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19.01.2012 14:08 Alter: 12 yrs
Kategorie: Klimaschutz

Gas als Schlüsseltechnologie

Mit der Neuausrichtung der deutschen Energiepolitik haben sich die Perspektiven der Gaswirtschaft nachhaltig verbessert. Im Energiekonzept der Bundesregierung vom September 2010 spielte Gas keine Rolle, nunmehr ist Gas die Schlüsseltechnologie schlechthin. Heute wissen wir: Wer eine schnelle Integration der erneuerbaren Energien in das Energiesystem will, kommt an Gas nicht vorbei. Mit der 2009 gestarteten Innovationsoffensive Gas hat der DVGW neue Optionen für Gas auf technologischer Basis entwickelt und in der Branche verankert.


Prof. Dr.-Ing. Matthias Krause, Präsident des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (Foto: otzipka fotografie)

Die Innovationsoffensive gibt Antworten auf drei technologische Kernfragen, die für die Zukunft der Energieversorgung von entscheidender Bedeutung sind:

  1. Wie kann die Gas-Infrastruktur als Energiespeicher zur Integration von  Ökostrom genutzt werden? (Power to Gas)
  2. Welche Perspektiven bietet die Weiterentwicklung innovativer Gasanwendungen und hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung? (Gas-Plus-Technologien)
  3. Wie gelingt uns die Einbindung erneuerbarer gasförmiger Energieträger?(Greening of Gas).

Power-to-Gas 
Die Erzeugung, Speicherung und Einspeisung von Wasserstoff oder Methan aus erneuerbarem Strom in das vorhandene Gasnetz ist eine technische Konzeption, die der DVGW entscheidend weiterentwickelt und in die energiepolitische Debatte eingespeist hat. Sobald man über den Nutzbedarf hinaus Strom produziert, muss man ihn entweder speichern oder abschalten. Dem Gasnetz mit seiner riesigen Speicherkapazität kommt bei einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien eine Schlüsselaufgabe zu. Die zentrale Technologie bei Power-to-gas ist die Elektrolyse, die in der chemischen Industrie bekannt und bewährt ist. Wir haben die Möglichkeit, aus überschüssigem regenerativ erzeugtem Strom durch die Elektrolyse Wasserstoff zu produzieren und diesen direkt in das Gasnetz einzuspeisen. Wir können Wasserstoff dann bis zur aktuell definierten Grenze von fünf Prozent dem Erdgas zumischen. 

Dies ist eine hocheffiziente wirtschaftliche Lösung, da der Netz- und Speicherausbau auf der Stromseite bei Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur deutlich geringer ausfallen dürfte. 

Gas-Plus-Technologien
Fit machen müssen wir auch die Anwendung der Kraft-Wärme-Kopplung in Wohnhäusern. Denn hocheffiziente KWK- Technologien in Verbindung mit leistungsfähigen Wärmespeichern gewinnen immer mehr an Bedeutung. Gerade für Bestandsgebäude oder Altbauten eröffnet sich hier eine hochinteressante Option.

Bei gleichem CO2-Minderungspotenzial können innovative Technologien gleichzeitig zur Strom- und zur Wärmeproduktion eingesetzt werden. In Zeiten knapper Budgets halte ich diesen volkswirtschaftlichen Ansatz für zwingend, weil wir nur so ein bezahlbares Konzept vorlegen können.

Greening of Gas 
Auch beim Greening of Gas ist Bewegung eingezogen. Biogas ist eine grundlastfähige erneuerbare Energie und hebt sich daher signifikant von der volatilen Windkraft und der Photovoltaik ab. Angewendet in flexiblen Gaskraft- oder Blockheizkraftwerken wirkt es ausgleichend auf das Stromnetz. Es hilft so, die Schwankungen von Wind und Sonne auszugleichen und im Ergebnis die Systemstabilität im Stromnetz zu halten. Der DVGW ist auch hier als technischer Regelsetzer insbesondere bei Einspeiseanlagen gefragt, den Rahmen für Sicherheit, Hygiene und Umweltschutz zu setzen.

Was sind unsere nächsten Aufgaben:
Wir wollen in der Innovationsoffensive durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch in den nächsten beiden Jahren die Technologien für das Gas weiterentwickeln. Bei Power-to-Gas müssen wir jetzt Demonstrationsanlagen aufbauen. Kraft-Wärme-Kopplung muss als stromgeführte Technologie weiterentwickelt werden, die wiederum hocheffiziente Wärmespeicher erforderlich macht. Und beim Netzmanagement wird es eine engere Verzahnung mit der Stromseite geben.