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24.11.2025 14:38 Alter: 2 days

Der Energiediskurs 2025 in der Villa Gary

„Wir verstehen dieses Format nicht als einen Elitezirkel, sondern als Raum für offene und vertiefende Diskussionen.”


Links: Dr. Annette Nietfeld, Veranstalter Rechts: Dr. Kai Uwe Pritzsche, Veranstalter
Fotos: Die Hoffotografen GmbH

Seit 2025 hat die Energiebranche in Berlin ein neues DiskursFormat für Entscheidungsträger und Multiplikatoren aus der Wirtschaft, der Politik und Wissenschaft, den „Energiediskurs 2025 in der Villa Gary“. Der Energiediskurs wird von Dr. Annette Nietfeld, die über mehr als 20 Jahre Erfahrung als Geschäftsführerin des Forums für Zukunftsenergien verfügt, und Dr. Kai Uwe Pritzsche, der als Wirtschaftsanwalt seit mehr als 30 Jahren mit Schwerpunkt im Energiesektor tätig ist, konzipiert und durchgeführt. THEMEN!magazin sprach mit den Veranstaltern zu ersten Erfahrungen.

Welchen Anstoß gab es für das neue Format?

Dr. Nietfeld: Die vielen Veranstaltungen, die es in Berlin gibt, bieten wenig Raum für vertiefende und offene Diskussionen zu heiklen Themen. Dies ändern wir mit dem neuen Diskursformat. Zum einen durch den spezifischen Rahmen und die kritische Themensetzung. Unser Anliegen ist es dabei, allen, die mit der Energiewirtschaft zu tun haben, eine Plattform für den offenen, konzentrierten und qualifizierten Gedankenaustausch zu bieten.

Was zeichnet dieses neue Diskursformat aus?

Dr. Pritzsche: Unsere Freitagnachmittagsveranstaltungen sind als Workshop angelegt, in deren Rahmen für die Diskussion des Themas an verschiedenen Tischen im kleinen Kreis jeweils eine Stunde Zeit eingeplant ist. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der exklusive Ort, die denkmalgeschützte Villa Gary mit wunderschönem Garten in Berlin Lichterfelde-West. Sie bietet den perfekten Rahmen abseits des Trubels in Berlin Mitte und ist aber mit der S-Bahn recht schnell zu erreichen.

Ist der „Energiediskurs“ ein „Elitezirkel“?

Dr. Nietfeld: Wir verstehen dieses Format nicht als einen „Elitezirkel“, sondern als Diskussion unter in Energiethemen praktisch erfahrenen Teilnehmern. Wir sprechen im Rahmen der Workshops z. B. über mögliche Spielräume für veränderte Zielsetzungen, die Verantwortung der verschiedenen Akteure im Falle der Zieländerungen und darüber, welche Ansätze sie für eine zukunftsfähige Energiepolitik sehen. Um den ehrlichen Diskurs zu befördern haben wir festgelegt, dass die Chatham House Rules gelten.

Was macht die Chatham-House-Regel aus?

Dr. Pritzsche: Die Chatham-House-Regel bestimmt, dass Teilnehmer einer Besprechung die Informationen, die sie erhalten, weitergeben dürfen, aber nicht die Identität der Redner und anderer Teilnehmer. Dies soll eine vertrauliche und offene Atmosphäre schaffen, in der über sensible oder umstrittene Themen frei diskutiert werden kann, ohne Gefahr zu laufen, dass Einzelne öffentlich zitiert oder bloßgestellt werden. Die Ergebnisse unserer Veranstaltungen werden veröffentlicht, um Wirkung zu entfalten. Hier zählen wir auf verschiedene Kommunikationskanäle und dankenswerterweise zählt ja auch das THEMEN!magazin zu unseren Partnern.

Welches Jahresthema stand für den Energiediskurs 2025?

Die denkmalgeschützte Villa Gary in Berlin Lichterfelde-West, der exklusive Veranstaltungsort für den „Energiediskurs”.
Foto: Berka GmbH

Dr. Nietfeld: Wir haben den „Energiediskurs für 2025 in der Villa Gary“ unter das Jahresthema gesetzt: Wie realistisch ist das Net – Zero – Ziel für 2045? Anlass dafür war die bereits Ende 2024 vom VKU zusammen mit dem DIHK veröffentliche Studie, in der sehr deutlich beschrieben wurde, dass dieses Ziel nicht zu erreichen sei.

Dies haben wir zum Anlass genommen zu fragen, ob das stimmt und was das denn gegebenenfalls konkret bedeutet. In neun Workshops im Verlauf des Jahres 2025 wurden Antworten gesucht auf mögliche Änderungsspielräume und -bedarfe, z. B. mit Blick auf die rechtlichen und politischen Vorgaben durch die EU, die „Verfassungsrechtlichen Grundlagen des Klimaschutzes und Anpassungsbedarf des Klimaschutzgesetzes“, die Verantwortung der Meinungs- und Kampagnenmacher bis hin zur Frage des drohenden Investitionsattentismus und zu den Empfehlungen des Monitoringberichtes.

Können Sie eine Diskussion spiegeln?

Dr. Pritzsche: Bereits im ersten Workshop im Februar d. J. plädierten Prof. Dr. Frondel, RWI Bochum und Dr. Unnerstall dafür, das Ziel der Klimaneutralität auf 2050 zu verschieben und verdeutlichten die immensen Anstrengungen, die mit dem Erreichen des Ziels für 2045 verbunden sind. Sie wiesen darauf hin, dass wir 33 Jahre Zeit hatten, um die Kyoto-Ziele zu erreichen, die zu einer Reduktion von 46 % führten, und uns nun nur noch fünf Jahre bleiben, um bis 2030 weitere 19 Prozentpunkte zu reduzieren. Mit Blick auf die globale Wirkung der deutschen Klimaschutzbemühungen erklärten sie das grüne Paradoxon, wonach in Deutschland eingesparte fossile Rohstoffe dem Weltmarkt zur Verfügung stehen und die Emissionen entsprechend woanders anfallen.

Die Vorteile einer zeitlich weniger ambitionierten Klimaschutzpolitik sehen sie in Kosteneinsparungen im hohen dreistelligen Milliardenbereich, da Öl- und Gasheizungen, Erdgaskraftwerke und Millionen von Verbrennungsautos eine längere Lebensdauer hätten, d.h. die Ausgaben weniger abschreibungsintensiv seien. Außerdem käme es nicht zu Emissionsverlagerungen von Deutschland in andere Länder der Europäischen Union.

Und das Pareto Prinzip?

Dr. Nietfeld: Auch dies war ein Thema, denn damit ist mit erheblich geringerem Aufwand für die Volkswirtschaft eine Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen von bis zu 90 % für möglich. Die Instrumente hierfür sind ja der ETS, die Entbürokratisierung aller Projekte, eine weitgehende Abschaffung regulatorischer Vorgaben (z. B. GEG), Vorgaben für das Inverkehrbringen von EFuels, der Aufbau einer CCS-Infrastruktur, temporäre Subventionen für die Ladeinfrastruktur und der Erhalt der Gasnetze. Bezüglich der noch verbleibenden 10 bis 15 % CO2-Emissionen sollte 2035/2040 entschieden werden, was zu tun ist. <br/>Und wir haben uns gefragt, welche Ansätze es gibt, die Energiewende zu transformieren, so dass sie realistischerweise umgesetzt werden kann ohne die Wirtschaft zu ruinieren. Wir haben darüber gesprochen, welchen Beitrag dazu der Bürokratieabbau leisten könnte und werden darüber sprechen, wie wir zu wettbewerbsfähigen Strompreisen kommen könnten. Auch die Erörterung der Frage, wie der Einsatz der vorhandenen finanziellen Mittel optimiert werden könnte, steht auf dem Programm.

Was nehmen die Teilnehmer aus den Workshops mit?

Dr. Pritzsche:Neben der offenen und konstruktiven Diskussion unter den Teilnehmern sind es vor allem die Antworten auf konkrete Fragen. Die ergeben sich daraus, dass wir als Veranstalter jeweils zwei einleitende Vorträge vorbereiten, die dann am Tisch konkret diskutiert werden.

Anschließend erfolgt die Zusammenfassung und Verständigung zur Veröffentlichung.