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19.10.2021 11:45 Alter: 3 yrs

Der Weg zur TradingPlattform für den Wasserstoffmarkt

Eine künftige Wasserstoffwelt verlangt nicht nur einen umfassenden Ausbau der Infrastrukturen, sondern auch einen funktionierenden Markt. Mit der H2Cloud entwickelt die Managementberatung think utilities AG & Co. KG eine Plattform für den OTC-Handel von Wasserstoffprodukten. Dr. Peter Rügge, Gründer von H2CLOUD und Geschäftsführer von think utilities gibt in THEMEN!magazin Einblicke in den Entwicklungsprozess und analysiert das Marktumfeld.


Dr. Peter Rügge, Geschäftsführer think utilities AG & Co. KG Foto: Thomas Einberger

„Unser Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich darin zu sehen, dass wir unabhängig sind und in unser Stakeholderboard möglichst viele bzw. heterogene Gesellschafter aufnehmen. Unsere Business-Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf Deutschland. Wir planen bereits heute grenzüberschreitende Pilot- bzw. Modellregionen.“ Dr. Peter Rügge

Mit der H2CLOUD steht die erste Wasserstoff-Handelsplattform für das OTC-Trading in den Startlöchern. Es soll eine Plattform entstehen, die Angebot und Nachfrage zusammenbringt und damit Transparenz bewirkt. Indem viele Marktteilnehmer zusammengeführt werden, kann die Marktliquidität erhöht sowie die ökonomische Preisbildung von Angebot und Nachfrage als Mechanismus unterstützt werden.

Begegnung mit einem Thema

Aufgrund der Beratungsaktivitäten von think utilities AG & Co.KG bei Energie- und Gasversorgern im Bereich der Geschäftsentwicklung beschäftigen wir uns bereits eine längere Zeit mit dem Thema „Wasserstoff“. In diesem Zusammenhang haben wir Kunden z. B. bei IPCEI-Projekten oder ganz spezifischen Wasserstoffprojektvorhaben beraten. Bei Betrachtung des sich entwickelnden Wasserstoffmarktes und den Fördermaßnahmen des Staates bzw. der EU, waren schnell die wesentlichen Fördergebiete (Erzeugung von Wasserstoff, Anwendungen von Wasserstoff und dessen Verteilung) klar geworden.

Doch was bleibt bei der staatlichen Förderung offen? Heute kann bei der gegebenen Marktorganisation von einem Oligopol gesprochen werden, das die Nachfrage nach Wasserstoff bedient, aber nicht in der Lage ist, die notwendigen Angebotsmengen an Wasserstoff bereitzustellen, die für eine weitreichende Dekarbonisierung benötigt werden. Bei einem Oligopol sind gegebene Strukturelemente (wenig Anbieter, Intransparenz bezogen auf Angebots- und Nachfragemengen, Preisbildung) ein Thema, da der Wasserstoffmarkt sich ja nun gerade entwickelt. Der Handel mit Wasserstoff ist der „Missing-Link“.

Orientierung auf eine Cloud-Lösung?

Wenn man sich die Entwicklung der bestehenden Energiehandelsmärkte ansieht, so ist klar, dass diese immer gleichen Rhythmen folgt: bevor der börsliche Handel sich entwickelt, gab es zunächst immer Broker-Plattformen für den ausserbörslichen Handel – den OTC-Handel. Der OTC-Handel ist für den Wasserstoffmarkt ein wichtiges Instrument, um die herrschenden Strukturelemente zu verändern. Die H2CLOUD ist eine Brokerplattform und wird insofern als CLOUD-Lösung angeboten – dies ist eine übliche Form im Brokergeschäft.

Die Frage nach Marktchancen und Risikofaktoren

Die Marktchancen sehen wir in der geplanten Mengenentwicklung, die in unterschiedlichen Prognosen für die kommenden Jahrzehnte dargestellt wird. Neuere „Marktabfragen“ wie z. B. die des FNB Gas zeigen sogar, dass der prognostizierte Bedarf bezogen auf Deutschland tatsächlich zugenommen hat. Da wir mit der H2CLOUD ein First-Mover sind, wollen wir das gegebene Zeitfenster nutzen, um möglichst viele Mengen für Angebot und Nachfrage zu aggregieren. Dieser Vorgang läuft bereits mit unserem „Pre-Listing“, in dem verschiedene Marktteilnehmer aktiv – noch vor offiziellem Handelsstart – erste Mengenplanungen auf unserer Homepage einstellen können (https://www.beyondgas.de/Pre-Listing).

Natürlich beobachten auch wir die gesamte Entwicklung des Wasserstoffmarktes und kennen die Abhängigkeiten. Die Marktentwicklung selbst hängt an Themen wie der Regulierung der Leitungsgebundenen Infrastruktur, der Umsetzung der Erneuerbare-EnergienRichtlinie (RED II, 2018/2001), der Sicherstellung der Investitionsvorhaben usw. Natürlich gibt es auch weitere spannende Treiber wie z. B. die Frage der Erzeugungsskalierung von grünem Wasserstoff und die Akzeptanz anderer Wasserstofffarben.

Grafik: think utilities

Die H2CLOUD schafft eine Plattform für den Wasserstoffhandel, indem sie Produzenten und Lieferanten verbindet.

Marktgeschehen als Impulsgeber

Das Marktgeschehen umfasst die ökonomischen Beziehungen zwischen allen Anbietern und allen Nachfragern eines bestimmten Gutes in einem bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit. Die Koordination von Angebot und Nachfrage über Märkte erfolgt, indem der Preis eines beliebigen Gutes sich in der Weise anpasst, dass dadurch Angebots- und Nachfragemengen zur Übereinstimmung gelangen.

Im Wasserstoffmarkt sind wir von dieser Koordination, die in der Ökonomie auch als „invisible hand“ bezeichnet wird, noch weit entfernt. Natürlich sind etwa die europäischen und deutschen Fördermaßnahmen darauf ausgerichtet, den Wasserstoffmarkt zu aktivieren und den Markthochlauf zu ermöglichen, um so ausreichende Angebotsmengen zu ermöglichen. Da der heutige Wasserstoffmarkt sich durch geringe Transparenz der Angebots- und Nachfragemengen, mit geringer Marktliquidität und hohen Transaktionskosten beschreiben lässt, sehen wir genau hierin Ansatzpunkte den Markt für Wasserstoff effektiv zu entwickeln.

Die H2CLOUD kann mehr

H2CLOUD berücksichtigt spezifische Anforderungen des Wasserstoffmarktes und setzt handelsübliche Standards sowie regulatorische Anforderungen um und bietet darüber hinaus verschiedene Business-Services. Auf der H2CLOUD werden zunächst nur OTC-Geschäfte mit physischer Erfüllung abgebildet. Hier können Lastgänge und benötigte Mengen auch in Form von Standardprodukten (CAL, Month, usw.) realisiert werden. Anbieter und Nachfrager können ihre Positionen einstellen und Angebote abgeben bzw. annehmen. Auch Handelsbeziehungen zwischen den Counterparties werden ermöglicht und mit marktüblichen Verfahren gesichert.