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< Brandenburg: Energiestrategie 2030
10.08.2012 14:23 Alter: 12 yrs
Kategorie: Digitalisierung

Die Schlüsselfunktion der Stromnetze für die Energiewende

Die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien stellt die deutschen Übertragungsnetzbetreiber vor große Herausforderungen. Der vor allem durch Windenergieanlagen im Norden und Osten Deutschlands erzeugte Strom muss sicher in die Verbrauchszentren im Süden und Westen transportiert werden. 50Hertz verantwortet das Übertragungsnetz auf den Gebietender Bundesländer Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.   Zum Stand von zwei aktuellen Netzausbauprojekten in Brandenburg, dem 380-kV-Nordring Berlin und der Uckermarkleitung, informiert Dr. Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer von 50Hertz.


Foto: 50Hertz

Die Regelzone von 50Hertz ist ein Energieexport- und -transitgebiet. Die Menge an erneuerbar produzierter Energie übersteigt den Verbrauch vor Ort bei weitem. Entsprechend bedeutsam sind Übertragungskapazitäten, die den hier produzierten Strom in die Industrieregionen im Süden und Westen Deutschlands transportieren, wo er dringend benötigt wird. Hierbei sind jedoch zunehmend Engpässe festzustellen: Durch den rasanten Zubau von Erzeugungskapazitäten, die regenerative Quellen (vor allem Wind und Sonne) nutzen, kommt es vor, dass mehr Strom produziert wird, als durch die bestehenden Netze geleitet werden kann. Um die Systemsicherheit zu gewährleisten, ist 50Hertz in der Folge dann gezwungen, in den Netzbetrieb einzugreifen und als Ultima Ratio sogar solche Erzeugungsanlagen abschalten zu lassen. Der Eingriff in den Markt bis hin zu den beschriebenen Abschaltungen kostet zudem viel Geld (ca. 100 Mio. €in 2011 nach 36 Mio. in 2010) und zeigt deutlich, dass dem Ausbau der Übertragungsnetze bei der Energiewende eine Schlüsselfunktion zukommt.

Für den Ausbau des Autobahndreiecks Schwanebeck musste die 220-kV-Freileitung bereits umgebaut werden. (Foto: 50Hertz)

50Hertz arbeitet unablässig daran, sein Übertragungsnetz so zu optimieren, zu verstärken und auszubauen, dass die gesamte erneuerbare Energie aufgenommen und transportiert werden kann. Ein Beispiel dafür ist die Windsammelschiene zwischen Schwerin und Hamburg. Nachdem der Planfeststellungsbeschluss für den letzten Abschnitt im April dieses Jahres endlich erfolgt ist, wird seit Anfang Mai gebaut mit dem Ziel die Leitung bis zum Winter fertiggestellt zu haben und somit insbesondere die Versorgungssicherheit Hamburgs (nach der Abschaltung der Kernkraftwerke Krümmel, Brunsbüttel und Unterweser) stärken zu können. Mit dem Berliner Nordring und der Uckermarkleitung existieren auch in Brandenburg zwei wichtige Projekte, die vorwiegend der Integration und dem Transport der Erneuerbaren Energie aus der Uckermark dienen werden. 

Mit dem Nordring plant 50Hertz eine 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung zwischen den Brandenburger Umspannwerken Neuenhagen bei Berlin und Wustermark. Ziel dieses Projektes ist es, die Hauptstadtregion sicher und effizient mit Energie zu versorgen sowie die Netzanbindung des Stahlwerkes im Brandenburgischen Hennigsdorf zu stärken. Momentan wird das Planfeststellungsverfahren für den Nordring vorbereitet. Die ca. 80 Kilometer lange 380- kV-Freileitung soll auf der gleichen Trasse der bisherigen 220-kV-Freileitung gebaut werden, dies soll in zwei Bauabschnitten bis 2016/17 erfolgen. Für die Leitung werden ca. 70 Millionen Euro investiert. Mit dem notwendigen Umbau der Schaltanlagen der Umspannwerke beträgt das Investitionsvolumen insgesamt ca. 110 Millionen Euro. 

Ein Aspekt bei der Planung ist die frühzeitige und enge Einbeziehung der Gemeinden, durch deren Gebiet der Nordring führen wird. Ein Beispiel dafür sind Birkenwerder und Hohen Neuendorf im Norden Berlins, die mit dem Ausbau der Autobahn A 10 und der Bahnstrecke Berlin-Rostock von zwei weiteren Infrastrukturvorhaben berührt werden. Die Gemeinden machten sich für eine stärkere Gesamtbetrachtung der Vorhaben und eine intensive Abstimmung mit den drei Projektträgern für Leitungsnetz, Bahn und Autobahn stark. Bei einem Treffen aller Beteiligten im März dieses Jahres wurde deutlich, dass die Projekte unterschiedlich weit vorangeschritten sind und zudem die bestehende 220-kVLeitung durch den Autobahnausbau bei Birkenwerder nach Norden verschoben werden muss. Die Detailplanung im östlichen Abschnitt des 380-kV-Nordrings wird deshalb in eine weitere Abstimmungsrunde gehen. 

Die sogenannte Uckermarkleitung ist ein weiteres zentrales Projekt für 50Hertz. Sie wird die Umspannwerke Bertikow bei Prenzlau und Neuenhagen im Osten Berlins verbinden. Die 380-kV-Leitung wird Berlin mit Strom aus den brandenburgischen Biomasse- und Windkraftwerken versorgen und die Infrastruktur der Energieregion Uckermark-Barnim stärken. Die Bedeutung der Uckermarkleitung wurde bereits im Jahr 2009 durch den Bundestag im Rahmen des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG) festgestellt. Gemäß dem Prinzip der Trassenbündelung soll die Trasse, deren Planung bis ins Jahr 2005 zurückreicht, überwiegend parallel zu anderen Infrastrukturtrassen verlaufen: einer Bahntrasse und über 100 Kilometer parallel zu bestehenden 110-kV- und 220-kV-Leitungen. Für die ca. 115 Kilometer lange 380-kVFreileitung wird 50Hertz rund 130 Millionen Euro investieren. Dabei werden auch Unternehmen aus der Region durch Beteiligungen an einzelnen Maßnahmen vom Bau der Leitung profitieren.

 Die Akzeptanz der Bevölkerung für den Ausbau der Stromnetze ist ein entscheidender Faktor für das Gelingen der Energiewende. 50Hertz bemüht sich aus diesem Grund bei allen Ausbauprojekten um eine transparente Darstellung der einzelnen Verfahrensschritte bei Raumplanung und Planfeststellung, um frühzeitige und umfassende Information. So ist 50Hertz z. B. mit der Veröffentlichung seiner Lastflussdaten im Internet einen großen Schritt auf die interessierten Bürger zugegangen. Doch dies allein reicht natürlich nicht aus und so wird vor allem auch der aktive Dialog mit den unmittelbar Betroffenen weiter gesucht werden müssen.

Der Dialog mit den Bürgern ist für die Akzeptanz der Netzausbauprojekte unerlässlich. (Foto: 50Hertz)

Einflussfaktoren auf den Netzausbau wie langfristige Genehmigungsverfahren und lokale Akzeptanzprobleme sind nicht immer vorab kalkulierbar. Umso wichtiger sind deswegen klare gesetzliche Regelungen, die die notwendigen Investitionen auf eine feste Grundlage stellen und ein klares Eintreten für den notwendigen Netzausbau. Politik und Medien können hier entscheidend zum Gelingen der Energiewende beitragen.  

Weitere Info: Opens external link in new windowwww.50Hertz.com