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< Mieterstrom aus Sonnenenergie
28.09.2018 10:12 Alter: 5 yrs

Beim Klimaschutz die Wärme nicht ausblenden

Ohne Wärmewende kann es keine Energiewende geben. Gefragt sind Wärmekonzepte, die Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit perfekt vereinen.


Dieses Thema war auch Gegenstand umfassender Diskussion mit unterschiedlicher Sichtweise auf dem 13. Deutschen Energiekongress in München.

Am Rande des Kongresses sprachen wir mit Hanno Balzer, Geschäftsführer von Vattenfall Energy Solutions GmbH in Berlin. Als Wärmeversorger unterhält Vattenfall rd. 2000 km Wärmenetze in Berlin und Hamburg.

Foto: Markus Altmann

Herr Balzer, warum muss eine Wärmewende mehr Gewicht erhalten?

Ein Großteil der CO2-Emissionen entsteht im Bereich der Gebäude, die Wohnungswirtschaft will und muss daher ihre CO2-Belastung senken. Dies ist aber mit erheblichen Kosten verbunden. Im Neubau wird dieses Thema gestützt durch ENEV und EEWärmeG gezielt angegangen, im Bestand gibt es derzeit keine erkennbare Richtung, wie die Energiewende umgesetzt werden soll.

Um die Klimaschutzziele im Gebäudebereich zu erreichen, braucht es Lösungen, welche über die Gebäudeeffizienz hinausgehen und das Thema Wärme mit einbeziehen. Als Zielgröße kommt hier insbesondere der Primärenergiefaktor ins Spiel.

In welcher Beziehung steht die Wärmeversorgung zum Klimaschutz?

Von Gebäudeeigentümern fordert der Gesetzgeber den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien bzw. nachhaltigen Klimaschutz. Mit mindestens 50 Prozent Anteil hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung gilt der Anschluss an Fernwärme als anerkannte Ersatzmaßnahme. Durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme benötigt Fernwärme aus Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) bei der Wärmeerzeugung den mit Abstand geringsten Einsatz von Primärenergie und hat daher einen sehr niedrigen Primärenergiefaktor.

Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) stellt die Kraftwärmekopplung bei Fernwärme und dezentralen Lösungen deshalb auf eine Stufe mit erneuerbaren Energien. Damit sind keine zusätzlichen Investitionen für den Einsatz regenerativer Energien erforderlich. Im überwiegenden Teil des Versorgungsgebiets von Vattenfall übertrifft die klassische Fernwärmeversorgung die Anforderungen des Gesetzgebers. Sie liegt unter dem für Fernwärme aus Kraft-Wärme- Kopplung pauschal vorgesehenen Wert von 0,7. Ich denke, damit zeigt sich ein wesentlicher Faktor für den Einsatz von Fernwärme.

Sehen Sie einen Wettbewerb von Nahwärmekonzepten gegen Fernwärme?

Die Europäische Wohnungsrichtlinie von 2011 fordert, Neubauten CO2-frei zu machen. Dies soll 2019 auch für öffentliche Gebäude umgesetzt werden. Die Frage ist, erfüllt das in der Diskussion stehende deutsche Gebäudeenergiegesetz diese Anforderungen? Allein mit Dämmung der Außenhaut sind die geforderten Werte nicht zu erreichen.

80 % des Gebäudeenergiebedarfs entsteht durch Wärme. Dort muss man ansetzen. Ein Gebäudeenergiegesetz sollte auch Quartierslösungen im Bestand einbeziehen und wirtschaftliche sowie regulatorische Anreize schaffen. Wir sind Wärmeversorger und versorgen rd. 2 Mio. Haushalte mit Fernwärme, die größtenteils in Kraft-Wärme-Kopplung produziert wird. Deshalb sehen wir durchaus großes Potenzial in Nahwärmesystemen. Besonders in Ballungsräumen, dort wo kein Fernwärmesystem vorliegt. 

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