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29.09.2025 14:26 Alter: 20 days

Es gibt Lösungen. Wer greift zu?

„Viele Vorbehalte gegenüber Seniorfachkräften beruhen eher auf Annahmen als auf tatsächlichen Erfahrungen.“


Fabian Knobelspies, Managing Director, Hays AG - Foto: Hays AG

Die Energiewirtschaft verliert bis 2025 bis zu 70 Prozent ihrer aktuellen Belegschaft. Durch den demografischen Wandel verlassen diese Fachkräfte den Arbeitsmarkt, ohne durch junge Talente ersetzt zu werden. Eine aktuelle Erhebung der Hays AG, einer der weltweit führenden Personaldienstleister, kommt zu dem Ergebnis “Expertise kennt kein Alter”. Fabian Knobelspies, Managing Director reflektiert für die Leser von THEMEN!magazin wesentliche Erkenntnisse der Erhebung.

Wenn die Energiewirtschaft bis 2025 bis zu 70 Prozent ihrer aktuellen Belegschaft verliert, entsteht eine dramatische Lücke, die durch Zuwanderung oder Ausbildung nicht zu schließen ist. Um den Engpass kurzfristig abzumildern, ist die Weiterbeschäftigung vorhandener Fachkräfte notwendig. Dafür gibt es Möglichkeiten.

Eine naheliegende, aber bislang oft unterschätzte Lösung des dramatisch steigenden Fachkräftemangels liegt im verstärkten Einsatz älterer Fachkräfte. Viele von ihnen bringen nicht nur langjährige Erfahrung mit, sondern sind sofort verfügbar und benötigen kaum Einarbeitung – und sind damit prädestiniert, als Troubleshooter drängende Herausforderungen in der IT, im Kundendienst oder der Wartung komplexer Anlagen zu lösen. Diese Kompetenzen und Potenziale bleiben aber häufig ungenutzt. Stattdessen sehen sich ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hartnäckigen Vorurteilen ausgesetzt: Sie gelten als weniger belastbar, nicht mehr lernfähig oder gar als Innovationsbremse. Was ist dran an diesem Bild?

Welche Erwartungen werden an Seniorfachkräfte gestellt? Wo gibt es noch Vorurteile? 2025 haben wir in zwei Umfragen untersucht, wie Unternehmen Seniorfachkräfte tatsächlich wahrnehmen – und mit welchen Vorurteilen diese konfrontiert sind.

Unternehmen schätzen Know­how, Zuverlässigkeit und Krisenerfahrung

Die aktuelle Befragung von über 500 Führungskräften zeigt ein klares Bild: Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden in Unternehmen durchaus geschätzt – und zwar für Qualitäten, die in der heutigen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnen. An erster Stelle steht dabei die langjährige Berufserfahrung (53 %), dicht gefolgt vom hohen fachlichen Know-how (41 %) und einer ausgeprägten Zuverlässigkeit (36 %). Besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zählt auch ein oft unterschätzter Faktor: die Krisenerfahrung.

Fast ein Viertel der Befragten (23 %) betont die besondere Resilienz älterer Fachkräfte im Umgang mit herausfordernden Situationen. Die Liste dieser Vorteile ist lang – und die Zahl der Skeptiker gering: Nur 2 Prozent der Entscheidenden sehen überhaupt keinen Nutzen im Einsatz von Mitarbeitenden über 60 Jahren. Entsprechend hoch fällt der Stellenwert aus, den Unternehmen dieser Altersgruppe beimessen: 46 Prozent der Befragten bewerten ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg als sehr hoch oder hoch. 90 Prozent der befragten Fachkräfte sind der Ansicht, dass Unternehmen künftig verstärkt auf ältere Fachkräfte setzen werden. Dabei geht der Trend in vielen Organisationen inzwischen über das reine Altersdenken hinaus. Für 44 Prozent der Befragten spielt das Geburtsjahr keine Rolle – entscheidend seien Kompetenz, Qualifikation und Persönlichkeit. Eine Haltung, die nicht nur altersunabhängiges Recruiting stärkt, sondern auch neue Perspektiven auf das Thema „Diversity“ eröffnet.

Seniorfachkräfte arbeiten nicht nur des Geldes wegen

In einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 16- bis 79-Jährigen haben wir untersucht, welche Vorteile, aber auch welche Vorbehalte mit älteren Erwerbstätigen verbunden werden. Nach ihrer Arbeitsmotivation gefragt, stehen für Beschäftigte zwischen 50 und 79 Jahren finanzielle Gründe (69 %) an erster Stelle. Sinnhaftigkeit (47 %) und soziale Interaktion (36 %) sind weitere Hauptfaktoren für eine Berufstätigkeit im Alter. Aber auch gesundheitliche Vorteile oder die Verbundenheit mit ihrem bisherigen Unternehmen sind für rund jeden fünften älteren Befragten Aspekte, die für eine Berufstätigkeit nach dem Renteneintritt sprechen. Nur 16 Prozent der befragten 50- bis 79-Jährigen lehnen generell eine weitere Tätigkeit nach dem Renteneintritt ab.

Erfahrung trifft Erwartung: Sichtweisen gehen auseinander

Trotz der vielen Vorteile, die mit dem Einsatz von Seniorfachkräften verbunden sind, nehmen Unternehmen auch gewisse Herausforderungen wahr. Die häufigste Kritik betrifft mangelnde IT-Kenntnisse – 27 Prozent der befragten Führungskräfte sehen hier Nachholbedarf. Dabei handelt es sich um ein Defizit, das mit gezielten Weiterbildungen relativ leicht zu beheben wäre. Weitere genannte Herausforderungen sind Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen beziehungsweise ein traditionelles Rollenverständnis (25 Prozent).

Gleichzeitig sehen 24 Prozent der Unternehmen keine Nachteile im Einsatz älterer Beschäftigter. Diese Einschätzung wird von den Betroffenen selbst noch deutlicher geteilt: 37 Prozent der über 60-Jährigen sehen keinerlei Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit oder Integration. Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen und die Rekrutierungsstrategien widerstandsfähiger zu machen, sollten Unternehmen an entscheidenden Stellen ihre Altersbilder kritisch hinterfragen.

Digitale Kompetenzen und Veränderungsbereitschaft

Grafik: Hays AG

Eine Gegenüberstellung zeigt interessante Wahrnehmungsunterschiede: Während 27 Prozent der Arbeitgeber einen Mangel an digitalen Kompetenzen befürchten, teilen nur 20 Prozent der älteren Beschäftigten diese Sorge. Auch beim Thema Veränderungsbereitschaft zeigt sich eine Diskrepanz – nur 9 Prozent der älteren Erwerbstätigen sehen sich hier kritisch, gegenüber 19 Prozent der Arbeitgeber. Die Unterschiede verdeutlichen: Viele Vorbehalte gegenüber Seniorfachkräften beruhen eher auf Annahmen als auf tatsächlichen Erfahrungen.

Die Zeit drängt. Wer jetzt nicht Strategien entwickelt, um die bedrohliche Fachkräftelücke zu schließen, wird abgehängt. Langfristige Lösungen wie die Integration von ausländischen Mitarbeitenden und die Steigerung des Frauenanteils in MINT-Berufen brauchen Zeit. Die Weiterbeschäftigung von älteren Arbeitnehmern ist eine einfache und unmittelbar wirksame Lösung, um den Engpass kurzfristig und ohne Know-how-Verlust zu bewältigen. Der Anteil der älteren Erwerbstätigen steigt seit Jahren. Über 12 Prozent der Deutschen über 69 Jahren arbeiten heute bereits. Unter hochqualifizierten Experten ist dieser Anteil noch höher. Viele weitere ältere Fachkräfte können kurzfristig mobilisiert werden, wenn ihnen attraktive Angebote gemacht werden. Der Gesetzgeber hat dafür attraktive Möglichkeiten und Steuervorteile geschaffen.

Lassen Sie uns die Energiewende gemeinsam vorantreiben. Als Marktführer haben wir allein in den letzten vier Jahren 7000 Stellen im Energiesektor besetzt: in Festanstellung, Projekten oder auf Zeit. Zudem unterstützen wir unsere Kunden mit Werkverträgen sowie Services, bei denen wir die gesamte Wertschöpfungskette im Workforce Management übernehmen.

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