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< Wir müssen mit den Stadtwerken reden
23.07.2025 15:58 Alter: 132 days

Chatbots und Voicebots – ihr Einsatz für den Kundenservice

„Wir möchten das Speedboat sein, an das sich die Stadtwerke ranhängen können!“


Nico Friedmann, Geschäftsführer, A/V/E GmbH
Fotos: A/V/E

Seit März ist Nico Friedmann Geschäftsführer der A/V/E GmbH aus Halle (Saale) und bringt langjährige Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen der Energiewirtschaft mit. Im Gespräch mit THEMEN!magazin sieht er als eine der größten Herausforderungen der Branche die immer weiter zunehmende Komplexität und das viele Wissensträger in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen.

Herr Friedmann, was reizt Sie an der Verantwortung als Geschäftsführer bei A/V/E?

Ich bin seit 2007 in der Energiewirtschaft tätig. Anfangs lag mein Fokus im Vertrieb von Strom und Gas für Privat- und Geschäftskunden. In den letzten Jahren habe ich mich auf Elektromobilität spezialisiert, insbesondere beim Aufbau des E-Mobility-Geschäfts in Deutschland für Eon. Zuletzt war ich in Mailand für den Eon-Konzern tätig. Was macht A/V/E für mich interessant: Das Unternehmen hat nicht nur Tradition. A/V/E setzt neben seinen energiewirtschaftlichen Experten auch gezielt auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz, um Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten. Das Unternehmen entwickelt intelligente Bots, die auf Spezialistenniveau agieren, und arbeitet strategisch mit Partnern zusammen um gezielt mittlere und kleinere Energieversorger bei der Digitalisierung zu unterstützen und deren Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Wie kommt man von Elektromobilität zu A/V/E?

Elektromobilität ist ein komplexes Thema, das eine umfassende Erklärung und intensive Beratung erfordert. Es ist wichtig den Kunden zuzuhören. Die zentrale Frage lautet: Welche Bedürfnisse und Herausforderungen haben die Kunden? Und dafür dann die passende Lösung zu liefern.

Hier kommen wir zur Verbindung mit A/V/E. Als Dienstleister und Partner für Stadtwerke und Unternehmen in der Energiewirtschaft haben wir viel Erfahrung mit unter­schiedlichen Kunden. Wir haben immer „das Ohr am Kunden und am Markt” und bringen die Expertise in allen Kernprozessen der Energiewirtschaft mit: Lieferantenwechsel, Marktkommunikation, Abrechnung und Systemeinführung. All diese Prozesse sind essenziell für Stadtwerke und Energieversorger, um ihre Geschäftsmodelle effizient zu steuern. Hier unterstützen wir mit den passenden Lösungen.

Die Kernkompetenz der A/V/E liegt darin, die Prozesse mit unserem Fachwissen und digitalen Lösungen zu übernehmen und zu optimieren. Unser Ziel ist es, insbesondere für die kleinen und mittleren Stadtwerke die Komplexität in der Energiewelt zu reduzieren - mit Schulungen, digitalen Services, Prozessoptimierungen und strategische Beratung, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden nachhaltig zu stärken.

Wo sehen Sie die wichtigsten Schmerzpunkte Ihrer Kunden?

Eine der größten Herausforderungen unserer Kunden liegt im Nachbesetzen offener Stellen, im Onboarding neuer Mitarbeiter sowie im Wissensmanagement innerhalb des Unternehmens, insbesondere bei hochspezialisierten Fachthemen. Aktuell erleben wir einen echten Generationenwechsel. Viele erfahrene Mitarbeiter gehen in den Ruhestand und junge Fachexperten sind Mangelware. Dies führt zu einem erheblichen Wissensverlust, der durch die zunehmende Komplexität der Energiewirtschaft nochmals verschärft wird.

Gesetzliche Vorgaben werden immer komplizierter, gleichzeitig sind schnelle Reaktionszeiten gefragt – beispielsweise bei Lieferantenwechsel innerhalb von 24 Stunden oder bei der Anpassung dynamischer Tarife. Die Geschwindigkeit, mit der Daten verarbeitet und weitergeleitet werden, erfordert heute auch blitzschnelle Reaktionen. Dafür sind viele Kunden aktuell noch nicht aufgestellt und vertrauen auf unsere Fähigkeiten und Expertise. Fachwissen und Know-how in der Energiewirtschaft sind essenziell, um Prozesse effizient zu bearbeiten, anzupassen und zu steuern.

Setzen Sie verstärkt auf Künstliche Intelligenz (KI)?

Ganz klar Ja! Die Krisen und damit verbundenen Belas­tungen haben gezeigt, die Kundennachfragen im Servicebereich können sprunghaft ansteigen. Unsere Kunden konnten die Peaks in der Nachfrage nicht mit einfach mehr Personal abdecken. Deshalb haben wir begonnen, uns intensiver mit KI, Automatisierung und Digitalisierung auseinanderzusetzen. Ziel war es, unsere eigenen Mitarbeiter zu entlasten und gleichzeitig die Servicequalität zu sichern.

Aus diesem Grund haben wir eine eigene Digitalisierungssparte etabliert, die sich auf die Automatisierung und Optimierung unserer Prozesse spezialisiert hat. Als Partner von Stadtwerken und Energieversorgungsunternehmen haben wir frühzeitig gesehen, dass alle mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Für viele Kunden haben wir bereits passende Lösungen entwickelt und im Einsatz.

Das Thema KI durchdringt heute alle Bereiche: Prozesse wie Abrechnung und Clearing, die früher manuell durchgeführt wurden, werden künftig von Maschinen übernommen. Das erhöht die Geschwindigkeit und verbessert die Qualität der Abläufe. Im Kundenservice sind Chatbots und Voicebots bereits etabliert – vor zwei Jahren noch ein Trend, heute eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen einen oder zwei Schritte voraus sein, um unseren Kunden innovative Lösungen anbieten zu können und das Spielfeld nicht den großen Playern allein überlassen. Auch die kleinen und mittleren Stadtwerke sollten die gleichen Features für Ihre Kunden anbieten können, wie es die größeren Wettbewerber bereits vielfach tun.

Wie können kleinere Versorger mit diesen Technologien mithalten?

Große Unternehmen beschäftigen oft ganze Abteilungen, die sich mit KI beschäftigen und die Entwicklung vorantreiben. Unser Ziel ist es, auch mittelständischen und kleinen Stadtwerken den Zugang zu diesen Innovationen zu ermöglichen. Wir möchten das Speedboat sein, an das sich die Stadtwerke ranhängen können! Manchmal ist es pragmatischer, im Windschatten der Großen zu segeln und trotzdem schnelle, flexible und hochwertige Lösungen anzubieten. Darüber hinaus hilft KI auch dabei, als moderner und fortschrittlicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, was bei der Gewinnung von Fachkräften ein entscheidender Vorteil ist.

Wir leben Partnerschaften und nutzen seit einigen Jahren die Community der CURSOR Software AG zur E-world energy & water, um mit der Energiebranche in den Dialog zu treten.
Foto: A/V/E

Das Thema Partnerschaften ist uns unheimlich wichtig! Wenn es am Markt bereits passende Lösungen und Systeme gibt, entwickeln wir das nicht doppelt. Stattdessen setzen wir ganz gezielt auf Partnerschaften mit führenden Anbietern, um die besten Systeme zu beherrschen und in unser Angebot zu integrieren. Zum Beispiel arbeiten wir mit der CURSOR Software AG zusammen, einem starken Partner im Bereich CRM und Konnektivität. Über diese Partnerschaft können wir schnell und unkompliziert Lösungen wie Chat- oder Voicebots in die Systeme unserer Kunden integrieren, ohne große Projekte oder Schnittstellenaufwände. Das ist für uns eine Win-Win-Situation.

Unser Ziel ist es, unser Netzwerk weiter auszubauen und weitere Partner, auch aus der ERP-Welt zu begeistern mit uns zusammenzuarbeiten, um für unsere Kunden noch stärker und schneller auf die ganz sicher kommenden Herausforderungen vorbereitet zu sein.