Nachricht

< Der Vormarsch von Plattformen
28.09.2018 09:17 Alter: 6 yrs

eCarCloud – Plattform für E-Ladesäulenbetreiber

Die Elektromobilität ist in Unternehmen und Kommunen angekommen, damit steigt die Nachfrage nach rechtlich und wirtschaftlich tragfähigen Ladeinfrastrukturkonzepten und Geschäftsmodellen. Zudem verpflichten EU-Vorgaben zukünftig zur Ausstattung von Stellplätzen mit Ladeinfrastruktur und auch der deutsche Gesetzgeber beseitigt bestehende Hürden für Mieter und Wohnungseigentümer. Innovative Lösungen für das Ladesäulenmanagement sind gefragt.


Bodo Ruppach, Geschäftsführer des Softwareunternehmen msu solutions GmbH aus Sachsen- Anhalt informiert über ein innovatives Cloud-Service-Konzept für E-Ladesäulenbetreiber.

Foto: TGZ Halle GmbH, Marco Warmuth

Herr Ruppach, was gab den Anstoß, sich als Softwareunternehmen der E-Mobilität zuzuwenden?

Der Verkehr der Zukunft wird sich zukünftig substantiell auch elektrisch bewegen. E-Fahrzeuge sind leise, fahren emissionsfrei und können bald auch 500 Kilometer am Stück zurücklegen. China und auch einzelne nordeuropäische Länder, wie Norwegen zeigen, wie rasant eine Entwicklung voranschreiten kann, wenn sie nachhaltig betrieben wird.

Zur Akzeptanz der Elektromobilität gehört zwingend eine wirtschaftlich betreibbare und ausreichend verfügbare Infrastruktur, an der Nutzer von Elektroautos schnell und unkompliziert aufladen können. Ein schnellerer Ausbau scheiterte bisher oft an der unzureichenden Wirtschaftlichkeit der betriebenen Ladesäulen und fehlenden IT-Systemen für neue Ladesäulen-Betreiber. Neue Ladesäulen entstehen aber jetzt, wo E-Mobile und Ihrer Nutzer sich regelmäßig länger aufhalten: im Wohnquartier, am Arbeitsplatz, im Hotel oder auf dem Supermarkt-Parkplatz. Für Betreiber von Ladesäulen der Wohnungsgesellschaften, Unternehmen oder Hotels gab es bisher kaum IT-Systeme, da war ein Bedarf, den wir in der MSU gesehen haben.

Ist der Bereich des öffentlichen Ladens nicht der wichtigste Bereich für eine funktionierende Ladesäulen- Infrastruktur?

Er ist sehr wichtig, aber nicht entscheidend. Der Bundesverband eMobilität e.V. geht davon aus, dass bis 2020 mehr als 7.000 Schnellladestationen im öffentlichen Raum, insbesondere entlang der Autobahnen und Fernverkehrsstraßen errichtet werden. Hier sind sicher die überregionalen Energieversorger, Netzbetreiber aber auch die Mineralölkonzerne präsent und auch gefordert.

Die meisten Elektro-Ladestationen werden aber zukünftig im privaten und halböffentlichen Bereich, im Wohnumfeld, an den Arbeitsstätten, in Hotels oder im Handel betrieben werden. Hier stehen bald mehr als 80 % aller Ladestationen, die verwaltet und abgerechnet werden müssen. Wir haben mit der eCarCloud eine ideale Plattform speziell für diese Betreiber konzipiert, die auch in Stadtwerken als White-Label-Produkt eingesetzt werden kann.

Was macht das Besondere Ihrer eCarCloud-Plattform aus?

Die eCarCloud ist konzipiert, wie jede innovative Portal- oder App-Plattform. Sie ist sehr schnell konfigurier- und einsetzbar. Sie steht allen Ladesäulen-Betreibern, unabhängig von der Branche oder davon, ob 1, 10 oder 100 Ladestationen betrieben werden, als modulare Cloud-Plattform 24/7 zur Verfügung. Der Ladesäulen-Betreiber entscheidet selbst, welche Module der Cloud-Plattform er für sich nutzen möchte. Basisfunktionen sind das Freischalten, Reservieren und Sperren von Lade säulen für eCar-Besitzer, die ad-hoc-Abrechnung und die Bezahlfunktion per paypal oder VISA.

Für die wichtigsten Anwendergruppen gibt es speziell vorkonfigurierte Use Cases über die Abwicklung der Geschäftsvorfälle. Ein Hotel wird beispielweise die Zahlung der Beladung morgens beim Check-Out vornehmen, der Supermarkt beim Bezahlen an der Ladenkasse. Eine Wohnungsgesellschaft wird eher einmal im Monat eine Rechnung über alle Beladungen an den Mieter erstellen. Für die Anwendungsszenarien stehen Schnittstellen bereit, wie beispielsweise die BK01-Schnittstelle zur Wohnungswirtschaft oder ins Finanzwesen unseres Partners DATEV. Hier wird auch die Cloud-Plattform im hochsicheren Rechenzentrum betrieben.

Welche Vorteile bietet die eCarCloud für die Besitzer der E-Mobile?

Bestandteil unserer eCarCloud ist auch eine eCarApp für die Fahrer. Unser Anliegen war es, mit dieser App vor allem den Besitzern der Elektroautos einen umfassenden Service zu bieten.

Das Wichtigste: Nach Anmeldung bei einem oder mehreren Ladestationsbetreibern erhält der Fahrer den Live-Status aller Ladestationen. Er sieht beispielsweise, dass von den zehn Ladestationen der Wohnungsgesellschaft „Im Grünen wohnen“ noch fünf Ladestationen frei sind und kann diese gezielt ansteuern. Er kann auch Reservierungen vornehmen, für eine direkte Beladung noch am gleichen Tag z. B. 18 Uhr nach der Arbeitszeit an der La desäule- Nr. 4711, jeden Montag von 12-16 Uhr, usw. Das ist zukünftig extrem wichtig, wenn mehrere Elektromobile im Quartier gemanagt werden müssen.

Mit der eCarApp werden auch aktuelle Preise, Verbrauchsmengen und Ladezeiten der Bela dung übermittelt. Der Abschluss des Lade vorganges wird zukünftig signalisiert, sobald die OCPPSchnittstellen der Ladesäulen dies ermöglichen, damit u. a. Zusatzkosten für überlange Ladezeiten vermieden werden. Und der Fahrer sieht unmittelbar nach jeder Beladung die Rechnungsdaten auf seiner App. Wann und wie die Zahlungen zu erfolgen haben, hat ihm die App vorab mitgeteilt, dies entscheidet der Ladesäulenbetreiber.

Das hört sich technisch alles so einfach an, wie ist die Praxis?

Ja, leider nicht ganz so einfach. Die eCarCloud wurde von Anfang an als offenes System entwickelt, damit sich der Betreiber in der Wahl der Ladesäulenhersteller völlig frei entscheiden kann. Die Kommunikation zwischen der MSU eCarCloud und den Ladestationen findet über eine standardisierte OCPP-Schnittstelle statt. Nach der Identifikation des Kunden werden darüber u. a. die Ladestation freigeschaltet, Zählerstände und Ladezeiten übertragen. Sie ist auch die Basis, damit mit der eCarCloud Ladesäulenbetreiber und eCar-Kun de in Echtzeit verbunden werden können.

In der Praxis müssen aber die Ladesäulen der verschiedenen Hersteller an das MSU-Back end- System „angelernt“ werden, ein Prozess der Zeit in Anspruch nimmt. Hier haben wir ein Zerti fi zierungsverfahren entwickelt, damit dies mit den Herstellern schnell und reibungslos geht. Die Lade säulenhersteller müssen zudem ihre Ladesäu len u. a. nach eichrechtlichen Vorschriften zertifizieren lassen. Für diese Themen haben wir uns Partner ins Boot geholt, wie die HKW-Elektronik GmbH aus Thüringen und die Kollegen vom IOSB Fraunhofer in Ilmenau, mittelständische Technologie- Partner mit ei nem breiten Spek trum an elektrotechnischem Know-how und innovative Produkten für eine leistungsfähige Ladesäuleninfrastruktur. 

Opens external link in new windowwww.msu-solutions.de