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< Effizienz allein reicht nicht
09.12.2019 12:08 Alter: 4 yrs
Kategorie: Digitalisierung

Dezentrale Energielösungen - Missing Link der Energiewende

Mit stetig sinkendem Ressourceneinsatz optimale und nachhaltige Ergebnisse erzielen, und das alles wirtschaftlich, innovativ und genau an den Bedürfnissen des Kunden orientiert – darum geht es bei GETEC. Die Gesellschaften der GETEC Group bieten heute ein breites Spektrum an Energiedienstleistungen und -versorgungslösungen europaweit an.


Thomas P. Wagner, CEO GETEC Group

Ein Schwerpunkt sind innovative Lösungen zur Energiewende mit dem Blick auf die Industrie. Das hierbei nicht zuletzt die Politik entsprechende Rahmenbedingungen setzen muss, unterstreicht Thomas P. Wagner, CEO der GETEC Group in seinem Gastbeitrag.

Lange Zeit wurde die Energiewende nur als Stromwende diskutiert und wahrgenommen. Dass bis heute der weitaus größere Teil der erzeugten Energie in den Wärmesektor ging, störte eher in der damaligen Standardargumentation zu Windrädern und Trassen. Es verwundert daher nicht, dass auch die Sektorkopplung vorwiegend als Einbahnstraße diskutiert wurde. Vom erneuerbaren Stromüberschuss in die Sektoren Gebäude und Verkehr. Weitere gegenseitige Vernetzungsbeziehungen oder Einbeziehung des Wärmemarktes? Fehlanzeige.

Heute verlaufen die Diskussionen nur in Teilen differenzierter. In der aktuellen Klimaschutzgesetzgebung werden zwar einige Chancen zur Effizienzhebung ergriffen und gleichzeitig durch Förderungen flankiert. Dies gilt aber vorwiegend für den Gebäudesektor. Im Übrigen: Wieviel davon dann tatsächlich den Weg ins Bundesgesetzblatt finden wird, bleibt angesichts vieler bevorstehender Abstimmungen mit der Länderkammer und auf EU-Ebene freilich noch abzuwarten.

Kosten für Industrie steigen

Der Industriebereich ist beim Klimaschutzpaket dagegen nicht im Fokus. Vordergründig mag das nachvollziehbar sein, geht es doch zumindest beim CO2-Preis um die nationale Ausweitung auf die bisherigen Non-ETSSektoren Verkehr und Gebäude. Das ist allerdings zu einfach gedacht, denn es gibt hier auf der einen Seite eine Menge Abhängigkeiten durch Dienstleistungs- und Produktketten. Auf der anderen Seite herrschen noch viele Unklarheiten wie die Gefahr einer Doppelabgabe für jene Industrieanlagen, die schon im EU-ETS sind, und die CO2-Bepreisung für solche, die es bisher noch nicht sind.

Wie man es auch betrachtet – die Kostenbelastung wird auch im Industriebereich steigen. Entlastungen an anderer Stelle sind nicht in Sicht. Dabei ist gerade die Industrie und hier der industrielle Mittelstand Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Er ist standorttreu und investiert zu 80 % in Deutschland. Gut 90 % der deutschen Exporte stammen aus der Industrie. Nicht annähernd in dieser Größenordnung liegt dagegen der Aufmerksamkeitsgrad und die politische „Lobby“ für den Industriesektor.

Was gerade hier oft vom Gesetzgeber ignoriert wird, sind die umfassenden Möglichkeiten, welche sich durch dezentrale industrielle Energieerzeugung bieten. Hier liegen viele Potenziale ungenutzt auf der Straße, die im Sinn der Klimawende enorme Fortschritte bei Effizienzsteigerungen, CO2-Reduzierung, Versorgungssicherheit und Netzstabilität bringen können. Aber kein wesentlicher politischer Entscheider scheint davon zu wissen, geschweige denn nutzt dies energiepolitisch.

Im Gegenteil: In den vergangenen vier Jahren wurden diese Potenziale vom Gesetzgeber systematisch beschnitten. Industrielle Betreiber von dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen müssen EEG-Umlage zahlen, auch wenn sie ihren verbrauchten Strom selbst erzeugen. Der Vergleich mit dem berühmten Fahrraddynamo, für dessen selbst erzeugtes Licht eine staatliche Umlage erhoben wird, ist oft bemüht worden. Gleichwohl ist er ordnungspolitisch zutreffend.

Vor kurzer Zeit wurde über die KWK-Gesetzgebung die Förderung von industrieller KWK vollständig gekappt, obwohl diese Anlagen hocheffizient sind und ganzjährig laufen und in hohem Maße Wärmesenken heben. Ganz anders die Aufrechterhaltung der Förderung kommunaler KWK-Anlagen, die nur in den Wintermonaten Wärme liefern müssen und somit gesamtwirtschaftlich weniger effizient sind. Ist das bessere Lobbyarbeit des Verbandes VKU oder einfach dem Umstand geschuldet, dass viele Berliner Politiker auch als Kommunalpolitiker näher an ihren Stadtwerken sind als an ihren Unternehmen?

Die Unergründlichkeit politischer Entscheidungen setzt sich fort, betrachtet man aktuelle Pläne zur KWK-G-Novelle, die als ein Teil im großen Artikelgesetz zum Kohleausstieg versteckt wird. Transparenz sieht anders aus. Danach können KWK-Anlagen unter 1 MW Leistung nicht von der Innovationsförderung profitieren. Das betrifft damit den gesamten Immobilienbereich mit Ausnahme der Fernwärmeanbieter, also erneut nur ein Vorteil für Stadtwerke. Und erst Anlagen ab 50 MW erhalten eine Verlängerung bisheriger Förderungen bis 2030. Also werden genau diejenigen Anlagen ausgenommen, die in ihrer Leistungsdimension im Hauptspektrum dezentraler Energieerzeugung liegen.

Dies alles verdeutlicht leider, dass im politischen Berlin immer noch zu sehr im Stromund nicht im Wärmemarkt gedacht wird. Und es zeigt, dass in den Köpfen jener Politiker noch ein Bild von der industriellen Energieerzeugung aus der frühen Nachkriegszeit verankert ist. Als riesige Anlagen mit qualmenden Schloten noch die Energieerzeugung des Industrieunternehmens verkörperten.

Dezentrale Energielösungen

Von der einfachen Energieerzeugung zu einem Multifunktionstool der Energiewende
• Hocheffziente Kraft-Wärme-Kopplung
• Wärmerückgewinnung und -transformation
• Waste2Value Reststoffe und Sondergase werden zu Energie
• Ausspeisung in das öffentliche Netz
• Batteriespeicher ermöglichen Teilnahme an Primärregelmarkt zum Ausgleich Volatilität durch Erneuerbare Energien
• Microgrids schaffen höchste Versorgungssicherheit
• Intelligente Steuerungen im System bringen Erzeugung und Nachfrage in Deckung

Missing Link zum Gelingen der Energiewende

Die Realität sieht längst anders aus. Die Energiewelt von morgen ist smart, grün, effizient und dezentral. Moderne KWK-Anlagen erzeugen Prozesswärme und Strom für den Produktionsstandort, hocheffizient mit Wirkungsgraden jenseits 90 %. Durch Innovationen sind Energieexperten wie GETEC längst in der Lage, Restwärme rückzuführen und zu transformieren oder im „Waste2Value- Ansatz“ Reststoffe und klimaschädliche Sondergase aus der Produktion wieder thermisch zu verwerten. Mehr Effizienz und Nachhaltigkeit geht nicht.

Weiterhin speisen moderne Industrieanlagen längst auch in das öffentliche Stromnetz aus und sichern die Residuallast ab. In Kombination mit Batteriespeichern am Industriestandort können diese ganzheitlichen Anlagen sogar die so wertvolle Primärregelleistung zur Stabilisierung der durch volatile erneuerbare Energien belasteten Netze liefern. Microgrids sorgen für zusätzliche Versorgungssicherheit am Standort. Moderne dezentrale Energieerzeugung ist nicht Bremse, sondern das Schweizer Taschenmesser, der Missing Link für das erfolgreiche Gelingen der Energiewende.

Viel ist derzeit von „Laboren der Energiewende“ die Rede. Der Weg ist richtig. Innovationen sind Basis für den Fortbestand von Unternehmen. Dabei darf aber nicht ignoriert werden, welche Möglichkeiten mit der dezentralen Energieerzeugung bereits heute bestehen. Diese Lösungen haben das Labor längst verlassen. Sie sind wirtschaftlich, sie sind skalierbar und absolut versorgungssicher. Und gleichzeitig ermöglichen sie Unternehmen, ihren Carbon Footprint substanziell zu reduzieren. Hier bieten sich enorme Chancen. Die Politik sollte das erkennen und danach handeln.

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