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< Es gibt keine Gewissheiten mehr Veränderung erfordert, weiter zu denken
07.05.2013 18:38 Alter: 11 yrs
Kategorie: Wirtschaftsfaktor Energie

Unter Spannung

Mit der Energiewende kommen eine Reihe von Herausforderungen ins Spiel: Die massiven Kostenbelastungen durch EEG-Strom, Investitionen in den Netzausbau oder die sinkende Wirtschaftlichkeit der effizienten, gasbetriebenen Kraftwerke machen sich durch steigende Stromkosten bemerkbar. Dieser Entwicklung müssen auch die Stadtwerke Hannover AG Rechnung tragen. Wettbewerb und Wachstum bilden auch 2013 den Spannungsbogen, wie Vorstandsvorsitzender Michael G. Feist im Gespräch heraushebt.


Farbspiel am Heizkraftwerk Linden Die Anstrahlung lief bis zum 13. Januar 2013, anlässlich der feierlichen Einweihung des modernisierten Heizkraftwerks Linden. Die Kraftwerkstürme leuchteten wechselnd in Rot und Lila, den Farben von enercity. Die Dauerfarbe an den im Volksmund genannten "warmen Brüdern" war Rot und phasenweise lief von Seite zu Seite lilafarbenes Licht durch. Dies steht Symbolisch für das Energiefeld von enercity. Die oberen drei Schornsteine sind weiß angeleuchtet.
Fotos: Jonas Gonell

Herr Feist, die Stadtwerke Hannover AG haben aktuell das zurückliegende Geschäftsjahr eingeschätzt. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Trotz des derzeitig schwierigen Marktumfeldes zeigt sich für die Stadtwerke Hannover AG insgesamt eine stabile Entwicklung. Allerdings stehen wir, wie viele andere Unternehmen, durch die schwachen Strompreise der Kraftwerke wirtschaftlich unter Druck. So mussten wir für das Kraftwerk Mehrum eine Wertberichtigung von 20 Millionen Euro durchführen, welche die gesunkenen Ertragsaussichten konventioneller Kraftwerke widerspiegelt. Im Vertriebsgeschäft dagegen konnten wir unser Absatzvolumen für Strom, Gas und Fernwärme steigern. Die Strategie, auf überregionale Wachstumsfelder zu setzen, zahlt sich weiterhin aus. Das Geschäftsfeld Contracting und unsere Beteiligungen leisten einen zunehmenden Beitrag zum Geschäftsergebnis. Auch konnten wir 2012 die regenerative Stromerzeugung substantiell auf circa 60 Prozent des Strombedarfs unserer hannoverschen Haushaltskunden steigern. Die Erzeugungsbasis ist hier im wesentlichen Biomasse/Biogas.

Hat sich das Unternehmen bei Erzeugung und Speicherung gut aufgestellt?

Die Stadtwerke Hannover AG betreibt eigene Kraftwerke mit effizienter Kraft-Wärme- Kopplung (KWK). Insgesamt entstehen dabei ca. 60 Prozent des selbsterzeugten Stroms an den innerstädtischen Standorten. Die Anfang 2013 fertig modernisierte Gas- und Dampfturbine im Heizkraftwerk Linden bietet neue Kapazitäten für flexible Stromerzeugung und trägt zum Ausbau der Fernwärme in Hannover bei. Insgesamt 155 Mio. Euro wurden investiert, um die GuD-Anlage fit für die Zukunft zu machen. Mit einer zweiten Gasturbine und einer neuen Dampfturbine produziert die Anlage jetzt 230 Megawatt (MW) elektrische und 180 MW thermische Leistung. Wir können mit dieser modernisierten GuDAnlage rund 460.000 Haushalte mit Strom und etwa 80.000 Haushalte mit Fernwärme effizient und klimaschonend versorgen. Bis zum Jahr 2020 wird weiter umfangreich in regenerative Energien wie Biomasse und Wind investiert, so dass alle Haushaltskunden in Hannover mit selbsterzeugtem „enercity UmweltStrom“ versorgt werden können.

Sehen Sie weitere Auswirkungen auf Ihr Geschäft?

Betrachten wir den Gasmarkt, so ist davon auszugehen, dass sich im zukünftigen Gasabsatz weiterhin modernisierungs- und verbrauchsverhaltensbedingte Einsparungen, Kundenwechsel-Effekte sowie Abgänge zur Fernwärme bemerkbar machen. Zusätzlich werden preisgetriebene, steigende Umsatzerlöse aus Gashandelsgeschäften erwartet. Auf einen zu erwartenden Rückgang im Netzgebiet werden wir demzufolge im überregionalen Gasgeschäftskundensegment reagieren. Energiesparmaßnahmen am Gebäudebestand werden zu einem rückläufigen Wärmeabsatz führen. Dieser Entwicklung begegnen wir mit einer Verdichtung und bedarfsweiser Erweiterung des Fernwärmenetzes, um Neukunden für die Fernwärme zu gewinnen. Eine konsequente Entflechtung von Gasund Fernwärmenetz sehen wir hierbei als den Weg der Kostenoptimierung.

Wie steht es um Wettbewerb und Wachstum auch 2013?

Die Steuerung des Beteiligungsportfolios ist aufgrund der erheblichen Wachstumsinvestitionen der Vorjahre und des damit verbundenen Substanzzuwachses weiterhin von Bedeutung. Generell ist damit zu rechnen, dass der verschärfte Wettbewerb bei Strom und Gas sowie die zunehmend verschärften Bedingungen bei der Regulierung und dem Klimaschutz Auswirkungen auf künftige Unternehmensergebnisse im traditionellen Kerngeschäft haben werden. Die im Rahmen der enercity-Unternehmensstrategie definierten Wachstumsprojekte sollen derartige Belastungen wirtschaftlich kompensieren. Das ordnungspolitische, regulatorische und wirtschaftliche Umfeld der Energieversorgung wird auch zukünftig durch massive Umbrüche gekennzeichnet sein. Insbesondere der Ausbau der Erzeugung aus erneuerbaren Energien mit Einspeisevorrang in die Netze wird zunehmend belastende Auswirkungen auf die Eigenerzeugung in unseren Kraftwerken haben. Deshalb werden wir auch in den folgenden Geschäftsjahren an dem im Unternehmenskonzept K2020 aufgezeigten strategischen Unternehmensentwicklungsprozess festhalten. Wesentliche Ziele sind die nachhaltige Verbesserung des Energiemixes durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und eine höhere Energieeffizienz. Mit zunehmendem Wettbewerb setzten wir auf überregional wirksame Wachstumsfelder. Der Erfolg dieser bundesweiten Aktivitäten zeigt sich immer mehr und macht bereits heute rund 60 % unseres Geschäftes aus. Den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien treiben wir planmäßig mit wirtschaftlich tragfähigen Projekten voran. Auch in 2013 plant das Unternehmen in die Bereiche Contracting, Biomasse und Erdgasspeicherung sowie in Windkraftprojekte weiter zu investieren. Der Marktanteil soll im Grundversorgungsgebiet mit einer Haltestrategie auf überdurchschnittlichem Niveau gehalten werden. Vertriebliche Aktivitäten außerhalb des Grundversorgungsgebietes dienen der Stabilisierung des Gesamtabsatzes und der Gesamtmargen. Bundesweit wollen wir auch weiterhin zu den wettbewerbsfähigen, erfolgreichen Marktteilnehmern gehören.

Wir danken für das Gespräch.

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