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02.05.2013 14:04 Alter: 11 yrs
Kategorie: Wirtschaftsfaktor Energie

Beim Kraftwerksbau droht eine neue Eiszeit

„Beim Kraftwerksbau droht eine neue Eiszeit. Insbesondere die Planungen für Anlagen, die nach 2015 umgesetzt werden sollen, sind auf Eis gelegt worden, auch wenn teilweise bereits notwendige Genehmigungen vorliegen. Inzwischen ist bei fast einem Drittel aller Projekte der Zeitpunkt der Inbetriebnahme unklar. Die Investitionsbedingungen sind zurzeit schlichtweg zu unsicher." Das erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW, zu Beginn der Hannover Messe 2013.


Boxberg Block R, 01 - zweitgrößtes Kraftwerk von Vattenfall in Deutschland, Foto: Bernd Schnabel

Die Unsicherheit bei Investoren läßt sich auf drei wesentliche Gründe zurückführen: unklare politische Rahmenbedingungen für ein zukunftsfähiges Marktdesign, die fehlende Wirtschaftlichkeit für Gas- und teilweise auch Steinkohlekraftwerke sowie Akzeptanzprobleme beim Bau.

Laut der BDEW-Kraftwerksliste sind insgesamt 76 Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 38.000 Megawatt in Planung, im Genehmigungsverfahren, genehmigt, im Bau oder im Probebetrieb. Allein 50 Projekte davon sind Erdgaskraftwerke oder Offshore-Windanlagen. Allerdings sind nur 24 der insgesamt 76 geplanten Kraftwerke konkret in der Umsetzung. Drei Kraftwerke befinden sich bereits im Probebetrieb, 21 Anlagen sind im Bau. Für 22 weitere Projekte wurden die erforderlichen Genehmigungen erteilt. 16 Kraftwerke sind im Genehmigungsverfahren und 13 weitere Projekte sind in der Planung. Es muss bedacht werden, dass aufgrund des vorgezogenen Kernenergieausstiegs und altersbedingter Stilllegungen erhebliche Kraftwerkskapazitäten vom Netz gehen werden. In der Zeit zwischen 2013 und 2022 würden mindestens 16.000 Megawatt Kraftwerksleistung stillgelegt. Wir werden also in Deutschland mittelfristig keine ausreichend gesicherte, neue Kraftwerksleistung hinzubekommen, um diese Abgänge zu ersetzen, wenn sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern, so der BDEW. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die zunehmende Unwirtschaftlichkeit konventioneller Kraftwerke nicht nur Neubauten, sondern immer mehr Bestandsanlagen betrifft. 

Das bestehende Marktsystem sorge dafür, dass zunehmend Gas-, aber auch Steinkohlekraftwerke wirtschaftlich unter Druck kommen. "Daher ist nicht ausgeschlossen,dass unerwartet noch weitere Stilllegungen von Kraftwerken in den nächsten Jahren hinzukommen", so Hildegard Müller.