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28.04.2020 15:10 Alter: 4 yrs

Finanzunternehmen als Katalysator der Energiewende

Weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien, Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, Wärmewende, Investitionen in Gebäudesanierung, in Wasserstofftechnologien, in Speicher, in Elektromobilität und in intelligente Netze sind Herausforderungen für die Gestaltung des politischen Rahmens, aber damit allein ist noch keine einzige Investition realisiert. Denn diese Entwicklungen und Geschäftsmodelle müssen finanziert werden. Kernfragen hierbei sind: Welche zukünftige Rolle spielen dabei Finanzunternehmen? Werden Energieunternehmen in diesem Zusammenhang zunehmend ausführende Organe oder können sie Mitgestalter bleiben? Wo besteht besonderer Handlungs- und Investitionsbedarf?


(l.i.B.) Hans Poser, Managing Director, Finadvice AG (r.i.B) Dr. Volker Flegel, Geschäftsführer, Celron GmbH Fotos: Uwe Neumann, Berlin; Finadvice

In welcher Form und in welchem Umfang treiben Finanzunternehmen die Ener­giewende? Werden Energie­unter­nehmen in diesem Zusammenhang zunehmend ausführende Organe oder können sie Mitgestalter bleiben? Wo besteht besonderer Hand­lungs- und Investitions­bedarf?

Dr. Volker Flegel, Geschäfts­führer, Celron GmbH, und Hans Poser, Managing Director, Finadvice AG, plä­die­ren in einem 2-teiligen Gast­beitrag im themen!magazin für ein Ecosystem zwischen Finanz- und Energie­unter­nehmen. In diesem 1. Teil steht die Positionierung der Finanzunternehmen im Vordergrund.

 

Fotos: Uwe Neumann, Berlin; Finadvice

Paradigmenwechsel

Klimaschutz ist auf der Agenda nach ganz oben gerückt. Nicht nur bei Schülern, sondern inzwischen auch in annähernd allen gesellschaftlichen Gruppierungen. Dabei geht es längst nicht mehr um inkrementelle Veränderungen, sondern um substanzielle Maßnahmen zur Erhaltung unseres Ökosystems. Einige prominente Initiativen aus dem Wirtschaftssektor:

→    Amazon: Klimaneutralität bis 2040, CEO Jeff Bezos betrachtet den Klimawandel als größte Bedrohung des Planeten und hat 10 Mrd. USD für nachhaltige Projekte gestiftet,
→    Microsoft: Klimaneutralität bis 2050, zusätzlich „rückwirkende“ Beseitigung aller CO2-Emissionen des Unternehmens seit der Gründung 1975,
→    Siemens: Klimaneutralität bis 2030, Koppelung eines Anteils der Vorstandsvergütung an die Erreichung der CO2-Emissionsziele.

Knapp 900 börsennotierte Unternehmen aus Europa haben 2019 ca. 59 Mrd. EUR in die Reduzierung ihrer Emissionen investiert. Dabei ist der Anteil deutscher Konzerne höher als von Unternehmen jedes anderen europäischen Landes. Wenn Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden soll („Green Deal“), müssen diese Investitionen auf 122 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdoppelt werden. Diese Investitionen erscheinen jedoch lohnenswert, da sich zwischenzeitlich nachhaltige im Vergleich zu konventionellen Aktienindizes deutlich performanter entwickeln (vgl. Abbildung Seite 29, Quelle: Bloomberg).
Marktanalysen der obersten Banken in der Euro-Währungszone belegen, dass führende Finanzunternehmen den aufgezeigten Paradigmenwechsel nicht nur wahrgenommen, sondern bereits darauf reagiert haben. Das Europäische System der Zentralbanken (aufsichtliches Meldesystem) weist Marktwachstum insbesondere im Bereich der grünen Anleihen aus und die Deutsche Bundesbank bewertet im Monatsbericht Nachhaltigkeit als zentrales Thema und wichtiges Anlagekriterium an den Finanzmärkten.

 

Wesentliche Ursachen dieser Entwicklung

Erstens sind nachhaltige Geldanlagen wirtschaftlich attraktiv. Nach einer Anschubfinanzierung durch unterschiedliche Fördermodelle (z. B. EEG) sind Solar- und Windenergie heute bereits häufig günstiger als Strom aus konventionellen Energieträgern.
Zweitens bieten nachhaltige Anlagen große Volumina. Über 2/3 der 2018 weltweit neu installierten Erzeugungskapazität entfielen auf Solar- und Windenergie. Tendenz: weiter steigend.
Drittens fordern Investoren die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien. Früher haben Investmentausschüsse vornehmlich Ausschlusslisten verabschiedet, inzwischen nehmen Impulse zur aktiven Einflussnahme deutlich zu.

Einige prominente Beispiele seien hier genannt:

→    Blackrock: 6,84 Bio. EUR verwaltetes Vermögen, durch Beteiligung an 27 der DAX30-Unternehmen Einflussnahme auf eine Marktkapitalisierung von 1,2 Billionen EUR alleine in Deutschland,

→    Government UK: Positionierung eines Industrial Energy Transformation Fund (IETF),
→    Kames Capital: „Global Sustainable Equity“ hat als Nachhaltigkeitsfonds 2019 einen Ertrag von 45,8 % und damit das beste Ergebnis im Konkurrenz- vergleich realisiert,
→    Oljefondet (staatlicher Pensionsfonds des Königreichs Norwegen): 1,0 Billion EUR
    verwaltetes Vermögen, Entscheidung der Regierung über den Verkauf aller Investitionen in Öl-, Gas-
    und Kohleunternehmen,
→    PIMCO: 1,8 Bio. EUR verwaltetes Vermögen, 100% nachhaltiges Investment,
→    RobecoSAM: 110 Mrd. EUR verwaltetes Vermögen, 100% nachhaltiges Investment.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass führende und insbesondere systemrelevante Finanzunternehmen bereits in sehr hohem Umfang und teilweise vollständig auf nachhaltige Investments fokussieren. In den meisten Fällen entsteht eine ergänzende „Multiplikator-Wirkung“, da Investmentunternehmen im Private Equity Segment zur Umsetzung ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie den Druck auf deren sehr häufig deutlich kleinere Beteiligungsunternehmen erhöhen. Darüber hinaus nehmen diese führenden Finanzunternehmen und insbesondere die staatlichen Investmentfonds in ihren Zielmärkten eine wesentliche Leitfunktion ein für die strategische Orientierung des Finanzsektors und der Wirtschaft allgemein.

CEO Larry Fink, Blackrock:

„Künftig wird Transparenz in Nachhaltigkeitsfragen immer stärker darüber entscheiden, ob sich ein Unternehmen das nötige Kapital beschaffen kann.“

Vermögenseigentümer, Fonds-Manager und Unternehmen leisten mit der Lenkung des Kapitals unter Nachhaltigkeitskriterien einen signifikanten Beitrag zur Realisierung der Energiewende. Diese glaubhafte Verkörperung von Zukunft und Modernität sichert deren Rolle als Impulsgeber für die Zukunftsthemen unseres Landes und damit letztlich deren Geschäftsmodell.

www.celron.eu, www.finadvice.eu

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