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< „Dezentralisierung“ – Treiber der Energiewende?
14.03.2018 14:50 Alter: 6 yrs

Europäische Netzsicherheit als Basis der Energiewende

Strommengen, die in Deutschland über die Offshore-Windparks der Nord- und Ostsee in das Netz gelangen, machen nicht an der Grenze halt, sondern belasten täglich auch die Netze unserer europäischen Nachbarn. Um den hohen Standard für Systemsicherheit in Europa zu gewährleisten, agieren regionale Sicherheitskoordinatoren wie TSCNET Services in München als Risikomanager und unterstützen ihre TSO-Partner, um die Integration erneuerbarer Energien und die daraus resultierenden Stromflüsse im Europäischen Netz zu optimieren.


Maik Neubauer, Geschäftsführer von TSCNET Services zu europaweit harmonisierten Diensten für die Netzbetreiber.

Foto: Thomas Grimm

Herr Neubauer, Sie sind seit 2017 Geschäftsführer von TSCNET Services. Was steckt hinter dieser Gesellschaft, die bislang nur ‘Insidern’ bekannt ist?

TSCNET Services ist ein Gemeinschaftsunternehmen von bislang 14 großen europäischen Übertragungsnetzbetreibern, u. a. Amprion, 50Hertz, TransnetBW, TenneT, Swissgrid, Austrian Power Grid sowie vielen weiteren zentral- und osteuropäischen Transmission Sytem Operators (TSO). Wir erbringen Risikomanagementdienstleistungen, um diese Netzgesellschaften, im Kontext des rasant wachsenden Zubaus von erneuerbaren Energien, bei der Gewährleistung einer hohen Netzsicherheit in Europa zu unterstützen.

Was genau kann man sich unter diesen Sicherheitsdienstleistungen vorstellen?

Wir erhalten täglich von fast allen europäischen Netzbetreibern große Datenmengen die die nationalen Netzsituationen in den nächsten Stunden und Tagen wiedergeben. Diese Informationen aggregieren wir auf unseren IT- Plattformen, um so Indikationen über mögliche Engpässe und Gefahrensituation im kontinentaleuropäischen Netz zu erhalten, die z. B. durch Wettereinflüsse, technische Störungen oder Wartungsarbeiten entstehen können. Wir agieren somit als ‚Frühwarnsystem’ für die Erkennung von potentiellen Gefahren im Netz, diskutieren diese kontinuierlich mit unseren TSO Partnern und können so konzertiert potentiellen Blackout- Situationen in Europa entgegenwirken.

Sollte man sich denn Sorgen um die Netzsicherheit machen? In seinem Roman ‘Blackout’ hat der Schriftsteller Marc Elsberg ja ‘Horrorszenarien’ über Stromausfälle aufgezeichnet…

Nun, generell ist das europäische Hochspannungsnetz technisch sehr stabil und hoch belastbar ausgelegt, so dass Blackout-Situationen bislang durch die Netzbetreiber fast immer verhindert werden konnten. Auf der anderen Seite ist das Netz nicht für die schnell wachsende und hochvolatile Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie ausgelegt. Durch diesen Systemwechsel in der Erzeugung steigen die Ansprüche an eine kontinuierliche Netzüberwachung, die Qualität der Prognosemethoden sowie einen schnellen Netzausbau rapide an. Diesen Wandel müssen Politik und Netzwirtschaft aktiv begleiten, was ja bereits durch die Umsetzung des 3. Energiemarktpakets, der Implementierung der Netzwerkcodes sowie der Etablierung von regionalen Sicherheitskoordinatoren wie TSCNET in München proaktiv begonnen wurde.

Das weitere Wachstum der erneuerbaren Energien in Europa wird diesen Wandel jedoch überproportional beschleunigen und birgt damit weitere Risiken. Auch die forcierte Geschwindigkeit der deutschen Energiewende in Bezug auf die Abschaltung von konventionellen Kraftwerkskapazitäten reduziert nicht gerade das Risikopotential, sondern erhöht die Komplexität für eine nachhaltige Sicherung des europäischen Gesamtsystems.

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