung der Gasinfrastruktur mit erneuerbaren Gasen. Derzeit betreibt und vermarktet ONTRAS ein 7.000 km langes Hochdruck leitungsnetz mit mehr als 450 Netz kopplungspunkten.

Was besagt der Blick auf neue Geschäftsfelder?

VNG hat das Biogas-Portfolio über die Biogas- Tochter VNG BALANCE Bioenergie GmbH (BALANCE) substantiell erweitert und ihre Wachstumsstrategie somit konsequent weiterverfolgt. 2018 wurden fünf Biogasanlagen an Standorten in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen übernommen. Biogas ist speicherfähig, plan- und regelbar, grundlastfähig und über die bestehende Gasinfrastruktur jederzeit sehr gut verfügbar. Das sind Vorteile gegenüber anderen erneuerbaren Energien. Im Geschäftsfeld der digitalen Infrastruktur verfolgt VNG einen langfristigen Ansatz und agiert in drei Kernbereichen: Glasfaserinfrastruktur, Dienstleistungen für Rechenzentren sowie Applikationen mit Bezug zu kritischer Infrastruktur. So ist der zuverlässige Betrieb kritischer Infrastrukturen seit jeher Teil unserer DNA. Diese Expertise nutzen wir für den Transport und die Speicherung von Daten.

Im Bereich kommunaler Quartierslösungen bietet die VNG-Tochter VNG ViertelEnergie GmbH – gemeinsam mit der Tilia GmbH – dezentrale und langfristig angelegte Energielösungen an. Der Fokus liegt hier auf Wohnund Industriegebieten in kleinen und mittleren Kommunen in den neuen Bundesländern.

Untergrundgasspeicher in Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt). 2,2 Mrd. m³ Speichervolumen hält die VNG Gasspeicher GmbH in vier Untergrundgasspeichern vor. Bildquelle: VNG / Torsten Proß

Und wie steht es um die Innovationsstrategie?

Innovationen und frische Ideen sind feste Bestandteile unserer Strategie „VNG 2030+“. Unser Tochterunternehmen VNG Innovation GmbH versteht sich hierbei als Treiber wertschöpfender Ideen. Im Rahmen unserer Innovationsstrategie beteiligt sich VNG als strategischer Partner mittlerweile an fünf Startups.

So hat VNG Innovation ihre Investitionen am Berliner Startup akvola Technologies GmbH (Wassertechnologie) erhöht und Anteile an den Startups Infrasolid GmbH (Dresden, Infrarotstrahlungstechnologie) und Rhebo GmbH (Leipzig, industrielle Cyber Security) erworben. Fester Bestandteil unserer Innovationsstrategie ist zudem die Koopera tion mit dem Leipziger SpinLab – The HHL Accelerator, das Teil des Smart Infrastructure Hubs des Bundeswirtschafts ministeriums ist. Jährlich fördert VNG als Pate für das Thema Energie vier Startups.

Eine abschließende Frage zum weiteren Ausblick 2019?

VNG setzt es sich weiterhin zur Aufgabe, klimafreundliches Gas als idealen Partner der erneuerbaren Energien zu positionieren. Grüne Gase werden mittel- bis langfristig weiter an Bedeutung gewinnen. Neben Biogas stehen für VNG die Zukunftsthemen Power-to- Gas, grüner Wasserstoff und Sektoren kopplung verstärkt im Fokus.

VNG arbeitet gemeinsam mit Projektpartnern an einem Reallabor für grünen Wasserstoff in Mitteldeutschland, das die gesamte Wertschöpfungskette abdecken soll. Dazu werden Speicherkavernen der VGS umgerüstet, um Wasser stoff zu speichern. Ge mein sam mit zwei regionalen Fahrzeug anbietern hat VNG zudem eine Absichts erklärung zur Entwicklung eines Pilotprojekts für Wasserstoff-Mobilität in Grimma unterzeichnet. Das Projekt soll eine Power-to-Gas-Anlage und eine Tankstelle für grünen Wasserstoff umfassen. Sie sehen, dieses Thema wird uns nicht mehr loslassen. 2019 wird VNG die Konzernstrategie „VNG 2030+“ deshalb weiterhin konsequent umsetzen.

Herr Polk, vielen Dank für das Gespräch.

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