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< Das Quartier als Rückgrat kommunaler Infrastrukturlösungen
28.09.2018 10:40 Alter: 6 yrs

Daseinsvorsorge sichert Lebensqualität

Daseinsvorsorge ist nicht statisch, sondern orientiert sich an wandelnden Erwartungen der Bürger in den Städten und Gemeinden. Kommunale Entscheider müssen neue und innovative Geschäftsfelder finden. Diesen Herausforderungen stellte sich der VKU-Stadtwerkekongress 2018 in Köln, in Köln unter dem Leitgedanken „Verstehen. Verbinden. Vernetzen“.


Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz und Präsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen e. V. (VKU), dem Spitzenverband der kommunalen Wirtschaft unterstreicht in seinem Gastbeitrag für THEMEN|:magazin den auf dem VKU-Kongress widergespiegelten Stellenwert kommunaler Unternehmen für die künftige Qualität urbaner Entwicklungsprozesse.

Foto: Alexander Heimann

Die kommunalen Unternehmen sind entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland und und sie geben Antworten auf Fragen der Lebensqualität und des Wohlstandes von morgen: Umwelt, Wirtschaft, Arbeit, Innovation, Verkehr, Energie und Finanzen.

Kommunale Unternehmen halten Deutschland am Laufen

Kommunale Unternehmen versorgen mit ihren Strom- und Gasleitungen weite Teile von Deutschland mit hoher Zuverlässigkeit rund um die Uhr. Diese Sicherheit braucht beispielsweise das produzierende Gewerbe, um seine Anlagen in den Produktionsprozessen sicher fahren zu können. Auch die Bürgerinnen und Bürger können sich auf diese Infrastrukturen verlassen.

Blackouts oder Probleme bei der Wasserversorgung kennen wir hierzulande kaum und auch der Hausmüll wird mit schöner Regelmäßigkeit abgeholt. Dahinter und für den Bürger oftmals nicht sichtbar, stehen die mehr als 260.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei den Mitgliedern im Verband kommunaler Unternehmen (VKU) arbeiten. Sie alle halten Deutschland seit jeher am Laufen.

Lösungen für große Herausforderungen

Die kommunalen Unternehmen sind dabei diejenigen, die große Herausforderungen wie Energiewende, Ressourcenschutz oder Digitalisierung aufgreifen und Lösungen anbieten. Die Energiewende würde kein Erfolg sein, wenn die Stadtwerke mit ihren Verteilnetzen nicht schon längst 97 Prozent der erneuerbaren Energien aufnehmen und intelligent verteilen würden oder die Bereiche Mobilität, Strom und Wärme im Interesse der Stadt oder Gemeinde miteinander verkoppeln.

Die kommunalen Wasserversorger sind diejenigen, die mit höchster Qualität und zu fairen Preisen das Lebensmittel Nummer 1 sichern: Trinkwasser. Gerade in einem Sommer wie wir ihn in diesem Jahr gesehen haben, eine extrem wichtig Ressource. Oder auch das reibungslose Abholen des Hausmülls, das immer öfter intelligent beim Kunden über eine App auf dem Smartphone angekündigt wird. Die Sauberkeit in den Städten geht einher mit dem Sicherheitgefühl der Menschen. Eine funktionierende Stadtreinigung ist daher elementar für das gute Zusammenleben der Menschen – wir sehen immer mehr Ballungsräume oder Städte, die wachsen und in denen sich die kommunale Infrastruktur mit verändern muss.

Gekommen, um zu bleiben

Ein großer Unterschied zu fast allen Branchen und Wirtschaftsunternehmen in Deutschland ist unsere lokale und regionale Verankerung. Unsere Unternehmen organisieren seit teilweilse mehr als 100 Jahren Infrastrukturen für Kommunen und die Menschen vor Ort. Sie machen das heute sowie auch in der Zukunft. Egal ob in Nordhessen, dem bayerischen Wald oder der brandenburgischen Schorfheide: unsere Unternehmen sind da. Ob Stadt oder Land: Die kommunalen Unternehmen sind in allen Regionen zuhause und damit auch in allen Teilen Deutschlands ein entscheidender Motor der Wirtschaft. Und das hat enorm positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Auf jeden Vollzeitbeschäftigten eines VKU-Mitgliedsunternehmens entfallen nahezu zwei weitere Beschäftigte in Deutschland (genau 1,8). Damit sichern die kommunalen Unternehmen Arbeitsplätze für insgesamt 731.000 Menschen.

Herausforderung Saubere Luft

Die Städte sind seit Jahren dabei, die Mobilität in den Kommunen so zu verändern, dass die Auswirkungen der Diesel-Krise der deutschen Automobilindustrie nicht vollkommen zu Lasten der Luftqualität geht. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat in seiner Regierungserklärung am 22. März verkündet, für das Ziel „saubere Luft“ die Förderung auf die Umrüstung kommunaler Fuhrparks auszuweiten. Nach den Förderrichtlinien für die „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ sowie für die Nachrüstung von Diesel- Bussen im ÖPNV plant das BMVI eine weitere Förderrichtlinie. Direkt zugeschnitten auf Kommunale wird darin die Nachrüstung kommunaler Fuhrparks gefördert. Diese Unterstützung der Bundesregierung ist wichtig und notwendig. Auch die Autoindustrie muss aber klar zu ihrer Verantwortung stehen und den Bürgen, die in einem Vertrauen auf die gemachten Aussagen einen „Diesel“ gekauft haben, ein Angebot machen, was fair und nachhaltig ist.

Denn wir setzen uns weiterhin mit all unserer Kraft dafür ein, nachhaltig für gute Luft zu sorgen. Und hier sind wir bereits mit Erfolgen unterwegs, unter anderem mit Umrüstungen der Bus-Flotten im öffentlichen Personennahverkehr oder dem Einsatz von erdgasbetriebenen Fahrzeugen im kommunalen Fuhrpark. Wir prüfen alle technisch verfügbaren Möglichkeiten, von Dieselumrüstung, über Elektromobilität, bis hin auch zu Erdgas- oder Wasserstoffantrieben. In einem Satz zusammengefasst: Für das Ziel „saubere Luft“ sind wir technologieoffen unterwegs.

Wichtig für die Volkswirtschaft

Die Arbeitsmarkteffekte sind das eine, relevant ist aber ebenso das Einkommen der Beschäftigten, welches wieder in den Wirtschaftskreislauf fließt. Jedes Einkommen eines direkt bei einem VKU-Mitgliedsunternehmen Beschäftigten generiert etwa ein weiteres Einkommen (genau 0,9). Damit sind die kommunalen Unternehmen in Deutschland insgesamt für ein Einkommen in Höhe von 16,7 Milliarden Euro verantwortlich. Die kommunalen Unternehmen investieren jedes Jahr zehn Milliarden Euro in regionale Infrastrukturen. Und damit arbeiten sie Hand in Hand mit dem lokalen Handwerk, Diensteistungsunternehmen und anderen Branchen. Vielen dieser oft kleineren und mittelständisch geprägten Unternehmen würde es ohne die Aufträge von Stadtwerken nicht so gut gehen.

Brauchen lokale Antworten

Die Bundesregierung hat sich richtigerweise das Thema „gleichwertige Lebensverhältnisse“ auf die Fahnen geschrieben. Egal ob Energiewende, Digitalisierung oder demografischer Wandel – diese Herausforderungen erfordern eine lokale Antwort. Es ist die Aufgabe der Kommunalwirtschaft überall für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen. Deshalb kümmern wir uns auch dort um den Breitbandausbau, wo die Privatwirtschaft wegen geringer Gewinnaussichten nicht hingeht.

Wir können das, weil wir eben nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen getrieben, sondern den Menschen verpflichtet sind. Keiner kennt sich so gut vor Ort aus, wie die kommunalen Unternehmen. Aber das reicht auf lange Sicht nicht aus, vielmehr bedarf es an vielen Stellen besserer und konsequenterer Förderprogramme. Nur dann schafft es die kommunale Wirtschaft auch in den nächsten 100 Jahren, das zu tun, was sie seit über 100 Jahren jeden Tag beweist: da zu sein für den Bürger, Vorsorge bei Veränderungen zu treffen und intelligente, zeitgemäße Lösungen anzubieten.

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