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< Dekarbonisierung – Gas kann „grün“!
15.11.2016 09:50 Alter: 7 yrs

Energiewende, EnWG, Europa: Was treibt den Netzentwicklungsplan?

Das Energiewirtschaftsgesetz verpflichtet die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber, in jedem geraden Kalenderjahr einen gemeinsamen Netzentwicklungsplan zu erstellen. Er dient der Optimierung, Verstärkung und dem bedarfsgerechten Ausbau des Netzes und soll dazu beitragen, die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Ina Adler, Energiepolitik und Unternehmenskommunikation der ONTRAS Gastransport GmbH in der Zusammenfassung eines Vortrages zur gat 2016. Foto: Dirk Brzoska


Der nationale Netzentwicklungsplan tritt in Wechselwirkung zum europäischen Netzentwicklungsplan (TYNDP) und berücksichtigt den Gasaustausch mit anderen Ländern. Aktuelle europäische Prognosen weisen bis zum Jahr 2050 einen nahezu konstanten Gasbedarf bei Endkunden aus. Auf einzelne Länder bezogen ist das Bild allerdings inhomogen. So hat der TYNDP 2015 besonders für Osteuropa einen signifikanten Netzausbaubedarf bestätigt. Treiber ist u. a. der Anspruch eines europäischen Binnenmarkts, der Liquidität im Gashandel für alle Mitgliedsstaaten gewährleisten soll; die Transportkapazitäten sollen diesen Maßgaben entsprechen.

Zudem verlagern sich Gasströme in Europa und Deutschland aufgrund von natürlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen. So werden die L-Gas-Exporte aus den Niederlanden nach Deutschland bis 2030 komplett eingestellt; zusätzliche H-Gasmengen müssen die wegfallenden Gasmengen ersetzen. Das erfordert Investitionen in die Infrastruktur. Eine stärkere Beschäftigung vorhandener und ein Neubau weiterer LNG-Terminals in Europa ist absehbar.

Die Transportkapazitäten müssen entsprechend „mitwachsen“. Dazu stellen widersprüchliche politische Interessen tradierte Transitwege und länderübergreifende Pipelineprojekte immer wieder in Frage. Letztlich wird es neue Routen geben, die die Aufkommensquellen mit den Gashubs in Europa verbinden. Die deutschen Fernleitungsnetze spielen geografisch bedingt eine zentrale Rolle beim Transitgeschäft. Unabhängig von einem prognostizierten sinkenden nationalen Gasbedarf bleibt daher der Transitbedarf zu Nachbarländern hoch.

Nicht zuletzt müssen sich die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) in Deutschland den Anforderungen des Klimapakets der Europäischen Union und der Bundesregierung mit einer CO2-neutralen Energiewirtschaft bis 2050 stellen. Eine bedarfsgerecht ausgebaute nationale Erdgasinfrastruktur ist eine wesentliche Grundlage dafür, um die in Paris, Brüssel und Berlin formulierten Klimaschutzziele zu erreichen. Erdgas als CO2-armer, flexibler und kostengünstiger Energieträger trägt zur Absicherung der Stromerzeugung bei und hilft, Emissionen zu mindern, beispielsweise auch mit zunehmend dezentralen Hybridlösungen in der Strom- und Wärmeerzeugung. Ein nationaler Stromerzeugungsmix aus erneuerbaren Energien und Erdgas eröffnet Potenziale. Dazu gehört auch die Einspeisung von regenerativen Gasen wie Biomethan und Wasserstoff aus Power-to-Gas-Prozessen.

Der Aufbruch in ein neues Energiezeitalter erfordert jedoch nicht nur Investitionen in Netze, sondern neben Kapital auch Know-how und Kreativität. Forschung und Entwicklung sind dabei Wegbereiter. Die deutschen FNB wollen diese Entwicklungen voranbringen.

Ina Adler
www.ontras.com