Nachricht

< Exemplarische Veränderungen der Marktmechanismen durch Stromspeicher
12.12.2016 16:11 Alter: 7 yrs

Sind Speicherlösungen ein Stiefkind?

Mit dem KfW-Programm Erneuerbare Energien „Speicher“ erhofft sich der Gesetzgeber einen Beitrag zur besseren Integration von kleinen bis mittelgroßen Photovoltaikanlagen in das Stromnetz und will zugleich die Markt- und Technologieentwicklung von Batteriespeichersystemen anregen. Zinsgünstige Darlehen und insbesondere Tilgungszuschüsse sprechen für die Attraktivität des Programms. Ende September 2016 hat die KfW nun einen vorläufigen Stopp dieser Speicherförderung bis Jahresende verkündet. Zu dieser Entscheidung eine Anmerkung unserer Redaktion.


Bildmontage: S. Jacob, www.punkt191.de

Als Begründung für den Stopp der Förderung wird angeführt, dass die Mittel für den Tilgungszuschuss von Seiten des Bundes für das Jahr 2016 bereits ausgeschöpft sind. Einer der Gründe für die gestiegene Nachfrage ist, für Betreiber privater PV-Anlagen ist es inzwischen günstiger, den Solarstrom selber zu verbrauchen, als ihn in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen und dafür die Einspeisevergütung zu erhalten.

Allein zwischen März und August waren bei der KfW weit über 4200 Anträge für die Förderung eingegangen. Aus Fachkreisen verlautet, mit dem 3. und 4. Quartal wären bereits 25 Millionen Euro abgerufen. Womit das bis Ende 2018 laufende Programm in 2016 fast ausgeschöpft wäre. Sind doch nur 30 Millionen Euro im Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums dafür vorgesehen.

Tilgungszuschuss befördert Investitionsentscheidung

Allein das Beispiel der Thüga-Gruppe zeigt, dass solche Speicherlösungen durch ihre Verbraucherorientierung stark am Markt nachgefragt werden. Immerhin 19 Unternehmen der Thüga-Gruppe haben bisher die Vermarktung solcher dezentralen Photovoltaik/ Speicher-Kombinationen an Eigenheimbesitzer mittels eines standardisierten Geschäftsmodells umgesetzt. Zur Vermarktung einer solchen Anlagenkombination gehört eine intensive Vor-Ort Beratung der Kunden.

Der Speicher muss aus dem Schatten der Photovoltaik treten.

Seit Jahresanfang wurden bundesweit 3.587 Beratungsgespräche geführt und 354 Kunden haben sich im Ergebnis entschieden, in ein solches System zu investieren. Nachfragen belegen, in fast allen Gesprächen mit den Kunden war der Tilgungszuschuss der KfW von entscheidender Bedeutung für die Investitionsentscheidung. Dies ist aus Kundensicht auch nachzuvollziehen, denn eine solche Investition liegt zwischen 13.720 Euro und 31.450 Euro.

Unsicherheiten abbauen

Zu befürchten bleibt für das Jahr 2017, dass die Tilgungszuschüsse innerhalb nur weniger Monate abgerufen werden. Zumal ab Januar 2017 der Tilgungszuschuss um weitere drei Prozent abgesenkt wird. Dieser Ausblick dürfte wiederum zu erhöhter Unsicherheit bei den Kunden und Verwerfungen im Vertrieb führen. Der Abbruch der Förderung in 2016 hat bereits im Vertrieb als auch in der Lieferkette der Anlagenhersteller zu Verunsicherung geführt. Deshalb ist es sowohl im Interesse der gesetzten energiepolitischen Ziele, der Kunden als auch der Wirtschaft, diese Unsicherheiten zu beseitigen. Angemerkt sei aber auch, die derzeitige Situation sollte vielen Photovoltaik-Speicherherstellern vor Augen führen, dass sie von der staatlichen Förderung unabhängig werden müssen.

Hans Georg Kaiser, Publizist