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28.04.2016 10:03 Alter: 8 yrs
Kategorie: Nachhaltigkeit

„SonnenBurg“- Mieterstrom in der Praxis

35 Solarstromanlagen auf 12 Gebäuden der Burger Wohnungsbaugenossenschaft eG (BWG) in Sachsen-Anhalt liefern künftig Mieterstrom für 230 Parteien. Grundlage ist eine Kooperationsvereinbarung der Stadtwerke Burg GmbH (SWB) mit der BWG.   „Werkstattbericht“ überschreibt Dr. Alfred Kruse, Geschäftsführer der Stadtwerke Burg, seinen Beitrag zum Projekt „SonnenBurg“.


Foto: Louisa Behnke

Wer Mieter der Burger Wohnungsbaugenossenschaft ist, kann seinen Strom jetzt aus einer neuen Quelle beziehen: direkt vom Dach seines Wohnhauses. Dieser von Photovoltaikanlagen erzeugte Strom wird nicht ins öffentliche Netz eingespeist, sondern direkt an die Mieter verkauft.

Um es vorwegzunehmen, für die Stadtwerke Burg bleiben Strom, Gas- und Wärmelieferung das Kerngeschäft. Bereits seit einigen Jahren verstehen wir uns aber als kommunaler Klimaschutzmanager. Diese Verantwortung nehmen wir ernst: wir engagieren uns für Energieeffizienzlösungen, so LED-Beleuchtung draußen und drinnen, begleiten unsere Kunden bei der Erstellung von Klimabilanzen und der Kompensation von Emissionen. Der Einsatz erneuerbarer Energien, gerade in Verknüpfung mit unserem Kerngeschäft, hat unsere Aufmerksamkeit von Anfang an gefunden. In den Umbrüchen der Energiewende nutzen wir unsere gewonnenen Erfahrungen, um vor Ort für den Bürger Energieversorgung neu zu gestalten.

Projekt „SonnenBurg“

Mit dem Projekt „SonnenBurg“ als Pilotprojekt der Stadtwerke Burg mit der Burger Wohnungsbaugenossenschaft gehen wir einen wichtigen Schritt. Was steht hinter dieser Bezeichnung? Es handelt sich um ein wirtschaftliches, skalier- und multiplizierbares Modell für PV-Mieterstrom mit der Direktlieferung von PV-Strom an Mieter und die Wohnungsgenossenschaft. Die Stadtwerke Burg treten dabei als Investor der PV-Anlage auf und sind auch bei ihren Kunden Lieferant des jeweiligen Gesamtbedarfs an Strom.

Der Projektumfang umfasst alle aktuell wirtschaftlich nutzbaren Objekte, 12 Gebäude mit insgesamt 230 Mietparteien. Alle Objekte der BWG wurden erfasst und bewertet. Die engen gesetzlichen Rahmenbedingungen des EEG als auch technische Gegebenheiten lassen weitere Gebäude der Wohnungsbaugenossenschaft noch nicht für die Installation von PV-Anlagen geeignet erscheinen. Entsprechend der Mieteranzahl wurden pro Aufgang PV-Anlagen mit 6,17 kWp bzw. 8,67 kWp installiert, insgesamt 35 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 283,45 kWp. Mit dieser installierten Leistung ist die Erzeugung von 285.542 kWh/a PV-Strom avisiert. Der dort aus Sonnenlicht erzeugte Strom reicht aus, um ein Drittel des Strombedarfs der Mieterschaft zu decken.

 

Günstige Strompreise für Mieter

Zum Projekt zählt auch die Einführung unseres neuen Angebotes „SWB Transparent Solar“. Der Grundpreis ist hier ohne Mehrkosten gegenüber unseren anderen Produkten. Das freut uns besonders, ist doch mit dem Sonnenstrom eine smarte Mess- und Visualisierungslösung verbunden, also ein echter Mehrwert für alle Mieter. Der Arbeitspreis ist günstiger als unsere vergleichbaren Angebote, obwohl wir für jede im Objekt direkt erzeugte Kilowattstunde die volle EEG-Umlage zahlen müssen. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, endlich allen Nutzern einen günstigen Eigenverbrauch von Sonnenstrom zu ermöglichen und Mieter sowie Investoren nicht weiter zu diskriminieren.

Viel wichtiger für die Mieter mag die Kostenbremse sein, die mit unserem Angebot über 20 Jahre verbunden ist. Lediglich die Höhe der auch für selbst erzeugten Strom voll zu zahlenden EEG-Umlage von 6,345 Cent pro kWh in 2016 kann sich ändern. Bei allem bleibt für die Mieter die freie Lieferantenwahl gewährleistet.

Die Stadtwerke Burg installieren zudem intelligente Stromzähler, so genannte Smart Meter. Sie erlauben jedem Bewohner einen aktuellen Überblick über den Stromverbrauch. Die Beobachtung des Stromverbrauchs hilft, Stromfressern auf die Spur zu kommen und vielleicht auch das eigene Energieverhalten zu verändern. Indem die Stadtwerke als Infrastruktur- und Systemdienstleister auftreten, wird zugleich eine Basis für weitere Energieffizienzangebote geschaffen.

 

Bürgerbeteiligung als Leitlinie

Als Unternehmen vor Ort ist es für uns gute fachliche Praxis geworden, alle Aktivitäten auf die Chancen einer Bürgerbeteiligung zu prüfen. Mit dem Pilotprojekt im Jerichower Land ermöglichen die Stadtwerke Burg und die BWG Mietern erstmals Zugriff auf die Kostenvorteile von erneuerbar erzeugtem Solarstrom für den Eigenverbrauch. Dieses bedeutet Teilhabe an der Energiewende für Bürger, die vielfach bisher außen vor standen. Mit dem „DKB-Bürgersparen“ in Kooperation mit der Deutschen Kreditbank AG bieten wir darüber hinaus einen mit dem Projekt verknüpften Bürgersparbrief an. Feste Laufzeit, ein guter Zinssatz und Einlagensicherung machen diesen zu einer attraktiven Beteiligungsmöglichkeit für alle Mitglieder der Wohnungsbaugenossenschaft.

Vorteile für alle Seiten

Der Mieter identifiziert sich mit der Energiewende, konkret mit der Belieferung von günstigem, umweltfreundlichem Sonnenstrom. Der Begriff „Strompreisbremse“ bekommt für ihn reale Bedeutung. Die zusätzliche Transparenz in Verbrauch und Kosten ist dann seine ganz persönliche, nachhaltige Chance, seinen Energiehaushalt zu managen und die Kosten zu minimieren.

Die Wohnungswirtschaft bleibt interessiert an der Begrenzung der Nebenkosten ihrer Mieter. Kann sie wie bei den Stromkosten darauf keinen direkten Einfluss nehmen, so schafft sie doch durch eine moderne, attraktive und umweltfreundliche Infrastruktur die Voraussetzungen dafür. Die Aufwertung der Wohnungen erschließt neue (junge) und umweltbewusste Kundenschichten. Und nicht zuletzt zählt eine verbesserte Umweltbilanz. Die Stadtwerke setzen auf eine langfristige Kundenbindung im Wettbewerb. Perspektivisch ist das Projekt ausbaubar durch Verknüpfung mit Stromspeicher oder einer Wärmeversorgung mittels BHKW. Die Energiewende sollte vor Ort stattfinden; ich sehe hierbei die Stadtwerke in der Pflicht. Unsere Aufgabe ist es, Impulse zu setzen, Lösungen zu entwickeln und Projekte auch umzusetzen – mit Partnern wie der BWG. Im ersten Schritt haben die Stadtwerke Burg das Mieterstrommodell zunächst als Pilotprojekt im eigenen Netzgebiet umgesetzt. Weitere Vorhaben mit anderen Wohnungsbaugenossenschaften sollen folgen.

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